NEWS

Transat Classique mit der "Mistral"

Die zweite Etappe der "Transat Classique", dieser ersten Atlantikregatta für klassische Yachten, ist gestartet - von Agadir (Marokko) nach St. Barth, dem Zielort in der Karibik. Aus Deutschland ist die Freundeskreis-Yacht "Mistral" dabei, ein Herreshoff-Schoner von 1938.
Infos:
www.transatclassic.com
Dieter Krügel berichtet von Bord der "Mistral":

20.12.

Zum Zeitpunkt des Schreibens stehen wir ca. 27 sm vor dem Ziel. Es ist 14.00 local time und unsere momentane Geschwindigkeit beträgt 0,7 sm per Stunde. Also können wir evt. morgen um diese Zeit im Ziel sein. Das Wasser in den Tanks wird weniger, das Essen etwas ungewohnter, die Stimmung schwankt. Aber das Ziel ist sichtbar und wir werden durchhalten. Eine solch lange Flautenperiode habe ich noch nicht kennen gelernt. Aber man lernt ja nie aus.

Die folgenden Daten werden vor dem Absenden eingesetzt, stimmen also dann.

Gesegelte Strecke: 3363sm
Benötigte Zeit: 21
Größtes Etmal: 225 sm
Kleinstes Etmal: 46 sm

Pazenzia hat uns in der Flautennacht stehen lassen, ging mit 20 m Vorsprung in den Tag und hatte dann Wind, mit dem sie davon zog. Im Ziel hatte sie über 70 m Vorsprung! Und wir hängen immer noch in der NOwind Zone!

Nach der Reise wird der Einzelne sicher seine eigene Rückblende und Erinnerungen haben.
Von nie mehr bis immer wieder – von Baden im 30 Grad warmen, blauen Wasser neben einem grünem Schiff, Duschen unter dem Decksschlauch , von einer über 50 m einfallenden Boe bis zum Dümpeln und Rollen in der Dünung ohne Wind wird es reichen. Und so werden die Berichte unterschiedlich ausfallen.

Ich kann sagen, es war für jeden eine Erfahrung. Dankbar bin ich, dass sich alle in die Gruppe eingefügt haben und wir gut miteinander ausgekommen sind. Auf etwa einer Gesamtfläche von 50 qm mit 8 Personen über drei Wochen aufeinander eingehen und Rücksicht nehmen bedeutet eine hohe Anstrenngung und Leistung.

Glücklich auch, dass die Reise ohne größere Verletzung vorbei ging und wir rechtzeitig unsere Flugzeuge erreichen werden.

So bleibt mir nur noch, auch im Namen der gesamten Crew, Euch ein freundliches, gesegnetes Weihnachtsfest zu wünschen. Kommt gut ins Neue Jahr, das Euch viele Eurer Erwartungen erfüllen möge.

Dieter und Mistralcrew

16.12.

Der Wind schreibt eigene Geschichten. Nachdem wir uns bisher ganz gut verkauft haben, rollen, schlagen, dümpeln wir nun seit 14 Stunden in der See. Die Dünung läuft mit 2 / 3 m Höhe und erschlägt jede noch so geringe Prise. Teilweise fahren wir wieder Richtung Agadir, dann nach Norden oder auch Süden, in den seltensten Fällen treiben wir Richtung Ziel.

Pen Duick hat heute dieses erreicht. Ihr Großkreiskurs war nicht nur der Kürzeste, sondern auch im Ende vom Wind begünstigt. Eine tolle Leistung. Wir haben seit heute Morgen rund noch 260 sm, die nicht weniger werden. Auch der Wetterbericht verspricht uns für die nächsten 24 Stunden keine Besserung.

So war Baden angesagt. Bei 32 Grad Luft und 30 Grad Wasser keine Erfrischung, aber eine Wohltat. Die Frischvorräte sind aufgebraucht. Als letztes wurde heute der große Schinken angeschnitten, Hans tat es mit breitem Lachen im Gesicht.

