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Kaiserpokal 2011 (24.+25.9.11)

Zwanzig Klassiker, hübsch aufgeteilt in zehn Boote mit Kiel und zehn ohne, hatten für den neu ausgerufenen „Kaiserpokal“ des Berliner Yacht Club gemeldet. Die meisten Teilnehmer kamen aus dem Berliner Revier, aber auch die J-Jolle Fram hat den langen Weg von Hamburg nach Berlin, das eigentlich typische Revier der J-Jolle, gefunden. Am Freitag abend schönstes Wetter, aber kein Wind – eben Altweiber-Sommer. Nach und nach trudelten die ersten Regattateilnehmer im BYC ein. Kurz vor Sonnenuntergang der Notruf von Hathi: der Akku des Elektroaußenborders wird nicht genug Saft für die komplette Anreise haben und die Positionslampen gehen auch nicht. Also ein MoBo klargemacht und Hathi mit meterhoher Bugwelle an den Wannsee geschleppt. Nach einigen Rotweinen dann auf den Heimweg gemacht, da stand die J-Jollen Crew vor der Halle und baute die Rennjacht auf. Gleich eingesackt und zuhause auf dem Sofa einquartiert.

Samstagmorgen nach leichtem Frühnebel strahlender Sonnenschein und Flaute. Frühstück mit ordentlich Rührei und Kaffe im Club, dann Schiff ausräumen und die ganz großen Lappen rauf. 11 Uhr soll start sein, die Wettfahrtleitung lässt es ruhig angehen. Spätestens um 10:30 sind alle Klassiker und einige der parallel regattierenden Folkes und Drachen auf der Bahn. Die Wettfahrtleitung nicht. Die tutet 2 x und setzt die Badehose.

Eigentlich hat Wettfahrtleiter Guntsch recht, aber auf dem Wannsee ist es auch so schön in der Herbstsonne, so dass keiner Anstalten macht, zurück in den Hafen zu fahren. Man segelt durch die Gegend, schwätzt mit diesem und jenen, konsumiert die Fresspakete und freut sich über die Sonne, letztes Jahr war das deutlich anders. Da im BYC aber schon ein Landprogramm aufgezogen wird, schickt der Chef ein Gummiboot mit AP über H auf den See und wir zuckeln langsam, in verschiedensten Schleppkombinationen, in den Hafen. Hier erwarten uns Freigetränke und Frei-Fischbrötchen.

Später am Nachmittag lädt der Club dann alle Segler zu einem Buffet vom Schlachter ein, nix für Veganer, für alle anderen aber üppig und lecker. Die Club-Jugend hat eine Cocktailbar eröffnet, die Longdrinks (auch welche ohne Alkohol) verkaufte, um der Jugendabteilung noch ein paar Euros zu verdienen, das Angebot wurde extensiv genutzt. Um einem Führerscheinverlust zu entgehen, zogen sich im späteren Verlauf des Abends die Segler nach und nach auf die Boote zurück.

Sonntagmorgen kein Frühnebel und tatsächlich ein leichter Wind. Da der Wettfahrtleiter den ersten Start für 10 Uhr angekündigt hat, kamen zum Teil sehr blasse Gesichter zu nachtschlafender Zeit auf die Stege. Wilde Spekulationen rankten um die weitere Wetter- und besonders Windentwicklung und wurden erst durch das Auslaufsignal unterbrochen.

Auf dem Wannsee war tatsächlich ein wenig Wind. Pünktlich um 10:00 Uhr wurde der Start aber verschoben. Die Fragezeichen auf den Gesichtern verschwanden, als wir sahen, dass zwei Boote der Wettfahrtleitung, jeweils einen Jollenkreuzer im Schlepp, auf das Startgebiet zufuhren. Sobald die Jollenkreuzer da waren, ging es los. Den ersten Start hatten die Drachen, den zweiten die Folkes. Die beiden Klassen segelten auf ihrer Bahn, für die als dritte startenden Klassiker wurde parallel versetzt eine eigene Bahn gelegt.

Bei leichten und teilweise drehenden und etwas löcherigen Winden aus Süd wurde schnell klar, welche Boote bei den Klassikern leichtwindtauglich sind. Mit guter Höhe und noch besserer Geschwindigkeit zog die J-Jolle dem Feld voran, sie leistete sich keine wesentlichen Fehler, hatte kaum Parkgroschen dabei und lies sich den Start-Ziel-Sieg nicht nehmen. Bei den Kielbooten gab es eine enges Match zwischen dem 30er Schärenkreuzer Hathi, der (ehem.) 5mR Yacht Goa und dem 22er Schärenkreuzer Eos. Nach Berechnung lag Goa kilometerweit vorne.

Beim zweiten Start wurde der Wind löcheriger und es taten sich größere Parkplätze auf dem Wannsee auf. Nach einer Runde wurde das Rennen dann abgebrochen. An der Reihenfolge der Boote hat sich bis auf den Drachen Luzie&Max, der seit Leichtwindpotential demonstrierte, nichts geändert.

Nach einer kurzen Wartezeit kam der Wind wieder konstanter und das dritte Rennen wurde gestartet. Beim Start diesmal mehr Ehrgeiz um die begehrten Startplätze am Schiff. Nicht alle Klassikersegler sind 100% regelfest, so dass es etwas Gebrüll gab. Fair segelnd bereinigte sich die J-Jolle Fram nach dem Start durch einen Kringel, bei Leichtwind ein echtes Sch…manöver und verlor daher im Endeffekt den Gesamtsieg. Goa nach zwei Runden wieder uneinholbar vorne, dahinter Luzie&Max, dann Hathi, dann Eos.

Der Wind schien durchzustehen, so dass Wettfahrtleiter Guntsch einen weiteren Start durchzog, anfangs sah es gut aus, dann wurde der Wannsee jedoch völlig bleiern und das Rennen wurde abgebrochen. Ende des seglerischen Teils der Veranstaltung.

Bis zur Siegerehrung zog sich die Zeit aufgrund eines Protestes hin, so dass die Jugenabteilung noch literweise Cocktails verkaufen konnte und das aufgefrischte Buffet vernichtet wurde.

Bei der Siegerehrung gab es dann reichlich schiefe Gläser, unheimlich schwere und große Glaspokale und bei den Klassikern massenhaft an gestifteten Preisen. Den „Kaiserpokal“ gewann die Goa, ebenso den Preis für schnellste Jacht über alles. Fram gewann die Schwertbootwertung - knapp durch den Kringel am Gesamtsieg vorbeigeschrappt.

Bis auf die lauen Lüfte eine runde und gelungene Veranstaltung, die sich hoffentlich etabliert und weitergeführt wird.

Matthias Grothues-Spork


FOTOSTRECKE

Fotos vom Rennen um den "Kaiserpokal" 2011

Fotos: Sören Hese, www.sailpower.de



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