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Die Anstricharbeiten Wie man's in den 50er Jahren machte - zusammengetragen aus Artikeln der "Yacht" |
Der Anstrich von Leichtmetall- Booten Obgleich schon Altmeister Max Oertz vor der Jahrhundertwende eine Aluminiumyacht gebaut hatte, gibt es bisher nur verhältnismäßig wenig Sportfahrzeuge aus Leichtmetall. Trotzdem soll hier auch der etwas kompliziertere Aluminium-Anstrich ausführlich behandelt werden. Schon weil Leichtmetall im Wassersport vielfache Verwendung findet. So, um nur ein Beispiel zu nennen, beim Gehäuse eines Schachtmotors, wo gelegentlich Korrosionserscheinungen aufgetreten sind, die durch Spezialanstriche bekämpft werden müssen, oder für Kajütaufbauten stählerner Yachten. Im übrigen lässt sich die Entwicklung im Yachtbau in bezug auf die Verwendung von Aluminium nicht voraussagen. Auch die Verwendung von Eisen im Yachtbau war lange Zeit sehr umstritten, besonders, wenn es sich um verhältnismäßig kleine Schiffe handelte. Das Leichtmetall trat seinen Siegeszug mit der einsetzenden Aufrüstung an. Die mannigfachen Anforderungen, die an die Festigkeit gestellt wurden, führten zur Entwicklung neuer Legierungen mit ganz besonderen qualitativen Vorzügen. Zu dem Landflugzeug gesellte sich die mit Schwimmern ausgerüstete Seemaschine und später das Flugboot, bei dem der gesamte Rumpf als Bootskörper ausgebildet ist. Hier treten also genau die gleichen Anforderungen auf, die man an ein seegehendes Schiff stellen muss, - ja, man hat zusätzlich noch mit den besonders starken. Beanspruchungen während des Startes und vor allen Dingen beim Wassern zu rechnen. Wenn für Flugboote auch besonders wasserfeste Aluminium-legierungen entwickelt wurden, die eine außerordentliche Korrosionsfestigkeit gegenüber Seewasser besitzen, so ist trotzdem eine einwandfreie und richtige Konservierung mit geeigneten Anstrichmitteln für die Haltbarkeit und Lebensdauer der Leichtmetallkonstruktion von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Die Lackindustrie hat mit der Einführung des Leichtmetalls für die verschiedensten Verwendungszwecke in der Herstellung von Schutzfarben Schritt gehalten. Diese Spezialfarben bauen sich auf synthetischen Rohstoffen (Kunstharzen) auf. Man musste vollkommen neue Wege gehen und konnte sich praktische Erfahrungen vom Eisenbau nicht zunutze machen. Die bekannten Ölbleimennige und Ölbleiweißfarben sind tödliches Gift für Gift für Leichtmetall. Vor allen Dingen ergibt schon die Kombination Aluminium-Beplankung mit Bleimennige bei Anwesenheit von Salzwasser Elemente, die stärkste elektrolytische Zerstörungen am Aluminium hervorrufen. Vor allen Dingen mussten Grundierungen geschaffen werden, bei denen elektrolytische Erscheinungen von vornherein ausgeschlossen wurden. Ferner musste schon die Grundierung wasserabstoßende Eigenschaften besitzen. Es besteht auch bei der Herstellung seewasserfester Leichtmetall-Legierungen immerhin die Möglichkeit, dass im Fabrikationsgang Verunreinigungen in die Legierungsmasse eingeschlossen werden. Diese Einschlüsse bewirken Potentialunterschiede im Metall, die bei Feuchtigkeitszutritt zwar örtlich begrenzte Korrosionsherde erzeugen, aber die Leichtmetallschicht mehr oder minder stark in Mitleidenschaft ziehen. Beachtet man weiter, dass vor allen Dingen seegehende Yachten mit besonders stark wirkenden anwuchsverhütenden Farben geschützt werden müssen und diese kupfer- und quecksilberhaltige Verbindungen aufweisen, so ergeben sich bei Feuchtigkeitszutritt wiederum Elemente, wobei das unedlere Aluminium gegenüber dem Kupfer oder Quecksilber den Kürzeren zieht. Die Leichtmetall-Grundierungen müssen also aus diesem Grunde auch eine stark isolierende