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Square Metre Rule Jubilee 2008

Der Schärenkreuzer, Schwedens Beitrag für die Seglerwelt, feiert seinen 100. Geburtstag. Und 100 Schärenkreuzer nehmen in diesen Tagen an den Jubiläumsfeierlichkeiten in Saltsjöbaden teil! Die Wettfahrten bilden den Höhepunkt, gesegelt wird mit vielen internationalen Gästen um
- die Schwedische Meisterschaft für SK 22er
- den Europa Cup für SK 30er
- die Internationale Meisterschaften für SK 40, 55, 75, 95

Wo so viele nette Schärenkreuzer-Segler zusammenkommen, wird natürlich auch groß gefeiert - im Cockpit und im Grand-Hotel von Saltsjöbaden. Viel Spaß!

Teilnehmerliste

Saltsjöbaden-Programm


Prof. Lars Strömberg, "Cheforganisator" aller Jubiläumsfeierlichkeiten, sprach im Interview mit uns über Faszination und Zukunft der Schärenkreuzer:

Welche Bedeutung haben die Schärenkreuzer-Klassen für die schwedischen Segler heute? Gehören sie zu Schweden wie die Mittsommer-Feier?
Sie sind Teil unserer Inselwelt und Teil des Herzens jedes schwedischen Seglers. Aber wenn du in einen Hafen kommst, fragen dich die Nachbarn in ihren Hanses, Beneteaus und Dehlers, ob man wirklich an Bord schlafen kann, ob es nass ist und dicht ist. Dann sagen sie, wenn sie mehr Zeit hätten, würden sie gern einen Schärenkreuzer haben, aber es sei zuviel Arbeit.
Sie mit Mittsommer zu vergleichen ist wirklich nicht fair, weil Mittsommer zu feucht ist, kein Schlaf, ein Haufen Arbeit und hinterher Kopfschmerzen. Absolut anders als ein Schärenkreuzer, in jeder Beziehung.

Warum hast Du persönlich eine Schäre gesegelt? Was macht die Boote so faszinierend?
Ich denke, sehr viele Segler meines Alters in Schweden haben irgendwann mal einen Schärenkreuzer gesegelt. Heute ist es mehr eine Marke, ein Symbol von Freiheit, die komplette Unabhängigkeit von all den Must’s im modernen Leben. Du hast keinen Luxus an Bord, aber du fühlst dich gut, du isst gut, du kannst überall hinsegeln, kurz gesagt ist das Boot ein Instrument der Freiheit. Wir haben einen schwedischen Designer, Peter Norlin, der kürzlich in einem Magazin gesagt hat, dass die 22 qm die Formel 1 des Segelns sei. Das ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Aber es hat etwas Einzigartiges: Alte und neue Designs, keines gleicht dem Anderen, alle konkurrieren zu gleichen Bedingungen. Boote aus Holz und Kunststoff gewinnen den „SK-Pokal“, die alte Kanne. Jedes Jahr haben wir Hinzukömmlinge, die Yachten aus den dreißiger Jahren segeln. Es sind wirklich Boote, die schön zu segeln sind, und viel leichter in ihren Bewegungen als die Meter-Yachten. Die 40 qm, die ich hatte, war als 7mr-Yacht vermessen, schnell wie eine 8mr, mit mehr Platz an Bord, und ich habe sie immer selbst gesegelt. Du weisst von Laboe, das eine 95 qm mit einem 12er konkurrieren kann, obwohl du sie nur mit zwei oder drei Personen segelst.

