FKY-Wintertreffen 2023, endlich wieder livehaftig


Das Orga-Team um Jan Lohrengel hat Blut und Wasser geschwitzt: 2 Jahre Corona-Pause und nun endlich wieder den großen Miralle-Saal gemietet. Trotz kurzer Vorbereitung stand in letzter Minute auch ein interessantes Programm. Aber was, wenn sich nur 50 Leute bequemen würden zu kommen? Verlieren wir uns in dem 400 Personen fassenden Saal und bleibt der Caterer auf seiner Suppe sitzen? Die Sorgen waren indes unberechtigt. Um 18 Uhr wurden die Pforten geöffnet. Spannend wie bei einer Party, keine festen Zusagen der Gäste, wer kommt der kommt….


Und siehe da, sie kamen in Scharen angeströmt. Froh waren die vielen Klassiker-Freundinnen und -Freunde, dass sie sich nun endlich wieder zum Wintertreffen versammeln konnten. Einige chic und in Schale, die meisten leger maritim wie wir sie im Sommer auf ihren Booten kennen, die Zeiten der Club-Jackets und Schlipse sind vorbei.

Ein feiner Abend, den Jan und seine Crew da vorbereitet hatten: Um Punkt 19 Uhr ging es los mit Irish Folk von Wide Range. Die Dame mit der Fiddle und ihre Jungs mit Akkordeon und Gitarre stimmten das Publikum ein.

Den Beginn machte Bernd Deertz vom Yacht Club Niederrhein. Er führte das Publikum durch einhundert Jahre Rheinwoche, der längsten, ältesten und größten Flußregatta Europas, die er zusammen mit Helge von der Linden organisiert. Nicht wirklich viele Klassiker, aber immerhin ein L-Boot (Sonderklasse) war dabei und gewonnen hat im letzten Jahr eine formverleimte Holz H-Jolle. Dazu passte dann die Vergabe der Messlatte für die beste Mannschaft auf Binnen-Revieren durch Steffen Tiemann und Torsten Jegminat. Nur schade, dass keiner der Preisträger anwesend war.

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Weiter ging es mit einem echten Highlight: Nina Rydahl Andersen stellte ihr Buch vor, auf das viele Liebhaber dänischer Bootsbaukunst lange gewartet hatten: Ebbes Bootswerft in deutsch und dänisch. Vater und Mutter saßen im Publikum und waren sichtlich gerührt, wie fröhlich ihre Nina in bestem englisch über ihre Kindheit und Jugend in der Marstaler Bootsbauerfamilie plauderte. Der Saal war begeistert.

20 Jahre Max Oertz-Regatta: Eine Ausnahme, denn normalerweise wird keine Werbung für Regatten gemacht. Arnd Deutsch durfte, denn es ging um ein Jubiläumsjahr. Auch wenn die Anreise (und Rückreise!) für Kiel-, Schlei- und Flensburg-Lieger beschwerlich sein kann, hat er uns doch Appetit nicht nur auf das Heringsessen und das Super-Frühstücks-Büffet gemacht.

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Nach einem Aufruf der FKY-Sprecher Martin Mohrmann und Torsten Jegminat um Verstärkung der Regatta Organisations-Teams speziell im Hinblick auf die Classic Week vom 15. – 24. Juni 2024 ging es in die große Pause, musikalisch untermalt von Wide Range. Es gab Snacks und Bücher zum Kaufen: Uwe Baykowski und Anna-Marie Frick konnten viele Exemplare ihres neu erschienenen begehrten Standardwerks Pflege und Instandsetzung klassischer Yachten an die Interessierten abgeben und auch Nina Rydahl Andersens Buchverkauf von Ebbes Bootswerft hatte regen Zulauf.

Mit 45 Minuten war die Pause lang genug für ein ersehntes Wiedersehen und doch zu kurz, denn viel zu früh schon läutete Hertas Schiffsglocke die 2. Runde ein. Die begann fulminant mit einem Video einer Holzregatta aus Kenia. Spektakuläres regattieren auf afrikanisch zu Led Zeppelin-Rock.

Michael Sinzel war weit unterwegs mit seiner über 100 jährigen Oertz Yawl Pantagruel und hätte sie vor 2 Jahren in einem Zyklon auf den Fidschis fast verloren. Dana Göbel hat ihn in Valenzia aufgespürt und mit dem Langfahrtpreis nach Hamburg gelockt. Locker, lustig und charmant hielt sie ihre Laudatio und beim Bierdeckel-Interview im Ina Müller Stil warf sie Micha die Bälle zu, auf die er bestens ansprang. So manch einer wurde nachdenklich bei dem Gedanken an ein einfaches freies Leben mit wenigen Ansprüchen an Bord auf Langfahrt.

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Danach wurde es wieder schwer yacht-historisch, als Lutz von Meyerinck von dem Ohlson Projekt berichtete https://ohlsonyachts.com/. Viel schöne und erfolgreiche Yachten wurden von den Ohlson Brüdern gezeichnet, unter anderem eine ganze Reihe 5,5er, die in Serie Olympia-Medaillen errangen. Eine Gruppe von Enthusiasten um Lutz hat ein großes Archiv ausgegraben und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, Hut ab!

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Es gab noch mehr Preise und diesmal waren auch die Preisträger vor Ort: Die Ostseepreise mit dem Bilder-Tryptichon von Hinnerk Bodendieck für die Sieger und Bücher für die Zweit – und Drittplatzierten konnten übergeben werden.

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Kultur darf beim Wintertreffen natürlich nicht fehlen. Nach einer ergreifenden Fischer- Ballade interpretiert von Tommy Loewe folgte ein Ausschnitt aus Tom Nitschs wie immer großartigen Film über die Drachenklasse. Tolle Bilder und emotionale Interviews mit einigen echter Legenden dieser großen alten Klasse. Kurz vor 23 Uhr konnte Jan – voll im Zeitplan - das diesjährige Wintertreffen abschließen. Die nunmehr gesättigten Klassiker-Enthusiasten schickte er zum Schleifen und Lackieren, damit ihre Sleeping Beauties im Mai wieder in eine glänzende Saison starten können

Für alle Beteiligten ein gelungener Abend! Wir freuen uns auf einen tollen Segel-Sommer und auf das Wintertreffen 24.

Tommy Loewe, Februar 23 - Fotos Ariane Schulz

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