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Die Anstricharbeiten Wie man's in den 50er Jahren machte - zusammengetragen aus Artikeln der "Yacht" |
Der Anstrich neuer Vollholzboote Man muss zwischen dem Lackieren neuer Holzboote, der sogenannten »Werftlackierung" und der Überholung schon lackierter Boote unterscheiden. Das Lackieren neuer Boote ist naturgemäß einfacher. Die Behandlung von Vollholzbooten ist die gleiche, einerlei ob sie aus Eiche, Zeder, Gabun oder Mahagoni gebaut wurden. Ein Unterschied ist jedoch zu machen zwischen Booten, die einen farbigen Lackanstrich (weiß, blau usw.) erhalten und solchen, die naturlackiert werden sollen. Der deckende farbige Anstrich deckt manches zu, während bei der Naturlackierung die höchste Sorgfalt nötig ist, damit das Boot untadelig aussieht, die ursprüngliche Farbe des Holzes erhalten bleibt und obendrein seine Maserung zur Geltung kommt. Nebenbei sei an dieser Stelle erwähnt, dass vielfach von Werften bei naturlackierten Booten, für die mindere, unedle Hölzer verwandt wurden, etwas nachgeholfen wird. Die Boote werden »geschminkt", das heißt, das Holz wird durch Verwendung von Porenfüller mit Zusatz von Beize oder Farbe gefärbt. Es ist für den Eigner eines naturlackierten Bootes gut, zu wissen, ob sein Boot geschminkt" wurde, da es leicht ein fleckiges Aussehen bekommt, wenn bei einer Generalüberholung die alten Anstriche unvorsichtig und vor allem ungleichmäßig entfernt wurden. Schlimmer ist noch, wenn das Boot beschädigt wurde und zum Beispiel eine Schramme mit Hilfe des Hobels ausgeputzt werden muss. Dann bekommt man helle Flecken, die sich kaum wieder so einfärben lassen, weil man den von der Werft benutzten Porenfüller nicht hat oder den richtigen Ton nicht trifft. Grundsätzlich ist zu sagen, dass alle Anstriche nach dem gleichen Aufbau erfolgen, und zwar 1. Anstrich = mager 2. Anstrich = halbfett 3. Anstrich = fett Wenn nicht die über die Verwendung von Xylamon beschriebene, unbedingt zu empfehlende Xylamon-Behandlung vorgezogen wird, muss zunächst vorgeölt werden. Früher wurde dafür reiner Leinölfirnis verwandt, also Leinöl, das mit entsprechenden Trockenstoffen verkocht war, damit es schneller trocknete. Dieser Firnis wurde erwärmt, um ihn dünnflüssiger werden zu lassen, und dann das gut geschliffene Holz damit eingestrichen, so dass der Firnis möglichst tief in die Poren eindrang. Das überschüssige Öl wurde nachher mit einem sauberen fusselfreien Lappen entfernt. Da aber das Trocknen dieses reinen Leinölfirnis verhältnismäßig lange dauert, ging man dazu über, den Firnis nicht mehr zu erwärmen, sondern ihn zur Hälfte mit Terpentinöl, Terpentinöl-Ersatz oder anderen Lösungsmitteln zu verdünnen und als Trockenmittel auch etwas Sikkativ zuzusetzen. Dieses Gemisch von Leinölfirnis und Terpentinöl im Verhältnis 1:1 ist das sogenannte Halböl. Die Lösungsmittel befördern das Fett tief in die Poren, verdunsten selbst aber fast vollständig. Etwa eine Stunde nach dem Anstrich mit Halböl werden die glänzenden Stellen mit einem sauberen Tuch abgewischt. Diese glänzenden Stellen ergeben sich durch die Struktur des Holzes. In die harten Holzteile zieht das Halböl schwer oder gar nicht ein und bleibt glänzend stehen, während es in die Weichteile des Holzes sofort einzieht. Nachdem die glänzenden Halböl-Stellen abgerieben sind, soll das geölte Holz im Sommer mindestens 24 Stunden Zeit zum Trocknen haben, im Winter mehrere Tage, damit der Firnis gut durchhärten kann. Wenn man sich überzeugt hat, dass der Halböl-Anstrich gut durchgetrocknet ist, wird leicht mit