Stimmung sonst noch ganz gut, aber die Nerven liegen doch dünner unter der Oberfläche.

Alfred ging heute bei schwankendem Mast im Bootsmannstuhl auf halbe Höhe. Durch das Schlagen und Rollen hat sich die Halterung des Radardomes als nicht stabil genug erwiesen. Sie knickte ein und das Gerät schlug bei jedem Rollen an den Mast. Er hat das Gerät festgezurrt. Hoffentlich hält die gesamte Konstruktion bis in einen ruhigen Hafen. Er ist sich dessen sicher.
Nur wann erreichen wir ihn?????

Denkt an uns und schickt uns Wind. Wir wollen nicht nach hinten durchgereicht werden!

Mistralcrew

14.12.

Liebe Freunde, ehe ich es vergesse – uns erreichen viele gute Wünsche und Aufmunterungen. Hierfür vielen Dank. Sie sind manchmal mit sehr netten Motiven unterlegt. Und das bitte ich zu unterlassen. Was an Land mehr oder weniger kostenlos ist, kostet hier pro mp 13.50. Und bei Bildern ist das schnell aufgebraucht. Danke. Irgenwo muss gespart werden.

Heute war ein Karibik Tag. Auch ohne etwas zu tun standen wir im Schweiß. Wasser 30 Grad, Luft um 32 Grad, Luftfeuchte um 100 %. Und fast kein Wind. Mit 2 kn bewegten wir uns, mehr oder weniger durch die Strömung geschoben, vorwärts. Und das bei dem spannenden Duell mit Pacienca, mit der wir täglich um die kürzeste Entfernung zum Ziel wetteifern. Wenn es so weitergeht, werden wir selbst im Ziel um den letzten Meter ringen.

Vor einer halben Stunde hat der Wind sich auf 5 kn erhöht. Leider soll es auch die nächsten Tage so flau bleiben, die schon gemachten Hochrechnungen mit der Ankunft sind Makulatur geworden. Aber wir haben noch Hoffnung – vielleicht wird der Wind ja doch noch stärker.

Die ersten Sonnenbrände sind zu vermelden. Die Sonne strahlt unbarmherzig. Aber deshalb fährt man ja hierher - oder ist es wegen der Regatta???

Heute wurde das letzte frische Gemüse verzehrt. Alles Fleisch ist aufgebraucht, die beiden Kühlschränke, nun innen 27 Grad „kühl“, beherbergen superweiche Butter und vor sich hin schwitzenden Käse. Aber verhungern werden wir sicher nicht. Heute Mittag gibt es als nochmaligen Versuch mit gutem Mehl Pfannkuchen, am Abend vermutlich herrliche Spagetti – die letzte Wurst muss weg mit der Soße.

Über mir schlagen die Segel im Takt der Dünung. Aus dem Schiff dringen die Töne der Schläfer. Leise plätschert das Wasser an der Bordwand entlang. Ein herrlicher Sternenhimmel mit vielen Sternschnuppen und ein voller Mond bilden den Rahmen.

Das haben wir doch auch gewollt. Und etwas mehr Wind. Also wie üblich, wunschlos sind wir immer noch nicht.

Euch einen erholsamen schönen Sonntag.
Mistralcrew
Pos. 18 Grad 4r0 N 052 Grad 13,5 W 610 sm zum Ziel

10.12.

Einige Stunden schönstes Passatsegeln liegen hinter uns. Vor uns liegt eine Phase mit stärkerem Wind, es sind bis 8 Bft. angekündigt. Mit entsprechend gekürzten Segeln werden wir auch da versuchen, schnell zu sein, ohne uns oder das Schiff zu überfordern.

Gestern Abend gelang es uns, 6 Stunden einen Schnitt von 10 kn zu erreichen. Dann brach leider der Genaker im Top. Nach erfolgreichem Fischzug ging es dann unter Klüver, Schoner und zweifach gerefftem Großsegel weiter durch die Nacht, wobei die Grundgeschwindigkeit bei 8, in der Spitze bei 11 kn lag. Not so bad.

