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Die Anstricharbeiten Wie man's in den 50er Jahren machte - zusammengetragen aus Artikeln der "Yacht" |
Die Anstricharbeiten Wenn alle Arbeiten vor und nach dem Aufslippen getan sind, dann bleibt als Hauptarbeit neben etwaigen Reparaturarbeiten der Neuanstrich. Übrigens streicht der Segler oder Motorbootfahrer sein Boot nicht, sondern er malt es. Gestrichen wird bei einem Boot nur die Flagge. Die erforderlichen Malerarbeiten sind nicht nur bei den verschiedenartigen Booten aus Vollholz, Sperrholz, aus Stahl oder Aluminium sehr verschieden, sondern auch bei demselben Boot in verschiedenen Jahren sehr unterschiedlich. Um in diesem praktischen Handbuch möglichst vielfältige Erfahrung zu vermitteln, wurden die Abschnitte über die Anstricharbeiten stark unterteilt. Ratschläge zum Beispiel für das Entfernen alter Anstriche, das Dichten von Leckstellen, den Anstrich von Eisenteilen, das Schleifen usw. finden sich in besonderen Abschnitten, weil es nicht zweckmäßig erschien, die Überholungsarbeiten in ihrem naturgegebenen Ablauf an einem besonderen Boot darzustellen. Wenn mit Hilfe des Inhaltsverzeichnisses und der Marginalien neben dem Text bestimmte Anweisungen nicht rasch genug gefunden werden, dann gibt das Sachwortverzeichnis am Schluss des Buches die nötigen Hinweise. Voraussetzung für einen glatten Ablauf und ein Gelingen der Arbeit ist sorgfältiges Planen und, dass man sich vorher über alles seine Gedanken macht. Am Anfang stehen die Fragen nach dem Wer? - Wann? - Wo? - Was? und Wie? Wer soll mithelfen? - In bereits vollständigen und wohlgeordneten Familien ist es selbstverständlich, dass der Junior von Anfang an bei den Frühjahrsarbeiten mit dabei ist und im Laufe der Jahre mit wachsender Reife und wachsendem Können einen immer mehr wachsenden Anteil an verantwortungsvoller Arbeit bekommt und dass die Bordfrau bei den Überholungsarbeiten immer mehr zurücktritt und sich dann mehr drauf konzentriert, die Arbeitslust ihrer Crew durch gute Verpflegung zu steigern. Zwar heißt es, dass der Eigner nicht nur die Unkosten für sein Boot, sondern auch alle Arbeit allein zu tragen habe, aber eine gute Crew, die den ganzen Sommer hindurch zusammen gesegelt hat, wird auch im Winter und im Frühjahr im Bootsschuppen Sonntag für Sonntag zusammen arbeiten, um den Kahn wieder auf Hochglanz zu bringen. Und der gute Schiffer wird dafür sorgen, dass jedesmal für jeden die richtige Arbeit da ist, dass keiner frierend herumzustehen braucht und dass nicht ausgerechnet derjenige, der keinen geraden Strich malen kann, die Wasserlinie absetzen muss oder der dickste und größte Mann der Crew sich in die engsten Teile unter Deck hineinzwängen muss. Wie gesagt, der Eigner muss sich insgeheim eine ganze Menge Gedanken darüber machen, wie und wo er seine Männer am besten zum Nutzen des Ganzen einsetzt, und ob er nicht überhaupt lieber auf die Mitwirkung eines Freundes oder Crew-Mitglieder verzichtet. Helfer, die weder Verständnis noch Geschick für Überholungsarbeiten haben, weder das nötige Verantwortungsbewusstsein noch Geduld und Ausdauer, schaden mehr, als dass sie nützen. Ein Crewmitglied, das für gute Laune sorgt, aber sonst nicht viel von der Sache versteht, kann durchaus nützlich sein, wenn es die anderen nicht von der Arbeit abhält. Oft ist es besser, einen bezahlten Mann, der etwas von Booten und Bootsüberholung versteht,anzuheuern, als die kostenlose Mithilfe eines Freundes in Anspruch zu nehmen, der sich durch seine Mitwirkung im kommenden Sommer nur einen Platz an Bord sichern möchte und nicht richtig mit dem Herzen dabei ist. Jedes Pfuschen und jede Nachlässigkeit bei den Überholungsarbeiten rächt sich nach kurzer Zeit. Andererseits wird das Crew-Mitglied, das im Winter und im Frühjahr treu mit bei den Mal- und Schleifarbeiten geschwitzt und gefroren hat, unaufgefordert alles tun, damit das Boot im Sommer das gute Aussehen behält. Dass man mit dem Malen erst beginnen kann, wenn alle staubenden Arbeiten beendet sind und dass man sich in einem stark belegten Winterlagerschuppen mit den anderen Eignern einigen muss, bis zu welchem Tag die Schmutzarbeiten beendet sein müssen, versteht sich von selbst. Mit den Anstricharbeiten soll man erst beginnen, wenn alle Reparaturarbeiten beendet sind, wenn die Feuchtigkeitsspuren vom Abwaschen getrocknet sind. Man darf nicht malen, wenn sich Schwitzwasser auf oder im Boot durch