feinstem Schleifpapier übergeschliffen, um die hochgezogenen kleinen Holzfasern abzuschleifen. Unterlässt man diese Arbeit, dann wird die spätere Gesamtlackierung immer rauh und krisselig erscheinen. Die stehengebliebenen Holzfäserchen richten sich bei jedem Lackieren wieder auf und stören den geschlossenen Lackfilm. Der Schleifstaub wird mit einem trockenen oder höchstens ganz leicht mit Terpentinöl angefeuchteten Lappen entfernt. Vielfach wird das Ölen fortgelassen, damit das Naturholz seinen besonders hellen Farbton behält und nicht nachdunkelt. Es ist aber nicht zu empfehlen, ohne Vorölen gleich mit Schleiflack oder Bootslack zu lackieren. Die Lacke sind im Originalzustand zu dick, dringen nicht genügend in die Holzporen ein, und die Lackschichten liegen dann ohne gute Verankerung auf der Holzfläche. Zum mindesten müsste der als erster Anstrich benutzte Schleiflack stark verdünnt werden, damit die Holzpore unter allen Umständen mit dem ölhaltigen Lack durchtränkt wird. Wie gesagt, jeder Farbenfachmann rät von diesem Verfahren ab. Die Bearbeitung des Holzes mit Porenfüller wird bei echten Hölzern im allgemeinen nicht empfohlen. Es ist besser, die Poren durch ein häufigeres Auftragen von Schleiflack zu füllen. Der Porenfüller wird meistens in Pastenform geliefert, ist vom Verbraucher vor dem Verarbeiten mit der zugehörigen Porenfüller-Verdünnung oder auch nur mit Terpentinöl streichfertig zu machen und der Holzart entsprechend einzufärben, z. B. mahagonifarben. Der Porenfüller wird mit dem Pinsel aufgetragen, und zwar muss zunächst mit der Holzfaser gestrichen werden, damit sich auch alle Poren gut füllen. Dann wird zweckmäßig quer zur Faser gestrichen, um durch diesen nochmaligen Anstrich die letzten kleinen Poren zu füllen. Die so behandelte Fläche lässt man antrocknen, was je nach dem Porenfüller 15 Minuten bis eine Stunde dauert. Dann wird die Fläche mit einem Lappen quer zur Holzfaser abgerieben, um die nicht in die Poren eingedrungenen Reste des Porenfüllers zu entfernen, damit nicht zuviel zu schleifen ist. Wer mit der Faser reibt, würde die füllende Schicht wieder aus den Poren herausholen. Ein anderes Verfahren ist es, den Porenfüller mit einem groben Lappen in kreisender Bewegung in das Holz einzureihen. Man lässt das so behandelte Boot über Nacht trocknen, um es am nächsten Tage mit feinem Sandpapier wieder quer zur Holzfaser leicht abzureiben. Nach dem Entstäuben kann die Behandlung mit dem ersten Schleiflackanstrich weitergehen. Der Porenfüller, der meist auf einer Basis von Halböl mit Bolus, Talkum und dergleichen hergestellt wird, kommt in erster Linie für großporige Hölzer, wie zum Beispiel Gabun und Eiche, in Frage. Bei feinporigen Hölzern einen Hartmattlack" vorzuziehen, der ähnliche Zusätze wie der Porenfüller enthält, ist nicht zu empfehlen, da er schleiert". Nach dieser Vorbehandlung folgt der zweimalige dünne Schleiflackanstrich, der eine Trockenzeit von fünf bis sechs Stunden hat, und den man daher jedesmal über Nacht durchtrocknen lassen sollte. Der Schleiflack muss, wie der Name schon sagt, geschliffen werden. Er ist im Gegensatz zu dem stets fetten Überzugslack, dem .Bootslack", mager und hat die Aufgabe, eine gute Verbindung des Untergrundes mit dem Überzugslack herzustellen. Weiter soll er die vielleicht noch vorhandenen Unebenheiten des Untergrundes ausfüllen und verdecken und damit zur Erhöhung einer glatten gleichmäßigen Fläche beitragen, worauf es dem Rennsegler nun einmal besonders ankommen muss. Außerdem hat das Schleifen die Aufgabe, die bisherige Lackschicht zu mattieren, da