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Klassik ist für alle da

Ach, ja. Die Welt der Segelmagazine ist hart umkämpft. Jüngstes Beispiel: Da versucht doch „Die Yacht“ in ihrer Ausgabe vom 4. Januar ein scheinbar ganz heißes Eisen anzupacken. Unter dem verwegenen Titel „Klassikerdiskussion - Holzliebhaber vs. GFK-Fans“ schreibt Redakteur Lasse Johannsen sich in die Herzen aller Segler, die sich seit langem schon über ihre betagte GfK-Yacht freuen - oder einen angesagten Retro-Bau ihr Eigen nennen. Gespannt schlägt man das Heft auf und begegnet dem Aufruf zum: „Klassik-Kampf“.

Hier soll es also pointiert zur Sache gehen. Und tatsächlich kommen auch einige der betroffenen GFK-Segler zu Wort. Denen gehe es darum „das Bewusstsein der segelnden Öffentlichkeit dafür zu schärfen, dass auch eine Kunststoffyacht unter Umständen zum Klassiker avancieren kann“. Beispiele wie das Treffen der „Modern Classics“, die seit drei Jahren in Maasholm zum Regattieren zusammenkommen, werden gebracht.

Wunderbar, denkt der geneigte Leser und: Wo ist denn nun das Problem? – Bis man auf den schon recht provokanten Absatz stößt: „So konnte der Verein Klassische Yachten unwidersprochen die entsprechende Definition manifestieren. Demnach dürfen nur Eigner von 'Yachten aus Holz oder Stahl in traditioneller Bauweise' ihr Schiff 'klassische Yacht' nennen... Zu Definitionszwecken mag das taugen. Doch wie alle Simplifizierungen treibt auch diese sture Betrachtung unter Umständen skurile Blüten.“
Oh ha. Das verlangt nach grundsätzlicher Stellungnahme:
Der Freundeskreis Klassische Yachten soll Schuld sein, dass sich Segler einer ehrwürdigen Swan oder einer HR 35, oder, oder nicht als Eigner einer klassischen Yacht fühlen dürfen? Hier muss ein Missverständnis (oder Unverständnis?) vorliegen. Natürlich muten diese GFK-Schönheiten auch klassisch an. In ihren Linien, Segeleigenschaften und im Vergleich zu den modernen Kunststoffyachten sowieso. Und wir können es nur begrüßen, wenn diese Eigner ebenfalls ein selbstbewusstes Gefühl für ihren Oldtimer entwickeln und sie stolz über die See führen.
Die vermeintliche „Diskussion“ schießt auf dieser emotionalen Ebene also weit über die Vorstellungen des Freundeskreises Klassischer Yachten hinaus. Auf etymologischer Ebene hat der Begriff „klassisch“ längst seine Bedeutung eingebüßt. Seit Badezusätze und Marmelade mit dem werbewirksamen Zusatz „Klassik“ erhältlich sind, ist auch diese Diskussion im Bereich des Überflüssigen.

Das alles sollte jedoch nicht davon ablenken, dass der Freundeskreis Klassischer Yachten es sich zur Aufgabe gemacht hat, sich um ein bestimmtes Segment segelbarer Untersätze zu kümmern. Um eben genau die beschriebenen „Yachten aus Holz oder Stahl in traditioneller Bauweise“ (plus Grenzfälle). Was aber weder auf die GFK-Schalenbauweise noch auf das Holzfurnier eines Retro-Baus zutrifft. Natürlich ist dies eine Abgrenzung - aber nicht gegen jemanden, sondern zur Schärfung des eigenen Aufgaben- und Zuständigkeitsbereiches.
Wir wollen Menschen zusammenbringen, deren Bootssaison oft zwölf Monate pro Jahr dauert und die auch zur Zeit in Eiseskälte jede Menge zu tun haben, um ihren „Klassiker“ am Leben zu erhalten. Und deren Wunsch, sich über diese Boote, ihre ganz besondere Geschichte, ihre yachtsporthistorische Bedeutung und deren inhärente Notwendigkeiten auzutauschen uns wichtig und in unserem Sinn zentral erscheint. - Ob unter dem Oberbegriff „Klassiker“, Oldtimer, Traditionsklasse oder Ähnlichem, ist so gesehen völlig schnurz.

Die Grenzziehung unseres Aufgabenbereiches ist die eine Sache. Eine in Erz gegossene Definition des Begriffes „klassisch“ ist durch die Grenzziehung nicht gegeben. Der Freundeskreis kann darauf auch gut verzichten. Auch wenn es doch jedem, der sich mit dem Themenbereich einmal näher beschäftigt, klar wird, dass neben Material und Bauweise gerade auch qualitative Kriterien (Designbedeutung, technische Originalität, handwerkliche Qualität, Bootsgeschichte...) Einfluss darauf haben, welches Potential zum „Klassiker“ in einem Boot tatsächlich steckt... Doch wer möchte diese Kriterien prüfen und bewerten? Ein offizieller Klassiker-Boots-Tüv wäre doch eher eine grausige Vorstellung, oder?!

Wenn die Yacht-Redaktion sich die Mühe gemacht hätte, jemanden aus den Reihen der „Holzbootliebhaber“ anzusprechen, hätte dies alles eventuell zur inhaltlichen Qualitätssteigerung beigetragen - jedenfalls nicht zu der offensichtlich beabsichtigten politischen Stoßrichtung des Artikels. Vielleicht ist diese Form der Meinungsmache auch nicht verwunderlich, denn „Palstek“ und „Segeln“ schielen ebenfalls auf die Marktanteile der großen Eigner-Gruppe der GFK-Oldies und haben manchen informativen Artikel dazu bereits veröffentlicht. Bedauerlich bleibt trotzdem, dass es hier offensichtlich um journalistisches „stirring up“ von Emotionen geht und eben nicht um eine sachliche und damit nicht weniger interessante Diskussion...



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