Temperaturwechsel bildet. Warme leuchte Luft schlägt sich als Tau auf dem über Nacht im Bootsschuppen ausgekühlten Boot nieder. Dies ist ein sehr wichtiger Punkt, weil das weißliche Abblättern der Lackierung und der Farbe und auch die Blasenbildung auf die Feuchtigkeit zurückzuführen ist. Abwischen der feuchten Flächen genügt nicht; das Boot beschlägt gleich wieder. Wo man die Anstricharbeiten am besten durchführt, ergibt sich aus den jeweiligen Umständen. Um einen Anstrich zu spritzen, muss man ein Boot gegebenenfalls erst aus dem Schuppen herausbringen und draußen unter einem Schutzdach abstellen. Es kann auf stark belegten Bootslagerplätzen auch erforderlich werden, dass man nur den Unterwasseranstrich im Schuppen oder auf dem Slipp durchführt und alle anderen Anstricharbeiten an dem im Wasser liegenden Boot ausführt, was den Vorteil haben kann, dass die Luft hier völlig staubfrei ist (wenn man nicht unmittelbar an einem Liegeplatz liegt, wo der Wind vom Ufer her Sand und Staub heranweht). Nicht gemalt werden darf an Tagen, an denen die Temperatur unter Null Grad liegt und nicht an Tagen, an denen starke kalte Luftfeuchtigkeit herrscht. Es darf bei Sonnenwetter auch nicht an Stellen gemalt werden, auf die die Sonne brennt. Was man an Anstricharbeiten in einem Jahr ausführt, hängt von dem Zustand der einzelnen Anstriche ab. Unterwasser, Außenhaut, Deck, Aufbauten und Spieren werden in jedem Frühjahr einen neuen Anstrich oder eine neue Lackierung bekommen müssen, es sei denn, dass sie wie z. B. bei Sperrholz- oder Stahlbooten einen Anstrich mit DD-Lacken bekommen haben, der nach einem Sommer noch vollkommen in Ordnung ist. Innen braucht ein Kajütboot aus Vollholz keineswegs in jedem Jahr neue Anstriche. Eine Ausnahme bildet die Bilge, in der ja stets mehr oder weniger Wasser steht und die regelmäßig mit Bilgefarbe gestrichen werden muss. Innen muss neu gemalt werden, wenn der Anstrich zerkratzt oder beschädigt oder z. B. durch Vergilben unansehnlich geworden ist. Wenn die Färb- und Lackschichten zu dick geworden sind und dicke Blasen bekommen, wenn sie zu stark gerissen sind und wenn ganze Flächen abblättern, dann muss der alte Anstrich bis aufs Holz entfernt werden. Es mag in einzelnen Fällen, wenn ein Eigner gerade zufällig in den Frühjahrsmonaten über viel freie Zeit verfügt, zweckmäßig sein, in einem Jahr eine Generalüberholung mit Entfernen des alten Anstriches, Erneuerung des Decksbezuges und vollständigem Neuanstrich innen und außen durchzuführen, sonst aber richtet man es so ein, dass nicht mehrere der zusätzlichen und nicht in jedem Jahr auszuführenden Arbeiten in einem Frühjahr zusammenfallen. Das Ergebnis aller Überlegungen ist ein genauer Zeitplan, der die einzelnen Arbeiten so verteilt, dass sie sich nicht auf einen kurzen Zeitraum zusammendrängen und ausreichende Zeiten zum Trocknen des Rumpfes und der einzelnen Anstriche berücksichtigt werden. Natürlich muss - besonders bei Booten, die im Freien instand gesetzt werden müssen - genug Lose in dem Plan sein, so dass er nicht durch unerwartet ungünstige Wetterverhältnisse über den Haufen geworfen werden kann. Nachstehend ein Beispiel für einen Zeitplan für ein Vollholz-Boot. Bei stählernen Booten ist im Herbst vorzusehen, dass Poststellen sofort ausgebessert und mit einem Schutzanstrich versehen werden. 17.10. Auspacken, Mast legen, Material von Bord. Als Nächstes vor Beginn der praktischen Arbeiten muss ein Geräteplan aufgestellt werden. Vorbedingung für das Gelingen ist immer ausreichendes, gutes Werkzeug. Der glatte Ablauf ist nur gesichert, wenn alles Werkzeug bereitliegt und auch die Maschinen, die man sich ausleihen muss, rechtzeitig zur Stelle sind. Ein Geräteplan wird etwa so aussehen: Länge mal Breite mal Seitenhöhe mal 1,8 = Farbenverbrauch. Im einzelnen wird der Farbenbedarf berechnet, indem man die einzelnen Flächen durch die Ergiebigkeit der Farbe dividiert, also: Die einzelnen Flächen berechnet man nach den folgenden Faustformeln: Für tiefgehende Kielyachten mit kurzem Kiel rechnet man: Für mitteltiefe Kielyachten oder Kielschwerter mit runden Spanten rechnet man: Fläche des Überwasserrumpfes: (Länge über Alles + Breite) mal doppelten, durchschnittlichen Freibord. Räche des Decks: Länge über Alles mal Breite mal 0,75 abzüglich der Flächen der Plicht, des Kajütaufbaues, der Luks usw. Nachstehend ein Beispiel für die |
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