Internationale Klassenmeisterschaft (IKM) der 10qm-Rennjollen
auf dem Wallersee/Salzburg
(Ein völlig subjektiver Erlebnisbericht von A.V.)
Nun zum zweiten Mal finden sich die 10er Rennjollen für die Austragung der Internationalen Klassenmeisterschaft beim Segel Club Seekirchen am Wallersee im Zuge der jährlichen Holzbootregatta ein.
Am Freitag, den 30. August sind bereits „SABU“ N 2, „ROCKY“ N 10 , „BALMUNG“ N 40 , „HEIDERL“ N 44 und „PUMA“ N 100 eingetroffen.
„EL CID“ N 93 sollte in der Früh des ersten Regattatages kommen, zieht aber leider kurzfristig und überraschend zurück.
„SEETEUFEL“ N 430 hat schon zwei Wochen zuvor die Teilnahme krankheitshalber abblasen müssen.
Aus Berlin, extra angereist, kommt Univ. Prof. Matthias Pechstein, der seiner „CIRCE“, N138, diesmal die lange Anreise ersparen will und gemeinsam mit Z-Rennjollen Segler Univ. Prof. Wolferl Püschl auf Herbert Huber´s „HEIDERL“ aufsteigt. Eine geballte Ladung an wissenschaftlicher Elite.
Anm.: Ich vermisse auch hier das Echo der Medienwelt über den Transfer Pechstein’s von „CIRCE“ zu „HEIDERL“. Jedenfalls die Transfers in der Fußballwelt waren den Medien schon ein paar Zeilen wert, wenn am Sonntag zu lesen war: „Gareth Bale wechselt für 100 Millionen Euro von Tottenham nach Real Madrid.“ Und dort spielen auch nur 11 Leute mit.
So waren wir jedenfalls wieder einmal 5 N-Jollen und somit 10 Segler, ohne jegliche Transfergelder.
Anm.: „Es wird mittlerweile gemunkelt, dass die 10 nicht für die Segelfläche stünde, sondern für die 10 Privilegierten, die diese Rennklasse einmal im Jahr segeln dürfen.“
Samstag, den 31. August
Das Wetter zeigt sich freundlich, bei mäßigem Lüfterl und am frühen Nachmittag zieht ein ansehnliches Feld von 18 Holzbooten, darunter auch 6 Chiemsee Plätten, gemächlich aufs Wasser, dem, nach Leeseiten suchend, umherirrenden Startboot folgend.
Bald ward ein Startplatz gefunden, der Wind frischte ein wenig auf und mit dem ersten Schuss zur Ankündigung bricht der Wind wieder schlagartig zusammen.
Aus Paul Jägers Olympia Jolle vernimmt man: „Jetzt hod er den Wind daschossn!“
Alle hasten mangels ausbleibender Windleistung in Richtung Startlinie und das sonore Wellengeräusch an den Holzrümpfen beherrscht die Stimmung. Bei dieser Kreuz kann man kaum Fehler machen sei denn man wendet es ist jedenfalls ein Anlieger zum Luvfassl.
Im Nachhinein betrachtet hätten wir nur eine Wettfahrt segeln müssen, da der Zieleinlauf der N-Jollen bei der ersten Wettfahrt schlussendlich dem Endergebnis entsprach. Das wäre denn doch zu langweilig. wir wollen ja auch was erleben. Deren Befriedigung an Abenteuer kommt folglich nicht zu kurz, wenngleich auf das eine oder andere gerne verzichtet worden wäre.
Bei der zweiten Wettfahrt jedenfalls schiebt eine Starkregenzelle nebst herabfallenden Sturzbächen auch reichlich Wind mit Böen in die 6Bft vor sich her.
Alle Holzboote schießen entschlossen über die Startlinie.
N 40 geht nach einer sehr gelungenen Kreuz mit gutem Vorsprung als erstes Boot um das Luvfassl.
Anm.: auch für routinierte Segler gilt:
„Gehst Du bei Sturm von Kreuz zur Raume, entlaste den Holer zum Großsegelbaume.“
Ohne große Umschweife: bei N 40 bricht der Großbaum.
„SABU“, N 2 übernimmt die Führung. Unter dem Kommando von Andreas Knittel bekommt Thomas Körner eine Schnellschulung in Sachen: „jetzt los ma uns owi“.
Wenn es eine Steigerung von „Vollgleiten“ gäbe, dann hat diese zu diesem Zeitpunkt stattgefunden. Laut jauchzend lässt Andreas die Zügel los und „SABU“ fliegt mit einer Heckwelle eines Drachen und der Leichtigkeit eines Raubfisches zu Ihrer Höchstform auf und zum Sieg der Wettfahrt.
Die anderen Zehner sind nicht minder beflügelt. „HEIDERL“ und vor allem ihre Mannschaft wird leider durch eine Kollision mit einer Plätte völlig aus dem Konzept geworfen. Das ist solch ein Augenblick, den man gerne wie eine Wettfahrt streichen möchte, und der einem gehörig die Stimmung verleiden möchte. Da letztlich ein jeder schon einmal in solch eine Situation gekommen ist, gibt es dadurch durchaus auch ein gewisses Verständnis unter den Seglern keiner macht so etwas absichtlich.
Doch bewähren sich „HEIDERL’S“ Spant und die Mannschaft in diesem Sturm für einen sicheren 2ten Wettfahrtplatz unter wildesten Gleitfahrten, dicht gefolgt von „PUMA“ N 100, Alex und Sepp Stärzl, die beide das erste Mal mit vollem Enthusiasmus dabei sind. HIPP, HIPP ! HURRAA! Ich glaube, die beiden fühlen sich ganz wohl bei uns..
