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„Die Farbe der See“

Ullstein maritim, ISBN 978-3-548-28235-0

Fortsetzungsromane dieses Genres sind selten in Tageszeitungen wie den „Kieler Nachrichten“. Und gemein. Gemein, wenn es erstens um „unser“ Thema Nummer eins geht - Segeln - und, das Warten auf die nächste Ausgabe verschärfend, so geschrieben ist, dass 24 Stunden lang werden. Fast so lang wie die fünf bis sieben Monate ohne Wasser unter unserem Kiel. Zum Glück gibt es das Buch als Buch, man darf also selbst dosieren und, das ist nicht zu viel versprochen, man liest gierig.

Was den Rezensenten so kalt erwischte, ist der Thriller „Die Farbe der See“ von Jan von der Bank, selbst einige Jahre lang infizierter Klassikersegler und Mitglied im Freundeskreis. Fast harmlos betitelt geht es, die Bezeichnung als „Thriller“ bald rechtfertigend, um alles, wenn der Protagonist, ein Segelmacherlehrling, im letzten Vorkriegssommer seinen ersten beiden großen Lieben - einem Klasse-Schiff und einer Klasse-Braut, einer großen Schweinerei und der abgründigen „hohen“ Politik begegnet.

Auf ein paar Seiten entspinnt der Autor und Klassesegler Jan von der Bank ein Szenario im Geflecht von Zusammenhängen, das zwar manchmal ein wenig anstrengt, aber zeitlich wie historisch schlüssig einen Rahmen schafft für die sich anschließende Handlung. Und die besteht aus erfreulich vielem Segeln, Regatta, Training, Bootspflege, Seemann- schaft, Navigation und Flair. Gut be- und geschrieben. Der Autor kennt das Revier, weiß um die See und um die Phänomene, die aufmerksame von unaufmerksamen Seglern trennen. Ganz nebenbei lernt man: Die Aufmerksamen segeln meistens vorn. Stehen im Anfang diese Schilderungen der Geschichte nicht im Wege, so geht im Folgenden der Reiz des „Mitsegelns“ etwas verloren, wird es zunehmend ungemütlich - was aber offenkundig durchaus gewollt ist. Wir haben es mit einem Thriller zu tun, der nicht nur den reinen Segler erreichen soll, sondern naturgemäß mit spannender Action - das Buch ist randvoll davon! - den Leser, der auch gerne segeln darf, fesseln muss. Hier bedient sich das Buch der einschlägigen Mittel, Suchtpotentiale zu entfalten, nimmt mit in den schwedischen Schärengarten, führt Liebende zusammen und Schurken vor, lässt Handlungsstränge sich verschlingen, lieb gewordenes leiden und am Ende – na, wir wollen doch nicht alles verraten - oder? Schön auch, dass das Buch dank des deutschsprachig-vollblütigen Segelautors ohne die schaurigen Übersetzungsschwächen anderer Segelromane auskommt.

Jens Burmester



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