Davon haben die Veranstalter immer geträumt, die Teilnehmer genauso: Eine Startlinie voll mit hölzernen Starbooten, sieben Regattaläufe an drei Tagen, alle Arten von Wind und-Wetterbedingungen die ein Alpensee bieten kann, spannende Platzkämpfe auf allen Positionen, rundum begeisterte Segler sowie fröhliche Stunden bei gutem Essen und Getränken vor und nach den Rennen.
Vom Freitag 27. – Sonntag 29. August trafen sich Segler und Erhalter dieser außergewöhnlichen Klassiker zum „Vintage Starboat Race“ am schwimmenden Bootshaus des Zürcher Yacht Club. Zunächst ein Teil des vom gleichen Club sowie dem Oldtimer Boot Club Zürichsee ausgerichteten „Old Fashion Race“, ist das Vintage Starboat Race seit seiner vierten Ausgabe in diesem Jahr eine vollkommen eigenständige Veranstaltung. Die Teilnehmerliste mit 16 Booten aus der Schweiz, Deutschland und den Niederlanden wurde noch am Tag vor dem ersten Start durch ein Boot aus Frankreich, Star 3180 (Quenet/Haase) Baujahr 1951 ergänzt. Trotz weiterhin spürbarer Einschränkungen durch Corona und des unter Holzbootseglern nur allzu gut bekannten Satzes - „das Boot ist noch nicht ganz fertig geworden“ – war das Starterfeld weiter gewachsen und übertrifft inzwischen manche Veranstaltung neuerer Boote.
Regattabericht
An allen Tagen war die Wettfahrtleitung durch das Wettergeschehen stark herausgefordert. Kommt Wind? – Kommt Regen? – Schicken wir das Feld heraus auf’s Wasser oder warten wir lieber noch? Das kleine, routinierte Team um Wettfahrtleiter Sascha Osterwalder bewies jedes Mal die richtige Mischung aus Erfahrung und Risikobereitschaft, setzte kurze bis mittellange Up-and Down-Kurse schnell auf, ließ den einen oder anderen Winddreher tolerant durchgehen und brachte so an jedem Tag mindestens zwei Wertungen über die Bahn.
Der Freitag bot bei mittleren 2 Bft eine große Vielfalt von Windbedingungen zwischen böigen Drehern im ersten Lauf und herausfordernden Schwachwindlücken im dritten Lauf. Drei Läufe wurden erfolgreich abgeschlossen, so dass bereits eine erste Wertung stand. Ein angenehm konstanter Wind nach dem letzten Zieldurchlauf sorgte für eine wunderschöne Kreuz zurück auf Zürich zu. Der Tagessieg von SUI 5009 FRAM VI (Gautschi/König) wurde während des Abendessens auf der Terrasse des Bootshauses mit zwei Flaschen Wein prämiert.
Der Samstag begann zunächst mit dunklen Wolken am Himmel und besorgten Blicken auf verschiedenste Wetter-Apps, die viel eigene Interpretation erlaubten. Als das Feld schließlich nach einiger Wartezeit gen Regattabahn segelte wurde ein erster Lauf quer über den See gestartet der jedoch nach der Hälfte wegen völliger Windumkehr abgebrochen werden musste. Kurze Zeit später ging ein Gewitterschauer mit Böen nieder, der bei der großen Segelfläche des Starboots Konzentration und Beherrschung von den Crews abverlangte. Die Seglerinnen und Segler, die Wettfahrtleitung und Fotograf Gianni Baumann wurden dann jedoch mit zwei herrlichen Läufen bei soliden 2-3 Bft aus Süd und leichter Welle belohnt, die engagierte Starts, packende Positionskämpfe und viel „Action“ boten. Die Führung im Gesamtklassement wechselte an die Tagessieger SUI 4672 FIAMMA mit Hans Stöckli und Alexander Gouda.
Vor dem Wind ging es gemütlich zurück zum Bootshaus und zu einem weiteren, phantastischen Abendessen bei dem die Gastronomie, die über das gesamte Wochenende die Teilnehmer mit verschiedensten Genüssen beglückte, ihr ganzen Können präsentierte und entspannte Gelassenheit gegenüber einer fröhlich aufgelegten Meute ambitionierter Holzbootenthusiasten demonstrierte.
