"Monsun" - 8 KR

Text und Fotos: Peter Flügge, Titelfoto: Yachtbild Kai Greiser



Mit der Baunummer 5602 wurde die Monsun 1959 bei Abeking & Rasmussen in Bremen gezeichnet, bevor sie dann im April 1961 fertig gebaut ihre Jungfernreise auf der Weser antreten konnte. Bernhard Busch, der Auftraggeber und erste Eigner der Monsun, war Mitglied des Berliner Yacht Clubs in Berlin-Charlottenburg. Natürlich wurde die Monsun mit einem GL (Germanischer Lloyd)- Zertifikat Klasse +100 A4 gebaut.

Gezeichnet hat die Monsun nach unserer Recherche der Chefkonstrukteur der Werft, W. Ohlendorf.

Sie wurde als 10 m Tourenketsch (8 KR) getakelte Segelyacht vermessen. Der Original KR-Vermessungsschein des DSV liegt leider nicht mehr vor.

Daten:

Länge über alles: 14,10 m
Länge Wasserlinie: 10,00m
Breite: 3,60m
Verdrängung: 16 t
Segelfläche vermessen:
Großsegel: 34 qm
Besan: 15 qm
Genua: 33 qm
Fock: 22 qm
Spinnacker:88 qm
Besanstagsegel: 17 qm


Die Monsun ist einer der wenigen noch fahrenden aus Holz gebauten Segelyachten der Yachtwerft Abeking & Rasmussen. Ihr Rumpf wurde aus wertvollem Rangung - Teakholz gebaut. Die Spanten, Vorsteven, Heckauflager und Mastspur sind aus Weiß - Eiche. Heute wäre der Bau einer Segelyacht mit einem Teakholz-Rumpf undenkbar und fast unbezahlbar.

Wie gut sich das Teakholz gehalten hat, zeigte sich bei der Restaurierung des Rumpfes im Innen – und Außenbereich. Nach über 40 Jahren hatte man den Eindruck, dass das Holz noch neuwertig war. Lediglich im Stevenbereich ist das Holz etwas dunkel.

Der Ballastkiel ist in einem Stück gegossen und wiegt 4.000 kg. In der Baubeschreibung lässt sich nachlesen, dass als Dichtungsmaterial Mennigekitt verwendet wurde, das wohl heute verboten ist.

Die Monsun wurde mit einem Antriebsmotor, einem 4 Zyl. Daimler Benz Dieselmotor Typ OM 636, Leistung 34 PS bei 3000 UpM ausgeliefert. Dieser Motor wurde zwischenzeitlich durch einen 41 PS-Motor ausgewechselt.
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Der Ersteigner, so erzählte uns der Sohn , segelte in den sechziger Jahren überwiegend in der Ostsee. Im Herbst kam die Monsun aber immer zurück an die Weser zur Werft in das Winterlager. Dazu heuerte der Eigner einen Bootsmann der Werft an, der das Seegebiet der Außenweser und Elbe gut kannte und somit immer sicher den Werfthafen erreichte.



Nach Auskunft des Sohnes Busch kam die Monsun nach dem Tod des Vaters in die Hände einer Hamburger Segelschule. Hier wurde sie über viele Jahre im Schulbetrieb eingesetzt. Leider vernachlässigte die Segelschule die nötige Bootspflege sowie Instandsetzungsarbeiten.

Teilweise werden wir von völlig wildfremden Menschen in Häfen angesprochen, ob es „ DIE MONSUN „ sei, auf der sie gelernt hätten. Der dritte Eigner, ein Österreicher, erstand die Monsun 1989 und ließ einige Restaurationsarbeiten in den USA durchführen.

1989 ging die Monsun auf hohe See. Sie nahm an der Trans-Atlantik-Regatta ARC von Gran Canaria bis nach St. Lucia teil. Als ältestes Segelboot belegte sie den dritten Platz in der Gesamtwertung. Eine wohl nicht zu unterschätzende Leistung bezogen auf die Segeleigenschaften im Vergleich zu modernen Yachten.

Vier Atlantiküberquerungen schaffte sie problemlos bis heute ohne größere Schäden. Der österreichische Eigner lebte einige Jahre auf der Monsun und verbrachte die Zeit überwiegend in der Karibik.

1997 ging die Monsun in den Besitz der Familie Flügge. Wir fanden sie in Trinidad, etwas heruntergekommen und ungepflegt, im Kern aber gesund und segelbar für eine Reise zurück nach Europa. Die Vermittlung der Monsun erfolgte durch den bekannten Yacht-Broker Baum und König aus Hamburg. Herr König, wir erinnern uns gerne daran, fragte uns, ob wir uns vorstellen können, wie teuer es ist, eine Holzyacht zu unterhalten. Wussten wir natürlich nicht und er klärte uns auf. Nach einigen Jahren Erfahrung wissen wir, dass er sogar noch untertrieben hatte, wenn er sich äußerte, dass man zum Kaufpreis nochmals den gleichen Betrag für Restaurierungsarbeiten hinzulegen müsste.

1998 überführten wir die Monsun dann von St. Maarten über die Azoren nach Brest. Auf diesem Törn, 50 sm vor Brest, brach der Großmast in rauhem Wetter.

