KULTURELLES

Der Maler & das Licht

Foto: Pauline Begall

Er ist ein Künstler, der schon oft Boote auf die Leinwand gebracht hat, und klassische Yachten haben ihn schon immer ganz besonders fasziniert. Er kommt in die Messe-Halle und steht plötzlich gleich zwei Schönheiten gegenüber - den beiden 12ern „Sphinx“ und „Anitra“. Die klassischen Risse atemberaubend, in neuem Glanz, die Jahre der intensiven Bootsbauerarbeit haben ihre Früchte getragen. Das war auf der Hanseboot im Jahr 2008. Was kann ein Maler dann anderes tun als sich an die Staffelei stellen und seine Eindrücke auf die Leinwand bringen? Das Resultat ist ein Jahr später an gleicher Stelle zu sehen: Arno Dirksen hat wieder seinen kleinen Stand auf der Hanseboot im Bereich maritime Kunst, er stellt nun das Bild „Classic Power“ vor, der Betrachter steht und bestaunt das Ergebnis seines Schaffens.


Gemälde “Classic Power”

Im Anfang war die Fotografie - die Herstellung von Bildern ist für Arno Dirksen eine Verbindung von technischer und künstlerischer Tätigkeit, selbstverständlich gehört ein eigenes Fotolabor dazu. In den 70er-Jahren fotografiert er zahllose Regatten auf dem schwäbischen Meer. Für ihn als Überlinger vor der Haustür, also segelt er auch selbst hier, Boote wie Star, Drachen, Folke, 75er nationaler Kreuzer und 30er Schäre hat er schon hier bewegt. Auch heute noch, wenn Zeit, Wind und Wetter es zulassen, gehört ein Nachmittag auf dem Boot zum besseren Teil des Daseins.

Irgendwann ist das Fotografieren für ihn nicht mehr der richtige Weg. Der manuelle, impulsive Teil fehlt. Um auch Herz und Lust einzusetzen, beginnt Arno Dirksen, seine Eindrücke auf die Leinwand zu bringen, Pinsel, Acryl und Ölfarbe ersetzen Kamera und Objektiv. Die ersten Bilder sind noch vom Fotografen-Auge geprägt: abstrakt, flächige Formen, eher kühl - man wird stark an die Bilder von Feininger erinnert.

In dieser Zeit kauft Josef Martin, der Bootsbau-Künstler vom Bodensee, ein Bild von ihm. Sein Kommentar zu dem Erwerb: „Mich hat das Bild spontan begeistert, weil es eine unglaubliche Dynamik ausstrahlt und mir damit ein Gefühl von Spannung vermittelt, ähnlich wie beim Start eines Achter-Feldes. Das ist absolute Power und Ästhetik zugleich“.


Gemälde “Pass bloß auf”


Gemälde “Drachenschaum”

Die Entwicklung des Malers Dirksen ist von dem Motto „Licht, Wind, Wasser werden Farbe“ geprägt. Im Laufe der Jahre werden seine Bilder immer expressiver, impulsiver, er setzt Bewegung und Tempo mit dem Pinsel um, er erzählt Geschichten, deren Fäden der Betrachter aufnehmen und weiter spinnen kann und soll. Die Formen sind zurückgetreten, Boote und Mannschaften sind nicht mehr so wichtig, die Dynamik der Bilder entsteht durch Farben, Übermalungen, auf der Leinwand finden sich oft nur noch Zitate von dem, was er sieht.


Ausschnitte aus dem Gemälde “Classic Power”

All das ist auf dem Bild „Classic-Power“ zu sehen - Arno Dirksen hat die Eindrücke, die der Anblick des 12ers „Anitra“ auf der Hanseboot auf ihn gemacht hat, mit Details aus der Restaurierung und Symbolen in Beziehung gesetzt. Da findet sich ein kleiner Junge mit seinem ersten kleinen Boot auf der Leinwand - der Verweis auf Josef Martin und seinen Traum, der Realität geworden ist. Daneben das Motto schwach erkennbar: „live your dreams“. Zwei vertikale Linien teilen das Bild, die Verweis auf ein Tryptichon überrascht. Rechts auf dem Dalben entdeckt man ein Teil des Lateralplans und den Namen des Konstrukteurs Burgess, und auch Neptun ist mit von der Partie, zweimal kann man seinen Dreizack als Zitat finden. Es gibt viele weitere Details zu entdecken, und wer die „Anitra“ in diesem Jahr auf der Ostsee gesehen hat, findet in dem Bild bestimmt etwas von seinen eigenen Empfindungen wieder.
Die ersten Segelbilder hat Arno Dirksen vor fast zehn Jahren gemalt, aber noch heute sieht er „Traumschiffe“ am Horizont. Es bleibt also wie bisher: Da sind Farben, die auf die Leinwand wollen, er nimmt den Pinsel und erst einmal läuft alles durcheinander, bis das Bild das erzählt, was ihn bewegt hat und er es in die Öffentlichkeit entlassen kann.

Text: Bernd Cordes
Fotos der Kunstwerke: Tobias Störkle, www.sailing-photography.com


Arno F. Dirksen
Mühlenstraße 10
D-88662 Überlingen
fon/fax +49(0)7551-4239
www.arno-dirksen.de



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