Sonntag war wiederum viel Zuversicht seitens der Wettfahrtleitung gefordert. Manches Regenradar zeigte ausgeprägte Regengebiete über der Nordschweiz, von denen Einiges tatsächlich herunter kam. Nach wiederum einiger Wartezeit schickte sie das Feld mit dem Ansatz „wir setzen darauf dass es noch einen passenden Wind geben kann“ aufs Wasser. Heraus kamen zwei weitere Läufe bei stark wechselndem, jedoch gut segelbarem, 2er Wind und leichter Bewölkung. Taktisches Geschick, eine gute Nase für den nächsten Dreher sowie ein Quentchen Glück waren gefordert, und für die Seglerinnen und Segler wurde das Wochenende perfekt abgerundet.
Ergebnisse
Stöckli/Gouda segelten SUI 4672 FIAMMA über das Wochenende so konstant, dass sie sogar einen 2. Platz streichen mussten und wurden hochverdient Sieger des 4. Vintage Starboat Race. Der Sieger des Vorjahres, SUI 5009 FRAM VI mit Eigner und Steuermann Christoph Gautschi sowie Crew Jürg König wurde Zweite, gefolgt mit nur drei Punkten Abstand von SUI 4804 TWINKLE Balz Bruggmann / Ruedi Jakob auf Platz drei, die mit einem Laufsieg und zweiten Laufrang am Schlusstag Martin Fleck/Lorenz Zimmermann SCS/DRCS auf der Penelope 5249 (ehemaliges Boot von ''Alt'' Starsegler Dr. P. U.Wyss) vom verdrängten. Mit nur 2 Punkten Rückstand folgen auf den Rängen 5 und 6 die Punktegleichen Teams Christoph Kempermann/Steffen Thielmann (auf Thetis GER 4929 - 1. Boot mit Holzmast) und dem Star-BootsbauerJosi Steinmayer mit Tochter Anna auf SUI 4677 Monique - Ann II. Am Start waren 16 Teams aus 4 Nationen.
Erwartungsgemäß dominierten die modernisierten Vintage Performance Boote mit Alurigg das Podium, jedoch hielten die mit teils originalem Holzrigg ausgestatteten Vintage Classic Boote gut mit. Drei dieser fünf Boote waren auf den Plätzen fünf bis zehn vertreten, auf Rang 5 Kempermann/Thielmann auf der Thetis GER 4929, vor der ESTELLA von Felix Spiegel/Bat Sauter SUI 4654 auf Rang 7. Der Wanderpreis für besonderen Einsatz bei der Restaurierung ging an Andreas Krause, Eigner von Star 4381 „Pik As“, der nach einem Besuch im Vorjahr ohne Boot nun endlich der Einladung nach Zürich folgen konnte und die wachsende Vintage-Flotte durch ein weiteres, authentisches Boot aus den frühen 60er Jahren ergänzt.
Genüsslich durch kulinarische Schmankerl vorbereitet, schloss eine kurze, aber launige Preisverleihung dieses herrliche Regattawochenende ab. Die Wettfahrtleitung betonte den fairen Umgang miteinander auf dem Wasser, so dass die Veranstaltung für alle Beteiligten zu einem rundum schönen Erlebnis werden konnte.
Engagierte Organisatoren, Helfer und Sponsoren, vor allem aber die zum Teil weit angereisten Teilnehmer, die mit viel Herzblut dafür sorgen, dass handwerkliche Schätze der Vergangenheit erhalten und ambitioniert gesegelt werden, sind für ein solches Event unerlässlich. Bei der Verabschiedung wurde deutlich, welche Freundschaften über dieses Engagement schon gewachsen sind. Alle freuen sich auf’s nächste Jahr, wenn es wieder heißt: „Vintage Starboats – Come to Zürich!“
Bericht: Christoph Kempermann, Fotos: Gianni Baumann
Vielen Dank vom VSS an die Offiziellen : OK - Eugen Vigini; OK - Christoph Kempermann; OK - Jürg Ryffel; OK - Sascha Osterwalder; OK - Raoul Laimberger; und unserem Wettfahrtleiter - Sascha Osterwalder