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Mit der Hansa-Jolle in den Tropen Revierbericht von Peter König: INDISCHER OZEAN - Seychelles - 4°S 55°E Schon ein paar Mal wollte ich anfangen, meinen Saisonbericht 2015 zu schreiben finde aber nie so richtig den Anfang. Vorgestern war Preisverteilung, bald ist Weihnachten und Jahresende, also wächst der Druck. Wie im letzten Bericht versprochen, war für die Saison 2015 wieder die gute, alte Hansa-Jolle TRUE LOVE an der Reihe, die Seychelles Yacht Club Sailing Series zu verteidigen. Sie fühlt sich pudelwohl im Indischen Ozean und ist unverändert in super Zustand. Trocken auch nach härtestem Segeln. Die Fock ist noch ganz erträglich, Genua und Gross brauchen einen Sponsor. Das Tollste ist, wie einfach und original alles an Bord ist - bis auf den Baum (siehe weiter unten) hatte ich keinen Bruch whatsoever. Das Achterstag hab ich am Mast beigebändselt - hab' es aber zum Glück für die La Digue Langstrecke angebaut. Günther Ahlers Ruderdesign ist ein wahrer Segen in den hiesigen Bedingungen - immer alles under control. Alle reden vom ‘El Ninjo’ Jahr was immer der Grund auch sein mag das Wetter und viel mehr so der Wind hat in der SE-Monsun Saison nicht wie üblich mitgespielt. Für die 2015 SYC Sailing Series waren 11 series races vorgesehen eines wurde am Morgen wegen widriger Wetterbedingungen abgesagt es drohten schwere Gewitterboen und zwei wurden wegen absolut null Wind zum Ende hin abgebrochen und wurden als DNF gewertet. Am 16. Mai ging's los wunderbares Wetter, aber Vorschoter Marco sagt ab. Kurzerhand hab ich einen Hotelgast shanghait - zwar noch nie gesegelt, aber eifrig, und er hatte in Thailand eines dieser verrückten langen Boote mit riesen Motor und langer starrer Welle gehändelt. Steuern muss man dann können. TRUE LOVE konnte sogleich einen sehr knappen Ersten Platz ersegeln. Das kommt immer gut an... und der Gast war superstolz. Kurs war ein langer upanddown im Cerf Channel - ca 15 Meilen. Die Großen kamen bedrohlich nah, aber nur die Archambault 32 ZEPHYR konnte uns kurz vorm Zieldurchgang einholen und blieb einige wenige Sekunden hinter uns nach Berechnung. Das mühsame Schrubben des Unterwaserschiffes hatte sich also gelohnt. Zur zweiten Regatta round the buoys war Marco wieder dabei, und diesmal war das Marieholm Internationale Folke WISPA zwar weit achteraus, hat uns aber nach Berechnung doch geschlagen - wie weit vorne müssen wir denn eigentlich sein...??? Immerhin ein Zweiter. Anfang Juni kam das non-series Regattawochenende nach und um Praslin. EVERGLOW muss ja auch bewegt werden, so dass ich entschied, mit Marco und seiner Frau die Mälar 30 nach Praslin zu segeln. Wenig Wind, wunderbares Wetter, keine Rekordzeit und kurz vorm Ziel in der Cote D'Or zusammen mit anderen Nachzüglern aufgegeben. Die Strömung setzte uns immer weiter zurück und irgendwann war dann gut - der 2 PS Honda kam zum Einsatz und schob uns und 2 im Schlepp hinters Riff zum Ankern. Meine Liebste Jenny war mit der Fähre nachgekommen und wir hatten ein tolles self-catering Häuschen direkt am Strand. Heliconia Grove - gehört einem der Competitores und er hatte einen Sonderpreis für die Segler offeriert - sehr nett. Am Samstag eine kurze Regatta um die Insel Curieuse auf traumazurem Wasser und Jenny und ich waren anstatt beim Seglerabend und Preisverteilung auf einer hektischen 60igsten Geburtstagparty bis in den Morgen. Am Sonntag haben wir dann 14 Stunden zurück gebraucht - ein furchtbarer Segeltag - Regen aus Eimern, null Wind, 720° Winddrehungen. Irgendwann hab ich dann den AB gestartet und in der alten Welle schob der mal gerade 30 Sekunden lang, bis