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Segeln - Lieben - Bewahren 2018

Der Hamburger Segel-Club erhielt für den Erhalt seines Puschenboots auf der Hamburg Boat Show den Preis „segeln, lieben, bewahren“ des Freundeskreises. Torsten Conradi, Präsident des Deutschen Boots- und Schiffbauerbandes, übergab den Preis an Daniel Baum, 1. Vorsitzender des HSC, und hielt die Laudatio.

Im Foto: Daniel Baum, Ulrich Körner (FKY) Torsten Conradi, Andreas Borrink

Aus der Laudatio:

Zurück zu den Anfängen. Zu den ersten Stunden vieler Seglerleben. Ungezählt ist die Schar derer, die ihre ersten Segelerfahrungen in einem „Puschen“ gesammelt haben. Dem Jugendboot vieler Vereine vor allem Norddeutschlands, mit Schwerpunkten hier auf der Alster, auf der Wakenitz oder am Ratzeburger See.

Das Boot hat einen großen Vater: Ernst Lehfeld. Bekannt ist er vor allem durch den 1958 konzipierten Korsar, den 1960 entstandenen Zugvogel und viele Kielschwertkreuzer. Er war ein früher Verfechter des Leichtbaus. Gesucht sind noch heute die Bücher „Sperrholzboote für den Selbstbau“.

Zum „Puschen“: Das einfach konstruierte, aber gut segelnde Jugendboot fand schnell das Interesse der Vereine. Zahlreiche Werften haben sich mit seinem Bau beschäftigt. Manche Exemplare wurden wohl auch in Eigenleistung in väterlicher Remise zusammengebastelt. Mehr als 100 Boote wurden registriert. Bis in die 90er Jahre sind Ausbildungen mit ihm überliefert.

Auch wenn es nicht sein offizieller Name war, bekannt ist das Boot als „Puschen“ (das „Puschen“ - nicht der „Puschen“, das ist etwas anderes). Benannt ist es nach dem Spitznamen von Ernst Lehfeld’s Tochter.

Es war das Jugendboot des Hamburger Segel-Clubs, der eine kleine, bei Dornheim am Winterhuder Weg gebaute Flotte betrieben hatte. In den 60er und 70er Jahren haben mehrere Generationen auf der Alster hierin erstes Regattafeeling erlebt. Aus einer Laune heraus („… weißt Du noch …“) kamen Mitglieder des HSC auf die Idee, ein Boot ihrer frühen Segeltage zu beschaffen, das dem damaligen Zustand entsprechen sollte. Nichts verbaut und ver-bastelt. Mit einen Scheunenfund im Lauenburgischen kam kurz darauf Fahrt in die Angelegenheit. Erstanden haben sie einen ungepflegten grauen Holzrumpf, ein Rigg aus Aluminium, alte Segel und eine Tüte mit einer bunten Mischung von Beschlägen. Um die Entsorgungskosten zu sparen, wurde das Rigg gleich dagelassen, denn damals hatten Puschen noch ordentliche Holzriggs. Das Boot hatte viele „Modernisierungen“ über sich ergehen lassen müssen, vom modernen Traveller über ein breites Seitendeck, Ausreitgurten bis zu Elvströmlenzern. So galt es, das Deck auf seine ursprüngliche Kontur zurückzubauen und einen klassischen Reitbalken einzuziehen. Dem teilweise verrottete Sperrholzboden ist seine alte Substanz zurückgegeben worden. Durchgeschliffene Sperrholzteile, die heute im frischen Klarlack strahlen, galt es aufzufurnieren. Die alten Bodenbretter waren nicht zu retten, dienten aber als Vorlage für heutigen. Auch die Lenzer sind natürlich verschwunden. So etwas gab es seinerzeit noch nicht. Man erinnert sich, daß man mit einem „Puschen“ nicht kenterte, sondern „voll lief“ – und so gehört sich das auch.

Aus einem Lübecker Schrebergarten stammt der originale Puschenmast, der dort 40 Jahre lang als Flaggenstock gedient hatte. Zum Glück hat der Baum des Piraten die gleichen Abmessungen, so daß heute ein vollständiges Holzrigg das Boot ziert.

Mit dem – natürlich rot lackierten – Puschen war rechtzeitig zum 125. Jubiläum des HSC im vergangenen Jahr ein Stück Vereinsgeschichte an der Alster wieder auferstanden.

Die vom  Hamburger Künstler  Hinnerk Bodendieck  gestaltete  Plakette  „segeln, lieben, bewahren“ würdigt den Erhalt auch historisch wichtiger Exemplare des maritimen Erbes.

Es ist mir eine Ehre, Herrn Daniel Baum als Vorsitzendem des HSC in diesem Jahr den Preis für die stilgerechte Erhaltung eines „Puschen“ überreichen zu dürfen.

Fotos: Pepe Hartmann, Ariane Schulz (FKY)



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