ein Lack auf einer matten Fläche bedeutend besser zu haften vermag. Den ersten Schleiflackanstrich wird man zweckmäßig mit feiner Stahlwolle schleifen, jedoch sehr vorsichtig, damit keine Kratzer und Schleifrisse entstehen. Der zweite und etwaige weitere Schleiflackanstriche werden nass geschliffen. Beim Nassschleifen bindet das Wasser den Schleifstaub und schlemmt ihn fort; Schleifreste können sich nicht festsetzen, da sie durch einfaches Abspülen in Wasser wieder leicht entfernt werden können. Allerdings muss man ein gutes wasserfestes Schleifpapier verwenden, das sich außerdem durch eine gleichmäßige Korngröße auszeichnet, wodurch Kratzer vermieden werden. Bei diesem sogenannten Abschleifpapier haftet die Schleifmasse durch Öl und nicht durch wasserlösliche Bindemittel am Papier. Der Schleifpapierbogen wird zunächst in mehrere passende Stücke zerteilt. Zum Schleifen gerader und schwachgewölbter Flächen, wie die Außenhaut eines Bootes sie darstellt, legt man einen Streifen davon über einen Korkklotz oder über ein Gummikissen mit Papier-Spanneinrichtung. Zum Schleifen von starken Wölbungen, Profilen und Kanten, Relingsleisten, Kehlleisten usw. benutzt man statt dessen besser eine weichere Unterlage aus Filz, die sich den zu schleifenden Formen leichter anpasst. Die Anwendung solcher Schleifkissen ergibt für das Schleifpapier eine einwandfreie und gleichmäßige Auflage. Die zu schleifende Stelle wird zunächst mit einem Schwamm mit Wasser angefeuchtet. Ebenso legt oder taucht man das wasserfeste Schleifpapier zunächst möglichst in lauwarmes Wasser und beginnt erst dann mit dem Schleifen. In kurzen Abständen spült man das Schleifpapier durch Eintauchen in Wasser ab, um es so von allen Schleifresten zu reinigen. Dadurch wird auch die Schleiffläche neu befeuchtet. Der Schleifschlamm, der sich langsam auf der geschliffenen Stelle bildet, wird mit dem Schwamm abgespült. Um die Güte des bereits erhaltenen Schliffes prüfen zu können, entfernt man von Zeit zu Zeit durch einen Gummiwischer Wasser und Schleifschlamm von der geschliffenen Fläche. Ist das Schleifpapier nach dem Schleifen noch scharf und gebrauchsfähig, dann kann man es vom Schleifkissen ablösen, ausspülen und trocknen. Es lässt sich dann für weitere Schleifarbeiten wieder verwenden. Ist die gesamte Fläche geschliffen und mit dem Schwamm gesäubert, kann mit einem Lederlappen trockengerieben werden. Die Fläche ist dann für den nächsten Lackanstrich vorbereitet. Das Schleifen ist das A und 0 beim Lackieren. Der letzte Anstrich erfolgt mit dem Überzugslack, dem Bootslack. Über die für Lackierungen am besten geeigneten Pinsel wird schon in dem Kapitel über Pinsel gesprochen. Der Lack darf nicht zu dick gestrichen werden und muss gut ausgearbeitet", also ausgestrichen werden. Besonders bei der letzten Lackierung muss man zunächst mit mäßig vollem Pinsel quer vorstreichen und zum Schluss die so eingestrichene Fläche längs streichen. Wenn der Lack zu treiben beginnt, Tränen bildet, dann war er zu dick aufgetragen und muss mit leerem Pinsel auseinandergestrichen werden. Dass man nicht lackieren darf, wenn im Bootsschuppen noch staubende Arbeiten im Gange sind oder - falls das Boot im Freien steht - wenn ein trockener Frühlingssturm feinen Staub heranträgt, versteht sich von selbst. Das Wetter muss wann und trocken sein. Was weiter das Gelingen der Lackierung beeinträchtigen kann, ist in dem Kapitel über die häufigsten Anstrichfehler mit Ursachen und Wirkung angeführt. Das beschriebene Verfahren für die Natur-Lackierung gilt ebenso für die Außenhaut wie für das