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Irgendwann, aufgescheucht oder verunsichert durch die Artikel, Bilder, Berichte und Kommentare in den letzten Ausgaben des "Klassiker" schaut man dann doch als Holzbooteigner notgedrungen auf seine Kielbolzen bzw. Bodenwrangen. So ging es auch mir: Ende 60, seit vielen Jahren Mitglied des FKY und Besitzer einer mittlerweile über 50 Jahre alten Vindö 28.

Rostnasen auf dem Innenkiel sagten mir, dass da nicht mehr alles in Ordnung sein kann. Die Dinger sind aus Eisen, dass kann man von oben sehen. Die Bodenwrangen aus Eiche haben auch Ihre beste Zeit hinter sich. Da ein Röntgen der Kielbolzen vom Kosten-Nutzen Faktor auszuschließen war, ebenso wie ein Besuch auf einer Werft, sagte meine Frau, die beste aller Ehefrauen, wenn du meinst, es ist nötig, dann mach es!

Gesagt, getan. Eines der Probleme ist, wir wohnen in Köln, das Schiff liegt am Ijsselmeer = 280 km, so dass jede Fahrt zur Arbeit genauestens geplant und vorbereitet werden muss. Zum Ziehen der Kielbolzen gibt es nur zwei Möglichkeiten: entweder nach oben oder nach unten. Zwei habe ich nach oben mit Hilfe eines Öldruckwagenhebers von Aldi rausgezogen, einen habe ich abgesägt und nach unten durchgeschlagen. Vorher hatte ich mit einem dünnen VA Rohr, an das ich Zähne gesägt hatte den Rost um den Bolzen gelockert. Glücklicherweise haben die Vindö Bootsbauer in dem Gusskiel Taschen gelassen, sodass es immer möglich war die Bolzen stückweise mit dem el. Fuchsschwanz abzuschneiden. Nicht jede Werft hat soweit gedacht. Ich auch nicht, denn das Öffnen der Taschen, die mit Eichenklötzen verschlossen waren, hat mich zwei Stemmeisen gekostet. Fazit: Eine endgültige Empfehlung kann keiner geben, man muss mit den Gegebenheiten zurecht kommen. Wie immer im Leben. Beim Ausbau der Bodenwrangen hatte ich mir allergrößte Mühe gegeben die Originale so komplett wie möglich zu erhalten, welches mir leider nur sehr begrenzt gelungen ist. So kurz der letzte Satz ist, so sehr möchte ich darauf hinweisen, dass es fast 8 Std. gedauert hat, bis die Dinger ausgebaut vor mir auf dem Boden lagen. Das Ziehen der Kielbolzen hat 10 Std. gebraucht. Man ist ja auch nicht mehr der Jüngste bzw. Gelenkigste.

Kielbolzen aus V4A zu besorgen ist ein beherrschbares Problem, das Eichenholz in den entsprechenden Dimensionen ein anderes. Stehende Jahresringe und 60mm stark und das im Binnenland. Jede Menge Telefonate und mehrere Besuche in verschiedenen Holzhandlungen führten dazu, dass ich stolzer Besitzer einer 2,20 m langen und 0,70 m breiten Eichenbohle wurde. Bleischwer und von einem alleine kaum zu bewegen. Diese Dimensionen ließen meinen ursprünglichen Plan, die Bodenwrangen mit Japansäge, Handkreissäge und Stichsäge selbst zu bauen, zerplatzen. Somit blieb nur der Weg zu einem Profi, den ich in Köln Mühleim fand. Ich brachte die Eichenbohle vorbei mit den Rudimenten der alten Bodenwrangen und harrte der Dinge. Nach einigen Tagen kam der Anruf. Fertig. Ich fuhr zur Werft und da lagen sie: wunderschön, fast atemberaubend schön, perfekt und eigentlich viel zu schade, um unter den Bodenbrettern zu verschwinden. Die Worte des Werftchefs “Das war gar nicht so einfach” schlugen sich in der Rechnung nieder, die ich eine Woche später bekam. Nachdem ich bei Toplicht noch eine Handvoll Bronzeschrauben geordert hatte, konnte ich an den Einbau denken. Das Auto vollgepackt mit hoffentlich Allem was ich brauche, guten Wünschen der besten Ehefrau (“Es wird gut gehen” und “mach es dir abends gemütlich”) fuhr ich die 280 km zum Schiff. Ich freute mich ein bisschen. Einer der Nachteile eines Schiffes an Land ist, es ist sehr hoch und jedes Ein- und Aussteigen ist sehr mühselig. Aber ich wollte es ja. Da die Kielsohle um die alten Kielbolzen etwas ausgefranst war, habe ich ihr ein Inlay wie beim Zahnarzt verpasst. Schön mit Epoxy eingesetzt und plangeschliffen. Dann kam das Einpassen der Bodenwrangen. Da ja nicht nur der Rumpf nach vorne schmaler wird, sondern auch die Kielsohle eine 30 Grad Neigung hat, brauchte ich für das erste Stück 5 Std. und für das zweite 4 Std. Dazu gefühlte 100 mal raus, runter, schleifen, rauf und wieder rein ins Schiff. Dann endlich waren sie drin und das Abkleben und Einsetzen mit Sikka war so einfach wie die Bronzeschrauben von außen durch die Kielplanke zu bohren. Ich habe danach sehr gut geschlafen.

Mittlerweile sind alle erreichbaren Kielbolzen und Bodenwrangen erneuert. Eigentlich Schade, jetzt wo ich es kann, habe ich keine mehr. Aber es ist noch genug Anderes zu tun...

Konrad Schulz



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