NEWS

Mit dem Juniorboot auf der Classic Week

9.-17. Juni 2006
Nicht möchte ich wiederholen, was schon geschrieben worden ist und verweise auf die vielen Berichte im Internet, auf z
ahlreiche Fotos mit beeindruckenden Impressionen. Nicht möchte ich Ergebnislisten präsentieren - nur so viel – unser rotes unregistriertes Juniorboot „Rike“ ist immer gut dabei gewesen in der Gruppe 15 der Jollen. Ab und an zeigen wir zwischen den Hansajollen von Michael Krummhoff und Günter Ahlers unsere Klassenflagge, können in der Nähe der Schweriner Einheitsjolle „Sindbad“ mit Detlef Huss und seiner Tochter auftauchen, um dann mit Ingo List in seiner BM-Jolle „Risk“ zu fighten. Immer dann, wenn eine Böe kommt fängt „Rike“ an zu laufen, überwiegend aber haben wir keinen „Juniorbootwind“, so können die Genuas der anderen davonziehen, die Nationale Jolle und die 20qmWanderjolle werden selten bis nie gesehen. Wir erleben eine Woche der ganz besonderen Art, eine gelungene Veranstaltung mit Freunden bei hochsommerlichem Wetter, mit wolkenlosem Himmel, lauen langen Nächten voller Programm und jollenfreundlichen Winden. Arne, meinem Sohn und mir wird alles unvergesslich bleiben.

Im Völkerkundemuseum in Hamburg beim Wintertreffen des Freundeskreises Klassischer Yachten werden wir infiziert. Wird es mit einem so einem kleinen Boot möglich sein unter den großen Yachten über die Ostsee mit zu fahren? Wird die abgesteckte Route zu heftig werden für ein so kleines Schiffchen bei festgeklopfter Zeitschiene. Hartwig rät zwar nicht von einer Teilnahme ab, gibt uns aber deutlich zu verstehen, dass bei 6-7 Bft. aus Südwest auf dem Stollergrund für ein Juniorboot Schicht im Schacht ist. Als alter „Freundeskreisler“ weiß ich auch um die Diskussion betr. das „Hostalengeschirr“. Alter stimmt, klassischer Riss ist vorhanden, aber werden wir teilnehmen dürfen mit einem Junior aus GFK? „Wir machen es wie in Neustadt. Wenn ein Holzjunior mitfährt, dann komm und lass uns einfach Spaß haben“, sagt Wilfried Horns. Auf der Gurlittinsel, beim Wintertreffen der Juniorboote in den Räumen des HSC können wir spontan Susanne und Uwe Niemeier als Mitsegler gewinnen. Beide melden ihre wunderschöne hölzerne „Kleine Brise“ J 268 für die Wettfahrten vor Sønderborg mit Hartwig als Skipper an.

Birgit näht unserer „Rike“ eine „Kuchenbude“ für „komfortables Übernachten und Wohnen“, kombüsentechnisch sind wir Gäste auf der „Marike“ von Arnulf – gut, dass es Freunde gibt -. Scheuerleisten werden hergestellt und montiert, „old man seats“ gefertigt, alle Holzteile hochglanzlackiert. Eine Lenzpumpe wird angeschafft und eingebaut wie auch zusätzliche Auftriebskörper, ein Kompaß und ein Staunetz für das Vorschiff. Es wird probegestaut mit Proviant und Gepäck für eine Woche einschließlich Gitarre im Koffer, der Segelmacher dengelt eine Reffreihe ins Groß - für alle Fälle –. Listen werden erstellt, abgearbeitet und dann geht es auf dem Trailer hinterm Auto ab nach Flensburg.

