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Die Anstricharbeiten Wie man's in den 50er Jahren machte - zusammengetragen aus Artikeln der "Yacht" |
Das Absetzen des Wasserpasses Ehe man bei neuen Booten mit dem Unterwasseranstrich beginnen kann, muss der Wasserpass abgesetzt werden. Da auch der Eigner eines älteren Bootes, der den Außenanstrich vollständig entfernt hat, sich vor der Notwendigkeit sieht, den Wasserpass neu abzusetzen, soll hier das beste Verfahren ausführlicher beschrieben werden, zumal es auch bei Fachleuten verhältnismäßig unbekannt ist. Von dem Aussehen des Wasserpasses hängt sehr viel ab. Wenn er im Laufe der Zeit durch schlechtes Absetzen wellenförmig geworden ist, verdirbt er den sonst guten Gesamteindruck eines Bootes. Der Wasserpass darf nie in der Konstruktionswasserlinie, sondern muss höher liegen, weil er dann sauberer bleibt und, da er nicht ständig im Wasser liegt, die wechselseitige Beanspruchung von Luft und Wasser besser verträgt. Man legt ihn also, je nach dem Boot (bei hochbordigen mehr, bei niedrigen weniger) einige Zentimeter über die Konstruktionswasserlinie. Ob man in den Wasserpass einen breiten andersfarbigen - bei naturfarbigen Booten etwa weißen - Streifen legt oder den Anstrich von Überwasser- und Unterwasserschiff aufeinanderstoßen lässt, hängt von dem persönlichen Geschmack und von den Linien des Bootes ab. Auf keinen Fall darf der Wasserpass parallel zur Konstruktionswasserlinie verlaufen, sondern muss vorn und achtern hochgezogen sein, weil ein genau waagerechter Wasserpass sehr schlecht aussieht. Er muss außerdem in einer schönen Kurve verlaufen und auf halber Länge etwas weniger über die K. W. L. überstehen, was sich freihändig schwer machen lässt, und darin liegt die Schwierigkeit, an der die meisten scheitern. Gegeben sind bei einem Neubau immer nur zwei Punkte: vom der Beginn und achtern das Ende der Konstruktionswasserlinie. Bei gebrauchten und bis aufs rohe Holz abgebeizten Booten erkennt man die Schwimmwasserlinie, wenn man die beiden Endpunkte vorn und achtern nicht vorsichtshalber durch Einschlagen eines kleinen Stiftes gekennzeichnet hat, daran, dass das Holz in der Schwimmwasserlinie immer dunkler ist als das des Überwasserschiffes, weil das im Wasser liegende Holz stärker nachdunkelt. Zunächst muss man sich klar darüber werden, um wie viel der Wasserpass vorn, achtern und in der Mitte höher als die K. W. L. liegen soll. Vom muss er stets stärker hochgezogen werden als achtern. In unserem Beispiel seien es vorn 12 cm, in der Mitte 5 cm und achtern 8 cm über der K. W. L. Nun stellt man das Boot genau waagerecht, und zwar mit Hilfe einer Wasserwaage, die man an einen (nach den Zeichnungen) genau senkrechten oder waagerechten Teil des Bootes anlegt. Dann wird vorn und achtern unmittelbar an den Punkten, wo der Wasserpass beginnt, quer zum Boot eine Leiste angebracht, die etwas länger als die größte Breite des Bootes ist. Eine dritte Leiste wird auf halber Länge angebracht. Entweder werden die Leisten auf eingeschlagenen Pfosten befestigt oder aber, wenn der Bootsschuppen einen festen Boden besitzt, auf Böcken angebracht. Die obere Kante der Leisten muss - in unserem Beispiel - genau 5 cm über der K. W. L. abschließen. Auch diese Leiste muss genau waagerecht stehen, was mit der Wasserwaage nachgeprüft wird. Nun sägt man zwei Keile aus, die beide so lang sein müssen, wie die halbe Breite des Bootes in Wasserlinie beträgt. Der für vom bestimmte Keil wird in unserem Beispiel 