KULTURELLES

Bassholmen

Auszug aus einem Artikel Utz Saalmanns, erstmals veröffentlicht im "Klassiker!" Nr. 2/2007

58 Grad / 14,5 N
11 Grad / 30,35 E


Steinig, karg, meist sonnig - aber gelegentlich muss man die Mütze festbinden - so kennen Ostseesegler die schwedische Westküste. So haben auch wir mit "Stella" das Segeln in den Außenschären genossen, bis uns einmal dicke Luft in die Innenschären wehte und wir uns unversehens in einer anderen Welt wiederfanden: Blumig, waldig, still - und die Mütze war auch ohne Band sicher.

Dieser Kontrast ist gut zu erleben, wenn man in die Fjordlandschaft um oben angezeigte Position herum einläuft. Von Lysekiel kommend mit max. 16,8 m Masthöhe, von Gullholmen geht es bis 30m.

Hier liegt Bassholmen, eine kleine Insel in einem Gebiet enger Fjorde und schmaler Fahrrinnen. Der erste Blick auf der Karte scheint verwirrend. Die engen, aber gut betonnten Fahrwasser sind jedoch problemlos zu befahren, wenn auch nicht immer zu ersegeln.

Wer sich hineinwagt in das Gewirr von Unterwasser- und Überwasser- und überspülten Steinen wird reichlich belohnt. Mit Bassholmen erreicht man eine Insel mit langer Seefahrtsgeschichte in einer außergewöhnlich schönen Landschaft.

Im Mittelalter stand hier der Vorposten eines dänischen Klosters. Später überlebte man an diesem geschützten, aber nicht gerade fruchtbaren Ort nur durch Ausnutzung aller Möglichkeiten der Landwirtschaft, Fischerei, Bootsbau und Seefahrt. Die unsichere Erwerbslage durch ausbleibende Heringsschwärme zwang die Inselbewohner zu Kreativität und Phantasie: Beim Ausbleiben der Heringe wurde aus der Trankocherei eine Guanofabrik, diese zu einer Frachtseglerwerft. Mit dem Ende der Frachtsegelei entstand hier eine Dampfmaschinenfabrik, aus der eine erfolgreiche Schiffsmotorenwerkstatt wurde.

Die Foreningen Allmogebatar mit über 3000 Mitgliedern in ganz Schweden hat hier ein Zentrum zum Erhalt der nordischen Bootsbautradition mit Restaurierungen, Neubauten, Modellbau und Forschung eingerichtet.

In den geschichtsträchtigen, zum Museum umgebauten roten Holzhäusern und Werkhallen findet man die Relikte der langen Kulturgeschichte dieser Schäreninsel mit großer Authentizität und Einfühlung ausgestellt. Den Museumshafen füllt eine Sammlung wiederhergestellter oder in alter Tradition neu gebauter Gebrauchsboote der schwedisch/norwegischen Küsten. Sie werden gesegelt! Alles riecht nach Holz, Teer und Hanf, nach Tran und Öl. Klassische Boote passen gut dazu und sind hier verständlicherweise gern gesehene Gäste.

Darüber hinaus ist die Insel als Naturreservat mehr als eine Wanderung wert. Eine romantische abwechslungsreiche Wald- und Wiesenlandschaft ist durchsetzt mit hohen Felsen. Im Einklang mit der traditioneller Bebauung und der Jugendstilvilla des ehemaligen Werftbesitzers aus der "Guten Alten Zeit" ergibt sich eine "Sommerfrischenstimmung", wie wir sie nur noch aus den Bildern des schwedischen Malers Carl Larsson kennen.


Liegeplätze gibt es für jeden Geschmack. Geringe Versorgungsmöglichkeiten bietet der Kiosk der Jugendherberge.

Wenn man schließlich im Radio hört, dass es draußen immer noch kachelt, kann man problemlos über geschützte Binnenfahrwasser südlich Göteborg kommen.

Guten Wind + gute Reise!



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