Heute ging es dann mit ausgerefftem Groß und am Nachmittag mit innen gesetztem Fisherman weiter. Diesen bargen wir jetzt bei Sonnenuntergang als Vorbereitung für die Nacht. In einem Drücker erreichte Peter May dann den Geschindigkeitsrekord: 15.7 kn

So schnell war Mistral noch nie unterwegs gewesen. Toll – alles jubelte.

Aber ohne Wehwehchen geht es natürlich nicht. Durch die hohe Geschwindigkeit bekommen wir kein Salzwasser mehr ins Boot. Die Spülung der Toiletten und die Umsetzung der Kühlung fallen immer wieder aus. Jetzt hat die ihren Dienst quittiert. Großes Fleischretten ist angesagt.

Da wir hoffen, in wenigen Tagen am Ziel zu sein, ist die Überlebenschance auch ohne Fleisch gegeben.

Es wird hart gekämpft. Nach der Liste sind die Distanzen zwischen den führenden Booten geschrumpft:

Faiaohe in Führung
Pen Duick - 21 sm
Stiren - 106 sm
Pazienza - 148 sm
Mistral - 149 sm

Mistralcrew

8.12

Heute haben wir die imaginäre Linie überschritten, die den halben Weg markiert. Peter hat mir per Computer ausgerechnet, dass wir noch 8 Tage und einige Stunden benötigen, wenn – ja, wenn der Wind so bleibt. Das hoffen wir zwar, aber es steht in den Sternen.
 
Eigentlich hatten wir heute ein Ergebnis erwartet, das nach der mit vielen Manövern versehenen Nacht uns zurück versetzt zeigen würde. Das Gegenteil ist der Fall. So kann es weitergehen.
 
Nach Nieselregen und dichten Schauern in der Nacht, Wetterleuchten an verschiedenen Fronten herrscht nun schönstes Sonnenwetter. Die See zeigt das Bild von 4 Bft, leider sind es aber nur 3, was das Vorwärtskommen erschwert. Die Segel fallen durch die Wellen, die unter dem Schiff durchlaufen, öfter ein und wir müssen höher steuern als uns lieb ist.
 
Auch die Freiwache ist an Deck und genießt den herrlichen Sonnenschein, auf den wir seit Tagen (mit einer Unterbrechung) gewartet haben. Die Plünnen hängen überall an Deck, sehr farbig.
 
Der dritte Wassertank von vier ist angebrochen. Sparapelle ausgegeben. Essen langt noch für längere Zeit, Wasser könnte knapp werden. Aber in Flaschen ist noch Vorrat darüber hinaus.
 
Heute ist auch wieder Duschen an Deck angesagt. Irgendwie müssen wir ja auch mal sauber riechen. Ein neuer Duft wird durch die Räume ziehen. Alle Luken sind auch auf.
 
Leider dreht der Wind wieder so, dass unser Ziel genau im Mittelpunkt unseres vor dem Wind Kreuzens liegt.
 
Abgerechnet wird im Ziel – und bis dahin ist es noch weit. Es kann noch viel geschehen. Wir versprechen, unser Möglichstes einzubringen.
 
Die heute von der Sonne verwöhnte Mistralcrew.

6.12.
 
Endlich scheint der Mond. Und das überraschender Weise auch noch zur zweiten Nachtwache von 23 bis 3 Uhr. Bisher zeigte er sich als kleine Sichel, die gegen 22 Uhr unterging.
 
Bei leichten !!! Winden um 2 Bft. schrauben wir uns durch die See. Die großen Wellen verursachen immer wieder ein Flappen der Segel, das mit einem Pistolenknall endet. Das stört die Freiwache nicht, die in der Koje liegt. Die natürlichen Schlafgeräusche dringen aus den Kabinen. Schiffsschlafenszeit ist Schnarchzeit. Warum?
 
