„Ammersee Classics“ 2023, die Zweite
Ideale Bedingungen bei der „Holzpokal-Regatta“ des AYC
Ideale Bedingungen bei der „Holzpokal-Regatta“ des AYC
Wer am 8./9. Juli 2023 an der zweitägigen „Holzpokal- Regatta“ des Ammersee Yacht-Clubs in Riederau teilnahm, hatte das große Glück, ein rundum gelungenes Regattasegelwochenende erleben zu dürfen.
Der vor 117 Jahren gegründete Ammersee Yacht-Club ist weit über die Grenzen Bayerns für seine Liebe zu klassischen Holzbooten und dem traditionellen Segeln bekannt.
Die im Jahr 1923 erbaute Clubyacht „ARGO“ bildet den Mittelpunkt des unermüdlichen Engagements des AYC. Es versteht sich von selbst, dass der Segelverein den diesjährigen 100. Geburtstag des 45qm Nationalen Kreuzers gebührend feiert. So stiftete der AYC einen ARGO-Sonderpreis für das schnellste Holzboot dieser Regatta, das 100 Jahre oder älter ist.
Alle Seglerinnen und Segler der Holzboot-Regatta kamen nach der Begrüßung und Steuermannsbesprechung auf dem herrlichen, von alten Holzbootshäusern eingerahmten Clubgelände in den Genuss eines Weißwurst-Essens mit Freibier. Die Bekanntheit des Segelclubs und der Regattaserie sorgte auch dieses Jahr wieder dafür, dass Segler vom Starnberger See, Bodensee, sogar aus Potsdam und Bremen anreisten. Dieses stetig wachsende Interesse von Seglern aus anderen Revieren stellen für die „Ammersee Classics“ und deren Teilnehmer ein weiteres, schönes Highlight dar.
Entgegen allen Wind- und Wetterprognosen, die ein Wochenende mit brütender Hitze und vor allem ohne Wind vorhersagten, war schnell klar, dass unmittelbar nach dem letzten Bissen Weißwurst, die Segel gehisst werden mussten. Wettfahrtleiter Harry Meyer sammelte bereits seine Crew ein, die ihn an der traditionellen Holz-Startanlage, die am Steg des Clubs befestigt ist, unterstützen sollte. Fünf Helferinnen und Helfer sind erforderlich, um für die Regattateilnehmer vom See aus sichtbar Korbbälle zuerst hochzuziehen, um sie dann im Minutentakt nacheinander wieder herunterzuholen – die traditionelle Form der 5-Minuten-Zeitmessung beim Start, die die Uhr für die Personen auf den Booten überflüssig macht. Der zu segelnde Kurs wurde durch ein für alle sichtbares Buchstabenschild darunter jeweils angezeigt.
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Die Start- und Ziellinie befindet sich in der Peilung zwischen Flaggenmast auf dem Steg und einer Boje auf dem See. Auch der Zieleinlauf wird hier gezeitet.
Das beachtliche Feld von 28 klassischen Holzbooten startete bei blauem Himmel und 3 bft zur ersten von vier ausgeschriebenen Wettfahrten.
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Auf dem Wasser sorgten vier Motorboote für die Sicherheit der Teilnehmer.
Unmittelbar im Anschluss an die erste Regatta wurde bei stabilen Windverhältnissen zur Freude aller gleich die zweite Wettfahrt durchgeführt. Es zeichnete sich bereits ab, dass die ersten Plätze hart umkämpft sein würden. Da werden die Umrundungen der Tonnen schon mal mit lauteren Worten in Richtung Gegner begleitet, denn jeder Steuermann will sein Boot vor dem Konkurrenten ohne Berührung der Tonne oder des Mitstreiters und ganz nach den Regeln zum Fahrtrecht umrunden.
Am Ende des ersten Regattatages waren alle Beteiligten sehr zufrieden und konnten sich bei Brathendl, Salaten und Gemüse stärken. Der Besuch an der Bar entfiel bei den meisten, denn der Wettfahrtleiter setzte die Startbereitschaft am Sonntag für 7.30 Uhr aus Erfahrung fest. Harry Meyer hatte das richtige Gespür, denn tatsächlich baute sich morgens der typische Südwind auf, während die Seglerinnen und Segler nach und nach noch etwas müde über das frühe Aufstehen am Sonntagmorgen auf dem Clubgelände eintrudelten und ihre Holzboote wieder startklar machten. Morgenstund hat Südwind im Mund.
Mit dem ersten Landstart waren alle wieder hellwach. Der Südwind blieb konstant und so konnten zwei weitere Wettfahrten mit Bahnverkürzung gesegelt werden. Hiervon machte der Wettfahrtleiter Gebrauch, um die geplanten vier Regatten durchsegeln zu können. Dies bedeutete für die Segler, dass sie „einen Streicher“ hatten. Gesegelt wurde nach den Ammersee Yardstickzahlen.
Die launige Siegerehrung fand im Anschluss an die Auswertung im oberen Holzboothaus von 1906 statt.
Sieger und damit auch Gewinner des Holzpokal-Wanderpreises, wurde Ludwig Braun vom gastgebenden Ammersee Yacht-Club mit seinen Vorschotern Hermann Wegener und Benedikt Höfle auf der 20 qm Rennjolle „Attila“, GER 470.
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Den 2. Platz erreichten Georg Ernst vom AYC auf seinem L-Boot „Tümmler“, GER 103, zusammen mit seiner Crew bestehend aus Gregor Bornemann (DSC) und Christian Loy.
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Der 3. Platz ging an Christoph Hagenmeyer vom DSC auf seiner 15 qm Rennjolle „LUV“, M 47, zusammen mit seinem Vorschoter Holger Höfle auch DSC.
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Der ARGO-Sonderpreis ging an den Zweitplazierten, Georg Ernst, mit seinem 101-Jahre altem L-Boot „Tümmler“.
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Die Regatta verlief sportlich und fair. Es gab trotz einiger engen Situationen an den Tonnen keine Proteste. Ein Schiedsgericht wäre bereitgestanden war aber nicht notwendig – es reichte, dass ein Steuermann dem anderen Steuermann bei der Siegerehrung folgendes Gedicht widmete:
„Ich war mal in einem Dorfe. Da gab es einen Sturm.
Da zankten sich zwei Hühnchen um einen Regenwurm.
Und als der Sturm vorbei war, da sagten beide „piep“.
Da hatten die beiden Hühnchen einander wieder lieb.“
Einen eindeutigeren Beweis für die freundschaftliche und fröhliche Stimmung unter allen Beteiligten kann es nicht geben.
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Ausblick:
Die beiden nun noch folgenden „Ammersee Classics“ Regatten finden statt:
12./13. August in Utting im Augsburger Segel-Club => „Oldies but Goldies” Regatta
und
09./10. September in Dießen im Diessner Segel-Club => Holzboot-Regatta
Weitere Infos unter: www.ammersee-classics.de
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Anne-Kathrin Kilg-Meyer und Carina Eickmann
Fotos: www.villa-amalia-verlag.de , Siegerfotos: Simon Berz, AYC