Frische Sommerbrise mit Drückern
Hamburg Summer Classics am 10./11. August 2024 - erzählt von Tommy Loewe, mit Bildern vom Autor und von Tina Heller.
Hamburg Summer Classics am 10./11. August 2024 - erzählt von Tommy Loewe, mit Bildern vom Autor und von Tina Heller.
Keiner geht gerne unfreiwillig in der Alster baden, schon gar nicht mit einer betagten Holz-Jolle. Auch wenn mit 2 Eimern und hohem Körpereinsatz der Schwertkasten bald freiliegt, wenn die Kiste erstmal wieder steht. Nach noch ein paar hundert Eimerschlägen, wenn das Wasser nur noch knapp über den Bodenbrettern steht, kann man sogar wieder die Schoten dicht nehmen und den Rest halben Winds rauslenzen, wenn gute Lenzer eingebaut sind.
Das war bei beiden Unglücklichen der Fall. Die Boote, Fram die I-Jolle von Manfred Jacob (feierte gerade ihren 100. Geburtstag und sieht aus wie aus dem Ei gepellt, was mit einem Fass Freibier vom Eigner zelebriert wurde) und Herta 2, die Berliner H-Jolle von Axel Heller (89 Jahre jung – das Schiff und genauso hübsch) sind beide voll regattafähig ausgerüstet und werden sehr gut gesegelt. Wie kam es trotzdem zur Kenterung? Einmal war es ein ausgerauschter Spi-Achterholer auf spitzem halben Winds-Kurs und einmal eine missglückte Halse. In beiden Fällen kamen die Drücker und Winddreher im falschen Augenblick. Die Alster forderte ihre Opfer, das passiert auch Profis.
Die beiden Boote waren, obwohl die ältesten, auch die heißesten Geschosse bei der diesjährigen Hamburg Summer Classics. Herta 2 vom HSC wurde am Ende 2. und Fram (SVAOe) 6.. Sie geht aber auch als vorletztes Schiff in das Känguruh-Race, gerade vor W-D Jahn’s Holz-FD Brigitte (HSC) ins Rennen und muss das ganze Feld von hinten aufrollen, eine schwere Aufgabe in gerade mal 20 Minuten. Das gelang den FD Seglern etwas besser, sie kamen am Ende auf Rang 4. Glück für die beiden Pechvögel, dass 4 Rennen gesegelt werden konnten, und es somit einen Streicher gab.
Ebenfalls Pech hatte die Crew des Drachens Friederica der Familie Friedrichs von Föhr. Ihnen brach in der 2. Wettfahrt der Holzmast, am nächsten Tag waren sie mit Alu-Mast wieder am Start. Das verdient Respekt.
38 Meldungen gab es zur 32. Hamburg Summer Classics, der Holzboot-Regatta vom HSC. Es waren auch schon mal 60, aber seit Corona sind wir froh, dass wir knapp an die 40 werden, es kann auch wieder besser werden. Von außerhalb kamen vor allem die 12 Fuß- Dinghies aus Lübeck. Keine Sharpies am Start (hatten ihre Euro in Schwerin), nur 1 Jollenkreuzer (wo bleiben die Freunde aus Schwerin). Immerhin hatten wir 2 Hansa-Jollen und 6 Drachen dabei. 2 davon, Marotte (1. HSC, Marc Hess) und Amigo (3. NRV, Jan Maywaldt) fanden sich auch auf dem Siegertreppchen wieder.
Erfreulich die Teilnahme von dem Vereins-Micky-Boot mit den jungen Deerns Fiona Riese und Emma Henning. Sie durften mit dem höchsten Yardstick als erste starten, wurden durchgereicht und fuhren dennoch fröhlich singend am Tampen des Felds ins Ziel. Alle anderen Klassen waren jeweils durch ein Boot vertreten.
Immer wieder ein Hingucker: die Yawl getakelte Gig Kronprinzessin Ute (HSC) von Hinnerk und Franziska Bodendieck. Sie landeten auf dem 9. Platz.