Freitag, 09.Juni: Bei bestem Wetter krant der freundliche Hafenmeister der Marina Sonwik unsere „Rike“ gemeinsam mit der Hansajolle „Pirola“ und der Schweriner Einheitsjolle „Sioux“ ins warme Flensburger-Förde-Wasser. Gemeinsam wird geklönt, gestaut, aufgetakelt, Michaels Begrüßungssherry verköstigt, und im Blitzgewitter der Kameras segeln wir zur Hafenspitze. Dort machen wir fest, empfangen Startnummern, T-shirts, Seekarten und Segelanweisungen. Wir werden im Kreis von Freunden begrüßt, erleben den ersten schönen Abend im Rahmen einer „come together party“ bei „Begrüßungskuchen“ zu Klängen der 20-köpfigen Sambaformation „Täterä“ aus Hamburg. 250 traumhaft schöne Yachten, Jollen und Motorboote haben sich versammelt, um auf einer 9-tägigen Reise mit Station in Flensburg, Sønderborg, Kappeln entlang zu der Ostseeküste Richtung Kiel zu segel, zu feiern und zu genießen. Zwei Tage lang gibt es Langstrecken-Regatten, Dreieckswettfahrten auf der Flensburger Innenförde und Alternativangebote. Jeden Abend wird Live-Musik gespielt und am Sonntagabend erleben wir ein Feuerwerk der Extra-Klasse. Die Choreographie gibt die passende Beschallung des Hafens mit Klängen aus dem Film „Das Boot“ vor zu Licht- und Raucheffekten. Händels Feuerwerkmusik folgt. Alles ist schon absolut beeindruckend.

Montag, 12. Juni: Es geht auf den gemeinsamen Überführungstörn ins benachbarte Sønderborg bei bestem Wetter durch schönste Landschaft. Die Sonne taucht die Sandbänke vor Holnis in karibische Farben. Die Crews von „Rike“ und „Marike“ mischen sich. Unsere Jungs Arne, Hauke und Jan überführen das Juniorboot, ich fahre auf „Marike“ mit. Was für ein Empfang in Sønderborg! Nach dem Genuss von Kaffee und frischer Kanelstang (dänischer Kuchen) in „Marikes“ Cockpit im Päckchen neben Dieter erleben wir, was Hartwig im Junior-Rundschreiben so beschreibt: „Das eindrucksvolle Bild und die Atmosphäre im mit den vielen klassischen Yachten gefüllten alten Sonderburger Handelshafen in der Abendsonne wird mir wohl immer in Erinnerung bleiben.“ Herzlich begrüßen wir Familie Niemeier, Hartwig und Hanelore Sulkiewicz. Die „Kleine Brise“ dümpelt schon gut vertäut neben dem Sønderborger Schloss. Hella gebietet nun „den besten Anzug aus dem Schrank zu holen“, die Haare zu ordnen und auf geht’s zum Empfang in den Schlosshof. Eine Abordnung der Stadt, des Sønderborg Yachttclub und des dänischen Seglerverbandes für „ältere Lustfahrzeuge“ (DFAEL) haben geladen. Kleine kulinarische Köstlichkeiten, Begrüßungsbier und Ohrenschmaus vom Flensburger „Bachchor“ werden geboten, der Innenhof verwandelt sich in eine Freiluftbühne. Gesang vom Feinsten ist zu hören aus den Bereichen Jazz, Pop und Traditional.

Dienstag, 13. Juni: Der Wetterbericht sagt Wetteränderung voraus, 5 Bft aus SO für den morgigen Überführungstörn. Deshalb folgen alle Jollenskipper – außer Günter Ahlers - der einzig richtigen Entscheidung des Wettfahrtleiters Wilfried Horns. Er empfiehlt: „Fahrt heute schon nach Kappeln“. So können wir zwar beide Wettfahrten vor Sønderborg nicht mitsegeln, Hartwig und Familie Niemeier aber halten die Juniorflagge hoch. Sie haben ausschließlich für die Wettfahrten vor Sønderborg gemeldet, der Heimathafen der „Kleinen Brise“ liegt gleich neben der Regattabahn in Höruphav. Die Überfahrt bei sicheren 2-3 Windstärken aus O/SO gestaltet sich so ruhig, dass wir uns Privatgegner suchen, um mit ihnen zu fighten. Schön ist es, mal wieder an der alt vertrauten Küste entlang zu segeln. Unvergesslich bleibt die Einfahrt in die Schlei vor dem Wind in das Licht der warmen, sich senkenden Sonne. Nach dem Festmachen gibt Ingo List auf der Clubterrasse seines Vereins für alle ein Einlaufbier aus.

