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Vele d'Epoca a Porto Rotondo

Text und Fotos: Kiki Hagmann


Tag 1, vor dem Start

10.-13.September in den sardischen Gewässern vor Porto Rotondo: Fünfundzwanzig der schönsten klassischen Yachten gingen an drei Wettfahrttagen in insgesamt fünf Regatten an den Start. Klasse statt Masse war das Motto der Veranstaltung.

Wahre Hiobsbotschaften kursierten im Vorfeld, das schöne türkis-weiße Clubhaus sei abgebrannt. Ein Schwelbrand hatte Ende Juli bei Elektrikarbeiten 1/3 des Hauses verwüstet, aber der neue Präsident Luigi Carpaneda sowie zahlreiche Clubmitglieder forcieren den Wiederaufbau und versichern, dass das Clubhaus bald schon in neuem Glanz erstrahlen werde.

Der Yachtclub Porto Rotondo, die Regattaleitung sowie der Sponsor hatten vorbildlich für Zelte und erstklassige Versorgung gesorgt, so dass es den Regattateilnehmern an nichts mangelte. Die herrlichen Holz-und Messingträume lagen vor dem etwas traurig ausschauenden Clubhaus und segelten an den ersten beiden Regattatagen an je zwei Wettfahrten bei mittleren bis leichten Winden. Am letzten Renntag gab es nur ein Rennen, anfänglich bei sehr leichtem Wind, der dann später zur Freude Aller auffrischte. Trotzdem stöhnten die Crews einiger Schiffe, wie die der Talisman, eine Abeking und Rasmussen aus dem Jahre 1920. Die Bermuda getakelte Yawl zeichnet sich nun mal durch ihre Robustheit aus und ist nicht unbedingt als Regattaschiff gebaut worden. Aber sie ist dennoch eine wahre Augenweide, auch wenn sie bei Leichtwinden nicht die Schnellste ist.


Talisman

Auf der Liste der bis 1945 gebauten Yachten dominieren schottische/englische Vorkriegsdesigner wie die The Blue Peter von Alfred Mylne 1930, Mariella von William Fife von 1938, Cerida von Newman& Sons von 1938, Javelin von Payne&Sons von 1898 sowie Owl von 1909 und Tirrenia II von 1914 (beide von Shepher). Bei diesen Bootsdesignereliten sind deutsche Schiffe doch eher selten zu finden. Umso erfreulicher, dass die Talisman-Crew Flagge zeigte, in dem ihre Crewshirts sowohl die deutschen des Schiffes als auch die schwedischen Insignien des Eigners bzw. des Royal Swedish Yacht Club zeigten.


The Blue Peter

Im Regattafeld befand sich auch ein Schiff namens Vagabundo II. Am Ruder stand kein Geringerer als der weltbekannte Bootsdesigner German Frers. Schon sein Vater und sein Großvater waren Bootsbauer. Und so ist die 1945 gebaute Vagabundo II auch in der argentinischen Familienwerft gebaut worden. Das Schiff liegt seit zwei Jahren im italienischen Grossetto und die professionelle Crew setzt sich ausnahmslos aus Argentiniern zusammen, die zum Teil zur Regatta eingeflogen sind oder in Europa leben.


Vagabundo


Vagabundo

Am zweiten Tag segelte ich an Bord der Cerida. Herrlich relaxtes, aber durchaus professionelles „Gentleman Sailing“ wurde während der 2.Regatta des Tages so richtig spannend. Beide Schiffe lieferten sich fast eine halbe Stunde lang Seite an Seite segelnd einen erbitterten Fight, der in einem gekonnten Überholungsmanöver German Frers endete, als wir schließlich Vagabundo II , die am Ende Drittplazierte ihrer Klasse, als Sieger an uns vorbeisegeln lassen mussten. Worauf Ceridas Eigner, ein besonnener italienischer Anwalt, nur trocken meinte: „Oh ich wusste gar ncht, dass Vagabundo ein so schnelles Schiff ist.“


Cerida


Cerida

Ebenfalls in der Bermuda Klasse beeindruckte das 1939 an der Ostsee gebaute Schiff Janina, das von einer sehr passionierten, ausschließlich bayrischen Crew äußerst profimäßig gesegelt wurde, teilweise sogar von der einzigen weiblichen Skipperin im Feld, Elly. Belohnt wurde die starke Seemannschaft mit einem 8. Platz von insgesamt 12 Schiffen in dieser wirklich starken Gruppe mit Peter (1939) als Sieger vor Marjatta (1943, beide Lindblom) und Vagabundo II (German Frers, 1945).


Janina

Janina


Marjatta


Owl

Die Klassikgruppe wurde gewonnen von Chaplin (Sangermani/Sciarelli 1974). Diese von der italienische Marine gesegelte Yacht gewinnt zielstrebig nach Antibes hier ebenfalls zwei weitere, schöne Panerai-Uhren, denn sie wurde auch Gesamtsieger. In der Gaffelsegel Klasse gewann Vistona (Dicky/Campbell 1937), gefolgt von den beiden Shepherdyachten Tirrenia II und Owl, der 100jährigen Segeldame, vor der wir uns nur verneigen können. Mit einem feierlichen Festakt wurde denn auch dieser runde Geburtstag gebührend begangen. Oft wünschte ich mir, dass diese betagten Oldtimer der Weltmeere mir ihre sicherlich aufregenden Geschichten erzählen könnten.


Angelo Bonati, Panerai, im Interview


Carlo Falcone (Mariella), Matthew Barker (Blue Peter), Carlo Brunati

Alle Regattaergebniss finden Sie unter www.ycpr.it



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