Wirkung besitzen. Zu berücksichtigen ist weiter, dass Metallflächen (z. B. auch verzinkter Stahl) eine meist fettige und überaus glatte Oberfläche haben, die dem Anstrich so nicht die nötige Bindung geben kann, der daher zum Abplatzen neigt. Daher ist eine sorgfältige Entfettung des Leichtmetalls notwendig, wozu ein besonderes Entfettungsmittel (das übrigens feuergefährlich ist) benutzt wird. Außerdem muss der Untergrund anschließend mit dem sogenannten Wash-Primer behandelt werden, mit dem die Fläche angeätzt wird, so dass die nachfolgende Grundierung gut verankert wird. Der Wash-Primer ist keine Grundfarbe. Er kann daher Unterwasser, Überwasser und Innen auf Booten eingesetzt werden. Es ist grundsätzlich erforderlich, bei Konservierung von Ganz-Leichtmetallbooten eine Unterscheidung nach Unterwasseranstrich einerseits und Überwasser- und Innenanstrich andererseits zu machen. Größtes Gewicht muss darauf gelegt werden, dass die Leichtmetallbleche während der Montage in ihrer empfindlichen Oberfläche durch Kratzer usw. nicht beschädigt werden. Die erste Grundierung wird daher schon vor der Montage aufgetragen und muss also zusätzlich eine dementsprechende Elastizität besitzen, um Verformungen und Nietarbeiten, ohne abzuplatzen, auszuhalten. Schließlich und endlich sprechen auch Schönheitsgründe mit, man kann und will auf Farbgebungen nicht verzichten. Unter Berücksichtigung dieser verschiedenartigen Punkte ergibt sich schon beim Bau eines Leichtmetall-Bootes grundlegend folgendes Arbeitsverfahren: Wenn man einen Leichtmetall-Bootskörper mit Wash-Primer behandelt und dann mit dem in Frage kommenden Leichtmetallhaftgrund versehen hat, können bewährte gute Grund- und Lackfarben auf Öl- und Kunstharzbasis aufgetragen werden je nach Einsatzzweck. Ist es immerhin von Vorteil, den Gesamtaufbau des Anstriches von ein und derselben Farbenfabrik zu beziehen, so ist dies unbedingt erforderlich bei Bezug von Leichtmetallgrundierung und den zugehörigen weiteren Unterwasser- oder Überwasserfarben. Die einzelnen Anstriche müssen aufeinander abgestimmt sein in bezug auf wasserabstoßende Eigenschaften, hohe Elastizität, gute Haftfestigkeit und Isolationsvermögen. Nachstehend als Beispiel der Anstrichaufbau eines Leichtmetall-Bootes, wie er von der Firma van der Linden, die sich besonders auch mit Anstrichmitteln für Leichtmetall befasst, mit ihren Erzeugnissen empfohlen wird: Vor einem Neuanstrich ist das aufgeslippte Boot gut zu reinigen und nach dem Abtrocknen zu schleifen. Der Bootskörper wird daraufhin nach mechanisch verletzten Stellen überprüft. Kratzer und Abschürfungen werden mit Leichtmetallgrundierung ein- bis zweimal ausgebessert. Dann folgt Farbgebung mit Kunstharz-Lackfarbe in weiß oder getönt. Die bereits mit Leichtmetallgrundierung ausgebesserten Stellen werden mit Kunstharz-Grundfarbe überzogen, und nach nochmaligem Schleifen des Unterwasserschiffes wird die betreffende Unterwasserfarbe aufgetragen. Gerade bei Leichtmetall-Yachten, die keinen Decksbelag aus einem anderen Material haben - besonders bei Seebooten - kann das Deck durch Spritzwasser sehr glatt werden. Daher empfiehlt sich auch hier das Sanden". Unmittelbar nach der zweiten Grundierung wird feinster Seesand eingestreut. Ist die Grundierung dann hart durchgetrocknet, wird mit der Kunstharz-Lackfarbe fertig überzogen. Man kann auch an den Stellen, wo im Seegang gearbeitet werden muss, einen rutschfesten Belag aufkleben. Bau und Anstrich von Leichtmetallbooten erfordern besonders bei seegehenden Yachten eine Fülle von Spezialkenntnissen, so dass man im Einzelfall genaue Informationen von Leuten, die es wissen müssen, einziehen sollte. |
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