naturlackierte Deck, Kajütaufbauten und Inneneinrichtungen. Das so lackierte Boot könnte nach Durchtrocknung des Lackes sofort zu Wasser kommen. Es ist jedoch empfehlenswerter, die Lackierung mindestens acht bis vierzehn Tage vor dem Zuwasserlassen stehen zu lassen, weil dann der Lackfilm eine viel größere Härte und Widerstandsfähigkeit bekommt. Bei der Werftlackierung farbiger Boote ebenso wie bei farbigen Innen-Anstrichen grundiert man das rohe Holz ebenso mit Halböl. Darüber wird in weiß oder farbig vorgrundiert, und zwar mit einer besonders fetten Vorstreichfarbe, da das Holz auf die Dauer immer noch einen Teil des Öls in sich hineinsaugt und eine zu magere Vorstreichfarbe dadurch ihre Haftfestigkeit und Haltbarkeit verlieren würde. Etwa vorhandene größere Nähte, Bolzenlöcher und Nietlöcher werden nach dem ersten Anstrich mit Öl oder der fetten Vorstreichfarbe mit Olkitt ausgefüllt. Man stellt sich diesen Olkitt durch Mischen von Schlemmkreide mit einem Ölfirnis her, unter Umständen mit einem Zusatz von etwas Sikkativ, damit er schneller trocknet. Da Schlemmkreide das Öl aufsaugt, wird der Kitt leicht klumpig und körnig; man muss ihn daher beim Mischen und Durchkneten gut mit einem Hammer klopfen, um auch die kleinsten Körner zu entfernen. Wenn die gekitteten Stellen trocken sind, dann fallt der Kitt etwas ein, weil das Öl aus der Schlemmkreide ins Holz gezogen ist. Die gekitteten Stellen schließen dann nicht mehr glatt mit dem Holz ab, sondern bilden kleine Mulden. Diese eingefallenen Kittstellen füllt man durch das Spachteln aus. Die Spachtelmasse, zu deren Herstellung Lack verwandt wird, und die die Eigenschaft hat, schnell zu trocknen und steinhart zu werden, kauft man fertig. Spachteln Es gibt Spachtel gewöhnlich in grau oder weiß. Zum Auftragen, das dünn erfolgen soll, benutzt man das Spachteleisen, das mit beiden Händen angefasst wird. Wichtig ist dabei, dass der erste Auftrag der Spachtelmasse quer zu den Poren erfolgt, damit die Nähte und unebenen Stellen gut ausgefüllt werden. Dann wird der dicke Spachtelstreifen längs oder diagonal geglättet, und zwar mit einem Gummistreifen, der zwischen zwei Holzleisten befestigt ist. Damit das Aufsetzen des Gummistreifens nicht zu sehen ist, darf mit dem Gummiglätter immer nur in einer Richtung gestrichen werden. Nachdem der Spachtel getrocknet ist (man lässt ihn, damit er die nötige Härte bekommt, am besten über Nacht trocknen), wird nass geschliffen. Wenn die Unebenheiten noch nicht restlos beseitigt sind, muss ein zweites Mal gespachtelt und hinterher wieder geschliffen werden. Die Spachtelmasse muss stets in möglichst dünner Schicht (höchstens l mm) aufgetragen werden, weil sie sonst nicht genügend durchhärtet. Hierauf folgt die zweite Grundierung mit einer mageren, gut deckenden Ölfarbe. Nachdem dieser Anstrich einige Tage getrocknet ist, wird trocken mit Schleifpapier übergerieben. Nun wird mit Vorstreichfarbe gestrichen. Nachdem dieser Anstrich getrocknet ist, wird mit wasserfestem Schleifpapier nass geschliffen. Nach Beendigung des Schliffes muss der Anstrich überall gleichmäßig decken und streifenfrei sein; sonst ist noch ein weiterer Anstrich mit Vorstreichfarbe mit nachfolgendem Nassschleifen erforderlich. Zum Schluss wird mit weißer oder farbiger Yacht-Emaille lackiert. Der Kampf um die Leiter, wie er sich zwangsläufig ergibt, wenn im Frühjahr auf den Bootslagerplätzen und in den Winterlagerschuppen an allen Booten gearbeitet wird, gesehen von dem amerikanischen Zeichner Darrell Me Clure. |
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