Welches konkrete Boot ist für Dich der perfekte Schärenkreuzer?
Für mich ist ein Holzboot ein Kunstwerk. Ich bin immer wieder fasziniert von dem Handwerk und dem Können, das in dieses Boot als Ausdruck von Schönheit gesteckt wird. Die Form in Kombination mit der Funktion berührt mein Gefühl immer wieder. Dein Boot, der Seefahrtskreuzer „Piraya“ und meine eigene 40er „Britt Marie“ sind, zusammen mit einigen anderen, nahe an meinen Favoriten. Sie haben eine Balance in der Form, sie sind weder extrem lang noch breit. Sie sind aus jedem Winkel betrachtet einfach schön. Das Rigg ist so ausgelegt, dass die Überhänge ausbalanciert sind, die Proportionen von Rigg und Rumpf passen einfach, und sie segeln, ohne dem Wasser Gewalt zuzufügen. Ein Sechser, von denen ich zwei hatte, geht die Welle hoch. Diese Welle bricht querab am Heck unter deinem Hintern, wenn du sitzt und steuerst. Eine 40 qm bewegt das Wasser überhaupt nicht, so scheint es bei unter 5 Knoten. Bei 9 Knoten macht sie ein Wellenmuster, bricht aber nirgendwo eine Welle. Das ist Schönheit. Sie gleitet einfach über das Wasser.
Ich denke, die 30 und 40 qm nach der Regel von 1925, gebaut zwischen 1934 und 1939, sind meine Favoriten. Wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich die 55 qm „La Liberte“ kaufen, gebaut 1934, gezeichnet von Eric Salander. Nicht nur weil sie berühmt ist, weil Greta Garbo ihre Toilette benutzt hat, sondern auch wegen ihrer Schönheit. Ulf Tobereger hat sie wohl jetzt min-destens 25 Jahre, und leider ist er jünger als ich.

Die Jubiläumsveranstaltung wird ein riesiges Ereignis. Was aber wird zum Erhalt der Klassen für die nächsten 100 Jahre getan?
Der wichtigste Punkt ist, die Klassen-Regeln intakt zu halten. Wir haben gemäß der letzten Regel (1925) designed und diese produziert noch immer Boote von großer Schönheit, die mit jedem Boot vergleichbarer Größe konkurrieren können. Ich sehe kontinuierliche Updates, die Alu-Masten und Composit-Masten erlauben, Anpassungen was die Segel angeht usw. Aber die Regel als solche ist völlig intakt. Jedes Jahr gibt es Leute, die über längere Spi-Bäume diskutieren. Warum? Wenn alle Bäume gleiche Länge haben, wird ohnehin der beste Segler gewinnen. Da gab es Vorschläge zur Veränderung der Segelmaße. Warum? Wenn jedermann ein neues Segel mit dem neuen Schnitt gekauft hat, sind wir wieder am Anfang. Der eigentliche Spaß am Segeln dieser Booote ist: Sie segeln sehr gut, du bist dicht am Wasser, sie können auch mit rauhem Wassser umgehen und trotz baulicher Unterschiede über 50 Jahre konkurrieren sie immer noch zu gleichen Bedingungen.
Ich hoffe, dass die deutschen Freunde realisieren, dass es nur eine Schärenkreuzer-Regel gibt, nicht mehrere, man sollte aufhören, damit herumzuspielen. Wir wissen, dass ein deutsches, ein schwedisches oder ein amerikanisches Boot miteinander konkurrieren können. Bitte ruiniert das nicht. Wenn ihr ein schnelleres Boot wollt, kauft einen 49er oder einen Renn-Katamaran.

Die “Ärgerfrage” zum Schluss: Welche Schäre ist schneller, eine aus Plastik oder eine aus Holz?
Die ist keine „Ärgerfrage“ für mich. Ich bin froh, dass du sie gestellt hast, denn es gibt keine andere Antwort als „beide“. Es hängt davon ab, wer das Boot segelt. Ich bin froh, dass wir ein Revival mit Plastikrümpfen und Formverleimten bei den 22 qm und den 30 qm hatten (und ebenso einige wunderbare 40, 55 und 75 qm). So besteht die Möglichkeit, Boote zu immer noch hohen, aber erschwinglichen Kosten zu bauen. Und die Boote von Reimers, Becker und Södergren sind wirklich schön, oder nicht?
Aber das Geräusch der gluckernden Wellen am Rumpf, wenn du in einem Boot aus Holz in deiner Koje kurz vorm Einschlafen bist, das kann durch nichts ersetzt werden.
Auf keinen Fall.

Interview: W. Horns


Weitere Infos zum Schärenkreuzer, der Entwicklung der Schärenkreuzerklassen in Deutschland sowie einige Link-Tipps haben wir auf folgender Seite für Sie zusammengefasst:

Schärenkreuzer-Infos







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