Die Ratsversammlung der Stadt Kiel hat am 15. Dezember 2022 entschieden: Der Zuschlag für die Anhandgabe wesentlicher Grundstücksteile des ehemaligen British Kiel Yacht Club geht an das Projekt Open City Bay des Yacht Service Kiel.
Unser Verein der Freunde klassischer Yachten hätte hingegen gern in Kiel seine Idee eines "OPEN HARBOUR" verwirklicht. Das 40-seitige Angebot an die Stadt Kiel, getragen von über 20 Jahre alter Kompetenz und bereits unter Beweis gestellter Fähigkeiten und Möglichkeiten rund um den klassischen Yachtsport und Bootsbau, umfasste unter anderem - eine gläserne Werft für traditionellen Bootsbau und junge Start-Ups im Bootshandwerk in der Verbindung von Innovation und Tradition mit verschiedenen Projekten der Jugendarbeit und Erwachsenenbildung, - ein „Zeithaus“ mit einer eigenen Sammlung und wechselnden Ausstellungen rund um den Segelsport, - einen Hafen für „historisch wertvolle Yachten“ sowie - ein Kommunikationshaus mit Gastronomie; drumherum war eine öffentliche Parklandschaft am Wasser geplant.
Diese Einrichtungen hätten zusammen den finanziell abgesicherten Rahmen und die Voraussetzung für vielfältige maritime Veranstaltungen, Begegnungspunkte am Wasser, Wassersport, Attraktionen wie Führungen, Ausfahrten, Regatten, Bildungsprojekte gebildet - ohne Gewinnerzielungsabsicht und verbunden mit starken Initiativen unserer Partner zum Schutz der Meere und deren nachhaltiger Nutzung.
Zu einem inhaltlichen Vergleich der insgesamt vier bei der Stadtverwaltung eingereichten Konzepte kam es nicht. Unser Vorschlag wurde von der Jury aus dem Verfahren ausgeschlossen, da es nicht den gewünschten Abriss des alten Kantinengebäudes und des Bürogebäudes zugunsten eines Neubaus berücksichtigt hätte. Diese Abrisse können allerdings nach unserer Auffassung kein Selbstzweck sein, kein Ausschlussgrund. In der Auslobung wird nur eine öffentliche Uferpromenade als zwingend dargestellt, die in unserem Konzept auch mit hoher ortsprägender Qualität berücksichtigt wurde!
Bekanntlich stehen heute die Zeichen auf Bestandserhaltung und Umbau. Neu gebaute Gebäude erzeugen ein erhebliches Maß an CO2-Emissionen, die in den Materialien gebunden sind (graue Emissionen). Abriss und Transporte kommen dazu. Dies gilt es zu vermeiden, insbesondere wenn man eine sehr gute Lösung für den Bestand hat. „An erster Stelle muss die Bestandsnutzung stehen, danach die Bestandsumnutzung und erst wenn beides nicht möglich ist, der Neubau“, heißt es vom Bundesbauministerium. Das gesamte aktualle Förderwesen im Baubereich ist nach diesen Kriterien aufgebaut. Gelten diese Maßgaben nicht für Kiel? Sie beschreibt sich selbst als Meeresschutzstadt, Klimaschutzstadt, Zero-Waste-City und Vorreiterin in nachhaltiger Mobilität. Es ist widersprüchlich, dass Kiel als Träger des deutschen "Nachhaltigkeitspreises 2021 für Großstädte" sich nicht mal bei eigenen Grundstücksausschreibungen an diese Maßgaben hält und unseren innovativen Vorschlag zum Klimaschutz nicht in die Bewertung einbezieht, sondern sogar als formalen Ausschlussgrund betrachtet. Ist man nicht in der Lage, den fachlichen Fortgang der wichtigen Klimathemen bei selbstgesteuerten Prozessen mit Vernunft und Augenmaß weiterzubringen anstatt aufgrund von Formalien auf zukunftweisende Konzepte zu verzichten? Wo bleibt die Stimme der Nachhaltigkeitsverantwortlichen der Stadt Kiel? Das Verhalten bleibt nicht nachvollziehbar und ist auch für Außenstehende mehr als überraschend. Vor diesem Hintergrund ist der Ausschluss unseres Konzepts unverhältnismäßig und widerspricht jedweder Fachbeurteilung. Schade drum. Das "Open Harbour“-Konzept hätte gut zur alten Segelstadt gepasst.
Trotz unserer Enttäuschung bedanken wir uns bei der Verwaltung für die Vorbereitung und Begleitung des Verfahrens, bei den anderen Bewerbern für ihre Ideen und bei unseren Partnern für ihr Engagement. Wir wünschen dem Gewinnerkonzept und der Stadt Kiel viel Erfolg bei der Umsetzung ihrer Ideen.
Team OPEN HARBOUR im Freundeskreis Klassische Yachten