7 cm hoch (12 cm [Gesamthöhe des Wasserpasses vorn] - 5 cm [Höhe des Wasserpasses über der K. W. L. in der Mitte] = 7 cm). Der Keil für achtern wird 3 cm hoch (entsprechend wie vom 8 cm - 5 cm = 3 cm). Diese Keile werden so auf Latten aufgenagelt, dass jedesmal die hohe Seite vorn und achtem am Boot anliegt. Für das nun folgende eigentliche Absetzen des Wasserpasses sind drei Mann erforderlich. Es besteht darin, dass an den Bootsrumpf mit einem Faden zahlreiche Tangenten gelegt und die Berührungspunkte jedesmal mit Bleistift markiert werden. Zum Anlegen der Tangente benutzt man eine Schnur, die von zwei Mann gehalten und stramm durchgesetzt und auf dem Keil vorn oder achtem und auf der Leiste in der Mitte unterstützt wird. Der dritte Mann kreuzt den Berührungspunkt mit Bleistift an. Die Schnur darf nur ganz leicht berühren, weil sie sonst abrutscht und der Berührungspunkt nicht genau wird. Statt des Fadens eine Straklatte zu benutzen, ist nicht zu empfehlen, weil sie durchhängen würde und die Markierung zum Beispiel unter dem Spiegel bei Booten mit großen Überhängen ungenau werden würde. Man beginnt mit dem Anlegen der Tangente oben auf dem Keil und wandert auf dem Keil immer mehr nach außen ans (auf der Leiste in der Mitte wandert die Schnur immer mehr nach innen), bis man bei dem niedrigsten Punkt des Keiles, dort wo er in die Latte übergeht, angelangt ist. Je stärker die Kurven des Rumpfes sind, desto mehr Punkte müssen genommen und markiert werden. Zum Schluss, wenn genügend Punkte markiert sind, hat man nur noch an die Punkte eine Straklatte anzulegen und den Wasserpass längs der Straklatte mit Bleistift durchzuziehen. Oft wird es sich empfehlen, die einzelnen Punkte nicht mit Bleistift anzuzeichnen, sondern durch Anheften kleiner Stifte zu markieren, an die sich dann die Straklafte besser anlegen lässt. Das Endergebnis ist ein Wasserpass mit einer tadellosen Kurve, die nirgends eine der hässlichen Ausbuchtungen hat, wie man sie so oft sieht. Sollte trotz allen Abratens Teer oder eine teerhafte Farbe für den Unterwasseranstrich verwandt worden sein, so ist zu beachten, dass der Teeranstrich nicht über den Wasserpass hinübergestrichen werden darf und sehr sorgfältig abgesetzt werden muss. Das übermalen ist nachher nicht zu korrigieren, weil Ölfarben auf Teeruntergrund nicht decken. Der Teeranstrich schlägt immer durch, und weiße Farbe wird zum Beispiel gelb. (Aluminium-Bronze deckt auf Teer. Man muss dann über die Bronze die gewünschte Farbe streichen.) Es ist nicht immer leicht, den Strich abzusetzen (zuerst immer die hellere und dann die dunklere deckende Farbe streichen). Man erleichtert sich die Arbeit durch Benutzung eines Stockes zur Unterstützung der Hand, wie ihn die Maler verwenden, der oben, wo er anliegt, gepolstert sein muss. Der Bereich der Wasserlinie wird besonders stark beansprucht, weil er dem ständigen Wechsel von Wasser, Luft und Sonnenbestrahlung ausgesetzt ist und hier in den heute stark verschmutzten Hafengewässern der Schmutz den Anstrich stark angreift. Daher hat man für diese Zone der Außenhaut besondere Wasserpassfarben als Deckanstriche entwickelt. Gewöhnlich hat diese Farbe leuchtende Töne wie Blau, Weiß oder Signalrot, um die Wasserlinie weithin sichtbar zu kennzeichnen. Die Wasserpassfarbe darf als Deckfarbe nur auf dem Grundanstrich, nicht auf einem fertigen Deckanstrich aufgetragen werden, damit der Anstrich genügend Haftfähigkeit bekommt. |
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