er einmal komplett eintauchte - und das wars dann. Spät abends nach viel schlagenden Segeln, Halsen und Baumgereiße in die Marina gedriftet. Erst am nächsten Tag beim Aufklaren festgestellt, dass wir fast den Mast über Bord verloren hätten - hatte mich schon gewundert, warum der Baum mir an den Hinterkopf geknallt war - der Mast bog sich ab Lümmel bedrohlich scharf nach achtern. Holzmast ha(e)lt - Alu wär' bestimmt weggebrochen - aber natürlich gar nicht erst verrottet. Nächste große Herrausforderung für TRUE LOVE war wieder die Rundt Mahe Regatta. 'Einfach so' segelt man halt nicht um die ganze Insel. Warum eigentlich nicht? Sollte ich häufiger machen - ganz einfach umwerfend traumhaft schön. Zwischenstop wie immer in Anse La Mouche. Viel Wind und unangenehme Welle hatte die Großen im Vorteil - Archambault 35, 32 und die immer gefährlich schnelle und excellent gesegelte J22 waren nach Berechnung vor uns. Die zweiwöchentlichen series-Regatten verliefen immer gut und an dieser Stelle darf ich mich wiederholen: die Hansa Jolle und somit meine TRUE LOVE sind ganz einfach unfassbar gute Boote - oder besser - Yachten - denn ja, es sind echte, wenn auch kleine, Segelyachten. Danke an Henry und die Klasse. Regatta nach La Digue Mitte August stellt das ohne Frage wieder unter Beweis - alleine unterwegs, Fock und volles Groß, Schwert halb hoch bei guten 18 Knoten Wind, riesiger Welle, guter Schrick in den Schoten und 30 Meilen vorm Bug - 4Stunden43Minuten rasante Segelei, nur einmal richtig nass geworden beim Zigaretteanzünden - halt den Moment nicht aufgepasst - selber Schuld - sonst kaum mal Wasser ins Cockpit. Ganz zum Ende der Saison hatte es noch eine interessante round the buoys Regatta im Cerf Channel. Wunderbares Wetter, guter Wind, bis ein Gewitter aufzog. Mein lieber Marco wurde blass und meinte, wir müssen aufgeben und schnell in den Hafen - Gewitterangst - 'aber wir sind eh auf dem letzten Bein ins Ziel ' waren meine beruhigenden Worte. Es kam auf uns nieder wie noch nie erlebt. Der Regen war so dicht, dass ich tatsächlich den Bugbeschlag nur noch verschwommen ausmachen konnte - ohne Flachs. Es blitzte und donnerte unmittelbar von allen Seiten, oben und (zum Glück nicht) unten. Heftige Böen drehten um uns 'rum, Wasser von Wind und Regen glattgepeitscht. Wie im science fiction. TRUE LOVE lief wie Hölle und ich versuchte mit dem ständig drehenden Wind irgendwie die Richtung zu halten, von hoch am Wind auf Platt vorm Laken, ohne es wirklich abschätzen zu können, und der Kompass war irgendwo tief im Seesack. Als nach 15 Minuten der Spuk aufklarte, hatten wir die drei vor uns liegenden Schiffe überholt und waren genau auf Kurs zur letzten Tonne - die anderen waren in alle Richtungen unterwegs - wie die Wunder so spielen. 35 Pützen Regen 'rausgeholt. Dann kam 2 Stunden absolute Flaute und alle Teilnehmer gaben auf für ein DNF, um vorm Dunkelwerden im Hafen zu sein. Segeln in den Tropen. So ergab die Saison 6 in port/round the buoys upanddowns, 4 um die Inneren Inseln, also eher 'cruising' und das traditionelle Regatta race nach Beauvallon (auch ein DNF für Alle). You did it again... In meiner kurzen Rede zur Preisverteilung konnte ich dazu nur feststellen, das TRUE LOVE als Einzige jede Regatta gestartet hat und damit natürlich den Ersten verdient hat. So sind wir nun in der ruhigeren NW-Monsun-Saison. Wunderschöne, aber zumeist flaue Tage - Jenny's Lieblingszeit. Und ich hoffe, Sie das ein oder andere Mal auf's Wasser bewegen zu können. Ob TRUE LOVE oder EVERGLOW - beide sind auch zu Weihnachten segelklar. Mit besten Grüßen von hier - |
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