Erst später stellte sich raus, dass der österreichische Eigner die Verschraubungen der Saling- Beschläge am Mast mit Epoxy befestigt hatte. Das Holz allerdings, in das die Verschraubungen hineingedreht war, war völlig kaputt. Es hielten die Schrauben im Epoxy, nicht aber das Epoxy im schlechten Holz. So war es nur eine Frage der Zeit, wann sich die Verbindungen aus dem Holz herauslösten und die Wanten kein Halt mehr hatten. Unsere Lehre daraus war, dass wir besser beraten gewesen wären, einen Fachmann unseres Vertrauens mit zu Rate zu ziehen. Der Voreigner hatte auch im Bereich der Spanten mit Epoxy versucht, Schäden zu vertuschen. Dies war ihm so gut gelungen, dass sogar Bootsbaumeister diese Manipulation nicht sofort entdeckten.

In den Jahren 1998 und 1999 wurden der Mast und diverse Teile restauriert. In den Wintermonaten 2000/2001 ging es sehr aufwendig weiter mit weit über 3.000 Arbeitsstunden durch die kleine, engagierte und vor allen Dingen akkurat arbeitende Bootswerft Winkler, in Bremen-Lesum ansässig. Inhaber: Hans Stützle.

Allein in der Zeit vom Winter 2001/2002 bis Juni 2002 wurden im Achterbereich 16 Spanten und Bodenwrangen erneuert. Dazu wurde die Achterkabine und die Plicht total auseinander genommen und dabei ebenfalls restauriert.

Die gesamte Elektrik wurde nach GL-Standard erneuert, das Rohrsystem des Motors überholt, das Unterwasserschiff zum Teil neu kalfatert, das Oberdeck mit neuen Nähten versehen und die Ruderanlage modernisiert. Schotten im Achterschiff erneuert, Bodenwrangen im Großmastbereich durch VA- Wrangen ersetzt, die Stb.-Schanz im Genua-Bereich neu verbolzt, diverse neue Beschläge für den Mast angefertigt, die Außenhaut und das Naturholz komplett lackiert, Lagerung für Ruderschaft erneuert, Stopfbuchse erneuert und neu verpackt, Doppeljoche, Leit – und Antriebsspindeln der Ruderanlage erneuert, neuer Autopilot, Gasanlage erneuert und überprüft, Borddurchlässe zum Teil erneuert, Schaltzüge erneuert, Drucklager, Propellerwelle, Wellendichtung und Wellenlager im Stevenrohr erneuert, Lenzanlage erneuert, neue Batterien, Navtex neu installiert, Wetterfax überholt, Radar-Antenne montiert, Wassergenerator installiert. In den Jahren zuvor wurden die Rüsteisen erneuert, einige Kielbolzen wurden durch VA-Bolzen ersetzt, u.v.m.

Ein neuer Satz Segel mit ebenfalls neuem, hochwertigem, laufendem Gut rundete die Sache ab.

Mit sehr viel Aufmerksamkeit, Feingefühl für das Detail, Präzision in der Ausführung der Bootsbauarbeiten, war die Monsun endlich verdient an die richtigen Fachleute geraten. Man spürte jeden Tag, dass alle Mitarbeiter der Bootswerft Winkler ihren Beruf lieben. Andere bekannte Segelboote aus der deutschen Klassik-Szene wie z. B. die Senta, Athena und andere werden hier seit vielen Jahren regelmäßig im Winter gepflegt.

Im Jahre 1999 nahm die Monsun an einem Restaurationswettbewerb des Freundeskreises für klassische Yachten (www.fky.org ) teil. Hier belegte sie den zweiten Platz.



Die Monsun fährt heute unter dem Stander des Verein Wassersport Lesum und dem Stander des Trans-Ocean.

Seit Juli 2002 sind wir mit der Monsun unterwegs mit folgenden Etappenzielen:
Bremen - Englischer Kanal, Bretagne, Iberische Halbinsel, Algarve, Madeira, Kanarische Inseln - erneute Teilnahme an der ARC von Gran Canaria nach St. Lucia - Ostküste USA, Regatta-Teilnahme DaimlerChrysler North Atlantic Challange im Juni 2003 von New York nach Cuxhaven.

Diese Reise zeigt einmal mehr, dass ältere Segelboote nicht nur Ausstellungsstücke sein müssen, sondern immer noch für Hochseefahrten geeignet sind.

Auf dieser Reise haben wir natürlich schnell gelernt, wo die Grenzen für ein Holz-Segelboot sind. Die sonnigen Gegenden, d.h. also ab den Kanarischen Inseln, wo die Sonne wirklich sehr intensiv scheint, sind nicht gerade das ideale Segelrevier für die Monsun. Es ist mühsam, den Lackzustand ansehnlich zu erhalten. Bereits auf der Reise bis zu den Kanarischen Inseln sind wir jeden Tag damit beschäftigt, den Lack mit Frischwasser zu reinigen, jeden Tag eine Lack-Inspektion vorzunehmen und regelmäßig gegebenenfalls zu lackieren. Keine leichte Aufgabe, wenn man nicht vom Fach ist und wenn man bedenkt, dass man so eine Reise ja wegen des Vergnügens macht. Aber für ein Jahr Segelreise in diesen Gefilden, wollten wir uns kein anderes Schiff kaufen und vertrauten auf die gute Qualitätsarbeit bzw. guten Malerarbeiten der Werft. Andere Segler, die uns empfahlen, die Masten und das Holz einfach mit weißer Farbe überzustreichen, konnten uns nicht überzeugen. Eine Ganzpersenning wird helfen, die anfallenden Lackarbeiten in einem vernünftigen Maß zu halten.

Im Winter hatten mir die Mitarbeiter der Werft einige nützliche Tipps für die Bootspflege erteilt, so dass wir überzeugt sind, alle notwendigen Pflegearbeiten auf dieser Reise größtenteils selber ausführen zu können.



Am Schluss der Reise werden wir unsere Erfahrungen in Punkt Bootspflege auf dieser Reise niederschreiben.

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