„ROCKY“ N 10, Helmuth Romaner und Christl Zoncsits haben bereits auf Überlebensmodus geschaltet, wodurch die vor Ihnen liegende „PUMA“ bei dieser Wettfahrt einen Vorsprung von über 5 Minuten nach berechneter Zeit ersegeln kann. Das bringt Ihnen auch den Sieg um die heiß begehrte „ZEHNERLATTE“ ein, ein Wanderpreis, der jenem gebührt, der bei einer Wettfahrt den größten Vorsprung auf den Nächstplatzierten ersegelt.
Nach diesen zwei Wettfahrten geht es zurück in den Hafen, wo am Steg die abgekämpften Segler mit warmen Leberkäsesemmeln und kühlem Augustiner Bier vom Fass „erstversorgt“ werden. Die Aufnahme in der „Intensivstation“, einem 3 Hauben OP mit einer professionellen „Damencrew“, ist eine weitere Krönung des Regattatages: …Kürbiscremesuppe, zarte Lachsfilets, selbstgemachte Lasagne,…….und….und….und…ich musste endlich raus hier, um noch nüchtern den Großbaum zu föhnen , zu legen und zu kleben……01:35am. Zzzzzzzzzzzzzz!
Sonntag, den 1.September 2013
Regen! Großbaum von N 40 wieder fit.
Das bisherige Zwischenergebnis zeigte „SABU“ auf Platz eins und das bedeutet, dass sie für den heutigen Tag die japanische Flagge zu setzten hat. Dies, ein Ritual, entstanden durch die enge Zehnerbeziehung mit unseren japanischen Freunden vom Biwako Yacht Club, die ja auch mit „SVARA“ einen Einheitszehner besitzen, der aufgrund der großen Entfernung natürlich gezwungen ist, diesem Ereignis nicht beiwohnen zu können.
Zunächst ein Frühstück mit Kuchen & Kaffee und/oder Weißwurst und Bier, je nachdem, was so ein Seglermagen abkann.
Noch schnell die Generalversammlung der 10er-Klassevereinigung abgehalten und gegen 11:00 bei mittlerer Brise geht es wieder auf die Bahn zur 3ten Wettfahrt.
Nach einem gelungen Start liegt N 10 voran. N 2 etwas tiefer auch in guter Position, N 40 etwas höher aber hinter N 10. N 44 und N 100 knapp dahinter.
Eine Winddrehung auf der ersten Kreuz entscheidet diese Wettfahrt, die N 40 sofort zur Wende veranlasst hingegen N 10 den Kurs beibehält. Der Dreher erweist sich als nachhaltig genug und die Gegendrehung erfolgt auch. Nach abermaligem Zurückwenden von N 40 hat dieser den perfekten Anlieger zum Luvfassl inklusive Führungsposition inne, während N 10 nun das Nachsehen hat.
Der Zieleinlauf erfolgt nach gleichem Muster von Wettfahrt 1 und dem Endergebnis.
Vor der 4ten Wettfahrt bekommt N 44 plötzlich fukushimatische Zerfallserscheinungen am Ruderkopf und steuert den Heimathafen an. Die Halbwertszeit ist bald überschritten und so muss die letzten 30 Meter gepaddelt werden, um den sicheren Hafen zu erreichen.
Das restliche Zehnerfeld bereitet sich gerade auf den letzten Start vor, der jedem schnell als steuerbordbegünstigt klar wird. Dementsprechend nehmen die Starter ganz unübliche Positionen ein. N 10 kommt mit diese Situation am besten zurecht, die eigentlich selten geübt oder perfektioniert wird. Aber eines Routiniers wie Helmuth bedarf dies keiner Anstrengung sich am „seglerischen Schachbrett“ optimal aufzustellen. Er setzt sich gekonnt vom Start weg ab und lässt auch sonst nichts mehr anbrennen.
2ter N 40 gefolgt von N 2 und N 10.
Im Endergebnis mit einer Streichwertung sind die alten auch die neuen Klassenmeister:
N 40, „BALMUNG“ Artur Vlasaty/Judith Franzmair
Vizeklassenmeister um nur einen Punkteunterschied
N 10, „ROCKY“ Helmuth Romaner/Christl Zoncsits
Dritter um nur 2 Punkte dahinter
N 2, „SABU“ Thomas Körner/Andreas Knittel
Vierter von Schicksalsschlägen und Pech gepeinigt
N 44, „HEIDERL“ die Professores, Wolfgang Püschl/Matthias Pechstein
und zuletzt neu dabei und eine Bereicherung für die gesamte Klasse
N 100, PUMA“ Alex u. Sepp Stärzl, die auch für die gezeigte Ambition zum „Wächter der Klassenflagge“ gekürt wurden.
Ein Fairnesspreis geht an Wolferl und den Steuermann des Plättenopfers für den sportlichen Umgang im Zusammenhang mit der Kollision.
Letztlich der wahre Sieger bleibt die 10er-Klasse selbst, die nun zum vierten Mal in Folge diese Zusammenkunft der besonderen Art erleben durfte.
Auffallend ist auch der Umstand, dass auch zu dieser Meisterschaft nicht nur die aktiven Segler kamen, sondern auch andere interessierte Segler und Zehnerbesitzer, die teilweise gerade dabei sind, Ihren Zehner für die kommenden Jahre fit zu bekommen, um dann auch künftig mitsegeln zu können. An dieser Stelle haben wir uns sehr über den Besuch von Magdalena Jöbstl N 3 „Silberbraut“ und Markus Gintenreiter N 42 „HERO“ gefreut und hoffen, euch bald mit euren Booten über die Kurse begleiten zu dürfen.
Großen Dank an den SCSW, sein Regattateam, die Mädls von der Kombüse und vor allem Thomas Körner, den Initiator der dortigen Holzbootregatta.