Classic Yacht Symposium 2025

Am Samstag, den 8. Februar fand tagsüber das 11. Classic Yacht Symposium im Miralles Saal der Jugendmusikschule in Hamburg statt, kurz vor dem Wintertreffen. Eine Zusammenfassung.
Am Samstag, den 8. Februar fand tagsüber das 11. Classic Yacht Symposium im Miralles Saal der Jugendmusikschule in Hamburg statt, kurz vor dem Wintertreffen. Eine Zusammenfassung.
Das Symposium wurde mit dem Themenblock Yachtkonstruktion eröffnet. Hier gab es in der Vergangenheit schon eine ganze Reihe von Vorträgen zur Entwicklung der klassischen Yachten sowie Einblicke in moderne Konstruktionsmethoden zur Verbesserung der Performance, zum Interieur klassischer Yachten, Auslegung der Riggs, Segelentwicklung, zur Entstehung von Rissen und im letzten Jahr zu den Schlepptank-Versuchen von Watson ab 1900.
Nun ging es um das Zusammenspiel zwischen Gewichtsstabilität und Formstabilität, und wir hatten das große Glück, dass Matthäus Schwaderlapp, der Geschäftsführer der Detlev Löll Ingenieurbüro GmbH, der auch gelernte Bootsbauer und Schiffbauingenieur ist, für uns referierte. Nach einführenden Folien zur Lage von Gewichts- und Auftriebsschwerpunkt zeigte er typische Hebelarmkurven für das Aufrichtende Moment. Wir sahen, dass auch Kielyachten kentern können, die einen früher, die anderen später. Die Frage, die sich uns allen stellte, war, was besser ist: breit und leicht oder schmal und schwer? Oder vielleicht sogar eine Kombination aus beidem?
Wir lernten, dass jeder Vorteil auf einem anderen Feld mit einem Nachteil erkauft wird, wie im Leben. Wenn wir die Yachten breiter machen, wird die Formstabilität größer und damit das Segeltragvermögen, aber der Widerstand im Wasser steigt auch. Ähnlich verhält es sich mit dem Gewicht, wird es größer, steigt die Gewichtsstabilität und man kann mehr Tuch setzen, aber der Kahn wird auch träger. Was oder wer gewinnt? Sicher der Konstrukteur, der alle Bälle am besten in der Luft hält. Und der Steuermann, der die spezifischen Vor- und Nachteile seines Bootes am besten erkennt.
Im nachfolgenden Vortrag über Spitzgatter von Jens Burmester konnten wir nicht nur den historischen Werdegang nachvollziehen von den Anfängen als Boote der Kleinfischerei in Dänemark bis zu den kleinen seetüchtigen Booten zum Lust-Segeln, deren knuddelige Formen wir so lieben. Jens Burmester knüpfte auch an das vorher gehörte zu Gewichtsstabilität und Formstabilität an und erklärte das Geheimnis der Linien. Ausgiebig gewürdigt wurden dann natürlich „Die großen Drei“, die Konstrukteure Berg, Utzon und Hansen und ihre Boote.
Nach der Mittagspause ging es dann zum umfangreichen Thema Verklebungen – Klebstoffe und Leime. Den Hintergrund dieses Themas bilden insbesondere die Verklebungen aus den 60er bis 70er Jahren, also die aufgehenden Plankennähte, Spanten, Masten und Sperrhölzer aus der Zeit. Helge von der Linden gab einen Überblick zu den verschiedenen Stoffen wie Harnstoff-Formaldehyd-Leime, Phenol-Resorcinharzleime, Weißleime, Epoxydharze sowie PU-Leime und erläuterte ihre Eigenschaften im Hinblick auf Verarbeitung und mögliches Versagen.
Aus der Praxis berichteten dann drei Bootsbauer zu dem Thema. Wir bekamen die Total-Restaurierung einer Sparkman & Stephens-Konstruktion aus 1664 durch Kyrell Becker von der Yacht- und Bootswerft Stapelfeldt in Kappeln zu sehen, die lange auflag und Schäden an lamellierten Spanten zeigte.
Diedrich Kurz aus Kressbronn/Bodensee zeigte uns Reparaturen an Planken- und Decksnähten, die er wundervoll feinfühlig vornahm.
Sebastian Funger dokumentierte die aufwändige Reparatur einer 12 m Yacht, die mit Sturmschäden in die Werft Jan Brügge in Königsstein kam, in deren Verlauf aber zahlreiche Fehlstellen in der Verleimung der Diagonal-Karweelbeplankung entdeckt wurden.
Anschließend stellten sich die Referenten mit Unterstützung vom Bootsbaumeister Niels Engel den Fragen der Symposiumsteilnehmer. Erörtert wurden unter anderem Reparaturmöglichkeiten, Verarbeitungsbedingungen und typische Fehler.
Den krönenden Abschluss des Symposiums bildete der begeisterte Bericht von Felix Dudek aus Flintsbach. Der süddeutsche Segelbegeisterte repariert und restauriert seit seiner Jugend Jollen und Jollenkreuzer. Unter dem prägnanten Titel "Restauriere nur, was du von Hand schieben kannst!" führte er uns mit aussagekräftigen Bildern in seine Werkstatt, berichtete von Erfolgen und Rückschlägen bei den Arbeiten an einem 15er-Jollenkreuzer und einer fast 100-jährigen M–Jolle (15qm Rennjolle).
Er macht sich den Erhalt und die Pflege der schönen Schiffe und Boote zur Aufgabe und zeigte aber jederzeit die Begeisterung, die er dabei empfindet. Schön, dass es engagierte Segler der jüngeren Generation gibt, die sich mit Hingabe und Engagement auf alte Boote und das zugehörige Handwerk einlassen.
Übrigens – wer noch den Zugangslink zur digitalen Veranstaltungsplattform hat, kann über diesen die Aufzeichnungen noch einmal anschauen – in der linken Menuzeile finden sich unter "Aufzeichnungen" die drei Themenblöcke mit den jeweiligen Vorträgen.
Für das Team Classic Yacht Symposium
Martin Mohrmann