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Segeln Lieben Bewahren

Torsten Conradi, Präsident des Deutschen Boots- und Schiffbauer Verbands vergab am 30. Oktober im Rahmen der "Hanseboot" die Plakette „segeln, lieben, bewahren“ des Freundeskreises Klassische Yachten an „Adje“ Hauschildt - Elb-H-Jolle “Herz-Jung“

Aus der Laudatio Torsten Conradis, des Präsidenten des Deutschen Boots- und Schiffbauerbandes:

"Wir sehen hier das Boot „H 300“, einer der interessantesten Vertreter der Elb-H-Jollen. Das Boot steht für zweierlei:
Zum einen als repräsentatives Beispiel für eine der zahlreichen revierspezifischen Entwicklungen, die so typisch sind für die Zeit des letzten Jahrhunderts. Es gab viele dieser Bootsentwicklungen, ob Chiemsee-Plätte oder die hier im vergangenen Jahr gezeigte Schweriner Einheitsjolle oder eben die Elb-H-Jolle. Sie alle waren konsequente Schritte, um maßgeschneidert den Anforderungen des jeweiligen Reviers zu entsprechen.
Entstanden ist dieser Bootstyp zu Beginn der 30er Jahre. Zu dieser Zeit hatten sich „C-Jollen“ als erste größere Jollenklasse auf der Elbe etabliert. Das waren gut segelnde Boote, die aber durchaus auch einige Schwächen aufwiesen. Eine erfolgreiche C-Jolle war die „Ole Hoop“, die Willi v. Hacht auf seiner Werft nachbaute, allerdings mit einigen Veränderungen, vor allem mehr Freibord durch einen um eine Planke höheren Rumpf und ein größeres, schmales Rigg.
Das Boot bewährte sich von Beginn an im rauhen Elbrevier, woraufhin der Blankeneser Segelclub den Riss bei „v. Hacht“ erwarb und zur Grundlage einer neuen Einheits-Jollenklasse machte, die fünf Jahre später vom DSV mit geringfügigen Modifizierungen am Segel und beim Bootsgewicht als Sondergruppe der 15 qm Wanderjollen anerkannt wurde, eben der „15 qm-Einheits-Elb-H-Jolle“. Dieser Jollentyp, mit seiner idealen Eignung im Tidenrevier der Elbe, gewann schnell neue Freunde, immerhin waren bis Kriegsende 38 Elb-H-Jollen registriert.

Im Winter 1952/1953, also vor 60 Jahren, wurde die H 300 bei der Bootswerft Karl Feltz in Hamburg-Finkenwerder gebaut. Die Werft war seinerzeit noch an der Süder-elbe ansässig. Wurden die Elb-H-Jollen bis dahin auf kupfergenieteten Spanten gebaut, sind bei diesem Boot erstmals Messingschrauben eingesetzt worden.
„H 300“ war zu Recht der Stolz der Werft und wurde schon 1953 auf einer Ausstellung der Bootsbau-Innung an der Binnenalster – also einem frühem Vorläufer der Hanseboot - dem staunenden Publikum vorgestellt. Insofern ist es für das Boot kein neues Gefühl, im Mittelpunkt auf einer Hamburger Ausstellung zu stehen!
Getauft auf den Namen „Herz-Jung“ ist die Jolle von Beginn an im Besitz der Familie Hauschildt. Vater „Adje“ hat das Boot die ersten 35 Jahre gesegelt, seitdem sitzt Sohn Peter an der Pinne.
Und wie damit gesegelt wurde! „Herz-Jung“ ist nicht nur bestens bekannt in ihrem Revier. Sondern auch auf der Regattabahn gefürchtet, denn sie ist das wohl erfolgreichste Boot, das die seit 60 Jahren ausgesegelte Bezirksmeisterschaft der Elb-H-Jollen 20 x gewonnen hat!
Nicht nur über Regattaerfolge läßt sich berichten, sondern auch über bemerkenswertes Fahrtensegeln. So stehen z. B. der Törn rund-Seeland, schwedischen Schären, Neuwerk sowieso, oder die Oberelbe von Magdeburg nach Hamburg und Mecklenburgische Seen in den Logbüchern.
Und es ist, dank liebevollster Pflege, weitgehend im Original-Zustand erhalten; kleine Veränderungen in der Beschlag-Ausstattung mit verschiedenen Trimmvorrichtungen sind Zugeständnisse an die heutige Zeit, denn „Herz-Jung“ wurde auch mit ihren 60 Jahren nicht aufs Altenteil geschoben, um gelegentlich bei „Kaiserwetter“ anläßlich gemütlicher Ausfahrten gelüftet zu werden. Im Gegenteil: das Boot wird noch immer auf der Regattabahn ordentlich „zur Brust genommen“. Um so bemerkenswerter ist der gute Zustand dieser Pretiose. Mit dem Verbleib in der Familie sind für „Herz-Jung“ auch in den kommenden Jahren gute und fürsorgliche Hände gesichert.

Mit der vom Hamburger Künstler Hinnerk Bodendieck gestalteten Plakette „Segeln, Lieben, Bewahren“ soll der Erhalt historisch wichtiger Exemplare des maritimen Erbes gewürdigt werden.
Es ist mir eine Ehre, Ihnen Herr Hauschildt in diesem Jahr diesen Preis überreichen zu dürfen."



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