Immerhin 4 Holzpiraten waren auf der Bahn und Julius Hahne vom Elbeverein BSC konnte sich mit Vollholz und Vorschoter Morten Pim Raecke über Platz 4 und den Elbepreis freuen.
Das Wetter spielte mit und wenn auch ein paar graue Wolken über die Alster zogen, die meiste Zeit schien die Sonne. Der Wind um 3-4 Bft. mit 6er Drückern stellte keine zu hohen Ansprüche an die Seglerinnnen und Segler und das Wettfahrtteam um Johann-Nikolaus Andreae konnte problemlos 2 Wettfahrten am Sonnabend und 2 am Sonntag durchziehen. Am Samstag war um 16 Uhr Schluss und um 17 Uhr hatte George und sein Team vom Gurlitt Restaurant ein Grillbuffet vom Feinsten auf der Terrasse aufgebaut, der Chef selbst stand am Grill. Am Abend wurde in kleiner Runde geschwoft, doch das Seglervolk war müde und der Abend trotz lauer Temperaturen kurz. Eigentlich schade, denn was kann es schöneres geben als inmitten wundervoller Holzschiffe und vor Hamburger Kulisse einen schönen Abend im Kreise der Seglerfreunde zu genießen.
Am Sonntag war um 11 Uhr Start, es gab keinen Nachzügler in der ersten Wettfahrt wie am Vortag und so konnten 2 schnelle Wettfahrten mit 40 Minuten Känguru - Vorgabe durchgezogen werden. Die Preisverteilung fand dann auch recht bald statt, wenn es auch immer dauert die vielen Sonderpreise zuzuordnen.
Etwas schwierig gestaltete sich die Vergabe des Sonderpreises für das schönste Schiff. Der Juror, Bootsbauer Uwe Küntzel, war verhindert. Die Schiffe sind alle schön und verlangen ihren Eignern viel Arbeit ab. So musste eine schnelle Lösung her. Die HD 20 Kaja Johanna, Baujahr 1980, gepflegt und gesegelt von Carsten Born ist sicher nicht das älteste Schiff der Flotte, aber es zeigt, das modernerer Bootsbau, in diesem Fall von Fricke und Dannhus durchaus klassisch schön sein kann. Johanna glänzt mit ihren Messing-Beschlägen im Hochglanzlack. Der Aushilfs-Juror und Autor konnte sie bei einer Rettungsaktion der über Bord gegangenen Vorschoterin kurz in näheren Augenschein nehmen und ihr guten Gewissens diesen Preis zusprechen.
Ein anderes sehr schönes Schiff der Flotte, die Hansa Jolle Fletcher Christian von Niels Schildt bekam endlich den Restaurierungspreis, den er schon vor Jahren haben sollte, der aber wie so viele Wanderpreise verschwunden war. Die ersten Ränge brauchten Schubkarren um die vielen Sonderpreise nach Hause zu bekommen. Und nach einem letzten „Hip-Hip Hurra“ auf die Wettfahrtleitung war auch die 32. HSC Summer Classics Geschichte.
Auch die Hamburg Sumer Classics leidet unter Substanzverlust. Zu Glanzzeiten wurde bei 60 Meldungen die Meldeliste geschlossen, die Kapazität reichte nicht aus. Jetzt sind wir froh, wenn es 40 werden und es gibt noch eine Menge Holzboote an der Alster, die friedlich in ihren Boxen schlummern, während auf der Alster der Holzbär los ist. Auch die Besucher von außerhalb machen sich rar trotz der problemlosen Kranmöglichkeiten. Gebt euch einen Ruck und macht einfach mit, zusammen ist es am schönsten, dafür betreiben wir diesen Sport.
Dank an die Wettfahrtleitung und alle Helfer, dem Team vom Gurlitt-Restaurant und allen Sponsoren: Pantaenius Yachtversicherungen, Toplicht Schiffsausrüstung, Uwe Küntzel Bootsbau, Bobby Reich Bootsbau, Aldag Agentur für Printmedien und der Holsten Brauerei für (nicht nur) Freibier.
Tommy Loewe
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