Mittwoch, 14. Juni: Mit Arnulf fahren wir auf „Marike“ zur „Giftbude“. Beim Leuchtturm Schleimünde nehmen wir die Zeiten der einlaufenden Yachten. Im Widerspruch zur Wetterprognose weht es mit ca. 4 Bft aus SO. So sind alle schnell und sicher im Hafen. Abends verteilt Ingo List Löffel an alle Teilnehmer. Auf der „Suppentour“ heißt es „Suppefassen“ in teilnehmenden Kappelner Restaurants für einen symbolisch geringen Betrag. Neben der Entlastung der Bordkombüse ist das richtig lustig und sehr kommunikativ: „Ach ihr schon wieder!!!!“…und das Gespräch geht los. Wieder am Steg schaffen „Blind Man´s Buff“ mit guter handgemachter Folkmusik zur Nacht Seefahrerromantik.

Donnerstag, 15. Juni: SO 2-3 Bft., Schleisegeln auf Speckregattakurs ist angesagt für die „Kleinen“, Dreieck auf See für die „Großen“. Manch einer stellt fest, dass die Wasser hier nicht so tief sind, wie auf der Ostsee, aber ist ja meist nur Schlick….

Freitag, 17.Juni: Gut gefrühstückt nehmen wir um 09.45 Uhr die Brücke mit ca. 60 weiteren Klassikern und gehen bei 2-3 Bft. aus westlicher Richtung auf Kurs Richtung Kiel. Die ca. 25 sm segeln wir entspannt bei zwar bedecktem Himmel, aber immer noch trocken zum British Kiel Yachts Club in Stickenhörn. Rechtzeitig zum traditionellen abendlichen Barbecue fällt der erste Regen der Classic Week. Lateinamerikanische Rhythmen von „poco loco“, Tanz und liebe Freunde in der größten freitragenden Holzhalle Norddeutschlands helfen darüber hinweg.

Samstag, 18. Juni: Das Frühstück ist „very british“ gut mit ham & eggs. Bei flauen Winden treiben wir zur Startlinie, um genau dort fast versenkt zu werden von einem rücksichtslos zwischenbretternden Steuermann des Dampfeisbrechers „Stettin“: „ Könnt ihr da nich mal wechfahrn!“ blöckt er von seiner Brücke. Auf diesem Niveau will ich mich nicht unterhalten, - für schwache Nerven wäre das aber wirklich nichts -. Die darauf folgende Kieler „Rendezvous der Klassiker“-Wettfahrt im Gewusel von Traditionsseglern mit shantybeschallten zahlenden Gästen an Bord soll zu einem Wermutstropfen für manchen Teilnehmer werden. Der Wettfahrtleiter schickt das Feld auf die zweite Runde, die viele – auch wir – nicht beenden sollen, weil der Wind noch flauer wird und die deadline um 16.00 Uhr nicht zu schaffen ist. Im Hafen angekommen ist die Preisverleihung schon gelaufen. - Man kann nicht immer Glück haben -.

Die "Classic Week" ist für alle Teilnehmer ein Klassikerfestival voller Höhepunkte an Land und zu Wasser geworden mit einem rundum gelungenen Programm. Unser Dank gilt dem Veranstalter und den vielen unermüdlichen, fleißigen und kreativen Helfern. Nicht nur sportliche Akzente sind gesetzt worden. Ein kulturelles Highlight nach dem anderen ist geboten worden, Alternativtörns sind durchgeführt worden; Transportcrews haben für einen reibungslosen Gepäck-Transport ermöglicht, täglich gab es ein äußerst jollenfreundliches gemeinsames Frühstück im Zelt, meist davor – das Wetter ermöglichte es -.
Schön, dass wir dabei sein durften. Ob ich das im Junior noch mal machen würde? Sofort!
Immer wieder

Jürgen Oppermann-Theophil
Vom roten unregistrierten Juniorboot „Rike“



top...