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Der nachhaltige Umgang mit unseren Meeren


Foto: Nikolaus Gelpke, "mare", Martin Visbeck, "Ozean der Zukunft"

Der Ozean wird nicht sterben. Da ist sich Martin Visbeck sicher – allerdings nicht ohne ein großes "aber" hinterherzuschieben. Denn nach Ansicht des Sprechers des Forschungsprojekts "Ozean der Zukunft" werden sich die Meere "dramatisch ändern", wenn die Menschen nicht besser mit ihnen umgehen. Das könnte soweit gehen, "dass die Meere möglicherweise nicht mehr die Dienstleistungen erbringen, die wir zum Leben brauchen", sagte Visbeck anlässlich der Vorstellung des vierten World Ocean Review in Berlin. In dem mehr als 130 Seiten starken Bericht haben sich Wissenschaftler Gedanken über einen nachhaltigen Umgang mit den Meeren gemacht.

Der Mensch profitiert vom Meer und den Küsten in vielerlei Hinsicht. Er nutzt es beispielsweise als Transportweg, als Lebensmittel- und Rohstofflieferant oder als Erholungsort. Dabei wird das sensible Ökosystem oft aus dem Gleichgewicht gebracht: Durch Überfischung und das Einleiten von Giften und zu vielen Nährstoffen. Auch Öl- und Gasbohrungen, der geplante Abbau von Erzen aus der Tiefsee und zunehmender Tourismus können Schaden anrichten.

Der Umgang mit dem Meer muss also nachhaltiger werden, so die Forderung. Aber was bedeutet das? "Es geht letztendlich darum, die Ökologie, die Ökonomie und die Menschen in Einklang zu bringen", sagt Visbeck.

Genannt werden in dem World Ocean Review erfolgreiche Ansätze, die hoffen lassen: etwa die neuen Richtlinien der EU zur Fischerei, die nach Dekaden der Klientel-Politik der Fischereilobby nun endlich beginnt, den Bestand nach wissenschaftlichen Kriterien zu managen: Die Quoten sollen erstmals nach Empfehlungen der Biologen festgesetzt werden – also deutlich tiefer als früher.

Andere mögliche Lösungsansätze sind Meeres-Schutzgebiete und eine Art Raumordnungsverfahren für maritime Areale. Ebenfalls Hoffnung machen technische Standards wie die Senkung der Schadstoffgrenzwerte für Berufsschiffe, wie sie die IMO jüngst beschloss.

Neben der Politik - die die Spielregeln aufstellen müsse - sei auch die Zivilgesellschaft gefragt, findet Visbeck. Gegen Plastik und anderen Müll im Meer etwa könne jeder seinen Beitrag leisten. Und: "Wir Verbraucher sollten zum Beispiel nachhaltig gefangenen Fisch einfordern." Warum sollte es nicht möglich sein - ähnlich wie beim Fleisch - nur zertifizierte Produkte zu verkaufen? "Ich glaube, da ist durchaus ein Markt."

Nachdenken und Umdenken ist in Sachen Nachhaltigkeit auch im Segelsport gefragt, auch wenn es global gesehen eher ein Randproblem ist und daher im Report keinen Raum bekommt. Wie also umgehen mit den Umweltproblemen, die der Bootsport verursacht? Mit der riesigen Anzahl ungenutzter GfK-Yachten und deren Recycling, der Antifoulingproblematik, küstenzerstörenden Marinaprojekten?
Nur in einer Hinsicht können wir Klassiker-Segler uns zurücklehnen: Die Nutzung und Pflege von Jahrzehnte alten Yachten verdient durchaus eine Nachhaltigkeitsauszeichnung...

Interessierte können sich ein Exemplar des “World Ocean Review" (Teil 4) kostenlos auf der Webseite worldoceanreview.com bestellen oder herunterladen.



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