Heute war es warm, auch die Nacht lässt schon leichte Kleidung zu. Am Tag war der Himmel durch eine dünne Dunstdecke grau bedeckt, die Sonne kam nur für Sekunden hervor. Trotzdem war die Farbe des Wassers schon von dunklem Blau, leicht überdeckt von der Reflektion des grauen Himmels.
 
Die geringe Windstärke lässt unsere Geschwindigkeit, unser Potenzial bei starkem Wind, nicht zur Geltung kommen. Gespannt sind wir deshalb auf das morgige Bild, das der Computer uns zeigen wird. Konnten wir unsere Position halten oder sogar noch ausbauen?
 
Gerade läuft wieder eine große Welle durch – das Schiff legt sich nach beiden Seiten, die Segel geben ihr Lied dazu. Ohne Regatta ein herrliches Segeln durch die Nacht.
 
Uns allen geht es gut. Heute freuten wir uns über das Erreichen des ersten Drittels der Gesamtstrecke. Der kleine Schluck Rotwein war spürbar – da sonst kein Alkohol getrunken wird. Die Leber freut sich über eine gründliche Erholungspause.
 
Wir hoffen, Ihr habt eine gute Nacht. Herzliche Grüsse von unserer Position 23 Grad 02.2 N - 028 Grad 40.97 W.
 
Mistralcrew

3.12
 
Nach unserem Auslaufen aus Dourarnenez stellten wir fest, dass die Hecklaterne fehlte. Wir vermuteten die Demontage während der letzten Nacht. Eine neue wurde in Agadir montiert. In der Zeit der Flauten stellten wir fest, dass  die durch hängende Großschot unter der Hecklaterne hängen blieb. Und das tat sie dann auch während eines Manövers. Und so haben wir wieder keine Laterne, aber den Dieb.
 
Seit Montag nachmittag haben wir endlich Wind, manchmal nicht unbedingt in der von uns gewünschten Windrichtung, aber damit können wir leben. So kommen auch Kurse zustande, die von zuhause nicht immer nachvollziehbar sind. Durch unsere Takelung und Besegelung können wir nicht so hoch und nicht so direkt vor dem Wind laufen, sondern müssen häufiger kreuzen. Und natürlich nach den vorliegenden Windvorhersagen Entscheidungen treffen, leider nicht immer alle richtig.
 
Entgegen den Wettervorhersagen haben wir tüchtig Wind bekommen. Am Tage segeln wir mit Genaker, Schooner und Großsegel. Da in der Nacht der Wind bisher immer zulegte, fahren wir in dieser Zeit Klüver, Schooner und zweifach gerefftes Großsegel. Trotzdem sind wir mit bis zu 10 kn unterwegs. Das Steuern ist Schwerarbeit und wir freuen uns, die jeweils halbe Stunde gut zu überstehen.
 
Stimmung ist gut, Skorbut ist vorläufig auch nicht zu erwarten, allen geht es gut. Leichter Schlafmangel ist feststellbar.
 
Mistralcrew

30.11.
 
Ich hoffe, bei Euch brennt das erste Licht ...  Es ist kaum zu fassen, aber in vier Wochen ist Weihnachten.
 
Wenn es bei uns so weiter geht, werden wir Weihnachtgen auf See verbringen müssen – einen Lichtblick haben wir, ab dem 3. Dezember soll endlich richtig Wind sein. Bisher bewegen wir uns von Flautenloch zu Flautenloch, bei unserem schweren Schiff etwas mühsam.
 
Stimmung ist gut, Segel stehen hervorragend, Segelwechsel hält uns in Gang. Essen ist auch ausrechend vorhanden, mit dem Abnehmen bleibt es vorläufig beim Vorsatz. Die Nächte bieten einen herrlichen Sternenhimmel mit vielen Sternschnuppen, ansonsten aber pottdunkel. Unsere Mitbewerber sind inzwischen nur noch auf dem PC Schirm auszumachen.
 
Mistralcrew

Berichte von der ersten Etappe



top...