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Die Anstricharbeiten Wie man's in den 50er Jahren machte - zusammengetragen aus Artikeln der "Yacht" |
Wie schütze ich mein Boot vor dem Verrotten? Die Verwendung von Xylamon Unter Verrotten des Holzes versteht man die Zerstörung durch bestimmte Pilze. Sie fressen die wichtigsten, für die Festigkeit unentbehrlichen Bestandteile des Holzes regelrecht auf. Unter diesen Pilzen gibt es solche, die sich an der Holzoberfläche festsetzen, dort ein verhältnismäßig leicht erkennbares, watteartiges oder hautähnliches, weißes, schmutziggraues oder gelbliches Gebilde, den Pilzrasen" entwickeln, andere aber, die durch Luftrisse ins Kernholz eindringen, dort große Zerstörungen anrichten, an der Außenseite des Holzes aber keinen sichtbaren Schaden verursachen. Schließlich gibt es noch eine Gruppe, die zunächst harmlos wirkt, weil sie das Holz nicht eigentlich zerstört, die Bläuepilze. Sie gedeihen besonders gut auf Kiefernsplintholz. Unter günstigen Entwicklungsbedingungen durchwachsen sie den ganzen Querschnitt und überziehen die Oberfläche mit schwärzlichen Frucht-körpern. Abziehen oder Hobeln nützt nichts, in kurzer Zeit kommt die Verfärbung wieder durch. Besonders ärgerlich ist der Bläuebefall natürlich auf Flächen, die hell bleiben und mit farblosem Lack überstrichen werden sollen. Aber auch einwandfreie Grundierung mit Firnis bzw. Halböl und Nachbehandlung mit Ölfarben, Schleif- oder Bootslack usw. schaffen keine Abhilfe, denn die Bläuepilze wachsen unter den Färb- und Lackschichten weiter, ihre Fruchtkörper durchstoßen den Anstrichfilm und zerstören ihn. Pilze entwickeln sich aus mikroskopisch kleinen Sporen, die auf jedem Stück Holz in großer Zahl vorhanden sind. Sporen sind außerordentlich widerstandsfähig. Ihrer Keimfähigkeit ist weder durch Nässe noch durch Trockenheit, weder durch Kälte noch durch Hitze (soweit wir sie dem Boot zumuten können) beizukommen. Und wenn wir sie wirklich vernichtet hätten - wären im nächsten Augenblick ungezählte neue, lebensfähige da. Während der Überholung des Bootes im Herbst bietet sich die beste Gelegenheit, alle gefährdeten Holzteile mit Xylamon zu behandeln, denn nun können sie zunächst austrocknen. Das ist wichtig, denn Xylamon ist ein synthetisches Öl, das sich mit Wasser nicht mischt, würde also von feuchtem Holz nur schlecht aufgenommen werden. Umgekehrt: ist das Xylamon einmal in das Holz eingezogen, so wird es auch durch ständige Berührung mit Wasser nicht wieder herausgelöst (im Gegensatz zu Holzschutzpräparaten auf Salzbasis). Aber auch die Atmung des Holzes, also das Verdunsten der eingedrungenen Feuchtigkeit wird nicht behindert, denn Xylamon enthält weder Porenfüller noch (Umbildende Bestandteile, das Holz kann nicht ersticken". Ein weiterer Vorteil: es gibt völlig farblose, neuerdings auch so geruchsschwache Xylamon-Sorten, dass man sie nicht nur für die Außenflächen verwenden kann, sondern auch für den Innenausbau. Sie lassen sich mit Farben und Lacken mühelos überstreichen. Dadurch unterscheiden sie sich grundsätzlich von den Teerprodukten (Karbolineen), zu denen der Segler früher Zuflucht nehmen musste, um das Boot einigermaßen vor dem Verrotten zu schützen. Die Wahl der richtigen Xylamon-Sorte ist wichtig. Hier spielt auch die Kostenfrage eine Rolle. Die färb- und geruchlosen Qualitäten sind zwangsläufig teurer. In bezug auf die Wirksamkeit gegen Pilze und Insekten und die Unauslaugbarkeit sind die nachstehend angeführten Xylamon-Sorten untereinander gleich: Es wäre Sparsamkeit am falschen Platz, das Xylamon möglichst dünn aufzutragen. Die Regel ist: zwei satte Anstriche auf rauhem Holz, drei auf gehobeltem. Der Verbrauch beträgt dann etwa 200 bis 250 g/qm Oberfläche. Wer sich das Arbeiten erleichtern will, kann Xylamon auch mit der Spritzpistole aufsprühen. Ein Sprühgang ist einem satten Anstrich gleichwertig. Zwischen den Arbeitsgängen sollte man etwa 24 bis 48 Stunden warten, damit das Holz seine Saugfähigkeit wiedergewinnt. Flächen, die einen - wenn auch schadhaften, verwitterten Färb- oder Lackanstrich tragen, müssen vor der Xylamon-Behandlung gründlich abgebeizt werden, so dass das Imprägniermittel eindringen und wegschlagen kann. Sind die Flächen mit einem Karbulineum gestrichen worden, so muss man zunächst an einigen Stellen versuchen, ob das Xylamon einzieht oder an der Oberfläche stehen bleibt. Die Trocknung wird meist verzögert sein. Geteerte Holzteile sollten nicht mit Xylamon behandelt werden. Das Xylamon löst den Teer an, es entsteht eine schmierige Schicht, die nicht wieder richtig durchtrocknet. Maltechnisch dient die Grundierung der Verankerung des Farbfilms an der Holzoberfläche. Sie darf deshalb auch erst vorgenommen werden, wenn die Feuchtigkeit abgezogen ist. Auch das beste Grundiermittel kann nicht verhindern, dass der Anstrichfilm abgehoben wird, wenn sich nachträglich noch Wasserdampf an die Oberfläche durchdrängt. Die Folge ist Blasenbildung. Durch die Entwicklung von Dichtungsmitteln auf Kunstharzbasis ergibt sich die Frage, wie sich Xylamon damit verträgt. Marineglue wird in zwei Arten geliefert, einer dunklen auf Bitumenbasis und einer hellen auf einer Basis von Kunstharzen. Bituminöse Massen sind gegen Xylamon empfindlich, da dieses etwa die Wirkung eines Weichmachers entfaltet. Auf Decks, die mit Marineglue gedichtet wurden, ist Xylamon nur mit Vorsicht anzuwenden. Es bestehen dagegen keine Bedenken, mit Xylamon imprägnierte und gut abgetrocknete Hölzer nachträglich mit Marineglue zu dichten. Dichtungsmittel auf Kunstharzbasis sind im allgemeinen nach dem Aushärten gegen Xylamon-Einwirkung unempfindlich. Die imprägnierten Hölzer beeinträchtigen nach gründlichem Abtrocknen die Polymerisation der Kunstharze nicht. Bei bestimmten Typen von Dichtungsmitteln auf Kunstharzbasis kann es allerdings zweifelhaft sein, ob die mit Xylamon behandelten Teile durch das verhältnismäßig spröde Dichtungsmittel noch vollwertig zu verbinden sind. |
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