Mal eben die Stopfbuchse erneuern (II)


Nachdem nun Welle und Getriebe durch Aufflexen der Wellenverbindung brachial getrennt waren, konnte es weiter gehen, und die erste Überraschung kam schnell: Nach Abziehen der Schraube (ging einfach mit einem ordentlichen Abzieher) ließ sich die Welle nicht durch das Stevenlager nach achtern aus dem Schiff ziehen.


Ursache waren Ablagerungen aus Gummiabrieb und Fett auf der Welle, die sich innerhalb des Stevenrohres als Dreckkruste ansetzten. Ein Stück konnte ich freikratzen, da sich die Welle nach Ausbau des Zwischenflansches tiefer ins Boot ziehen ließ, aber nicht alles… Mit einigem Würgen und gutem Zureden mit WD 40 ging es dann doch.

Dann die zweite Überraschung: Die schöne Bronze-Welle war leider entgegen meinen Erwartungen im Bereich des Stevenlagers ziemlich eingelaufen, um ca. 1 mm über die Lagerlänge von ca. 120 mm. Das Lager selbst ist kaum verschlissen, es ist wohl mal erneuert worden, die Bronzewelle war aber noch Erstausrüstung von 1962... Ich habe mich dann für eine neue V4A Welle entschieden…

Wenn man schon so weit gekommen ist, wollte ich dann noch das Stevenlager (wassergeschmiertes Gummilager) erneuern. Es ist eigentlich nur eine Messinghülse mit Gummierung und Nuten und steckt im Stevenlager, mit Madenschrauben gesichert, die man kaum unter der dicken Farbe entdeckt. Sie gingen erstaunlich gut rauszudrehen (VA in Bronze), aber das Lager sitzt trotzdem fest(korrodiert) und man hat nichts zum Anfassen. Richtig würgen möchte man auch nicht, nachher lockert sich noch der heilige Lagerbock im Steven, und dann wird es ganz doll. Man kann einen Schlitz ins Lager sägen, dann geht es leichter heraus. Das war mir aber zu riskant, und da das Lager nicht stark verschlissen ist und gut zur neuen Welle passt, habe ich es drin gelassen.

Dann die dritte Überraschung: Der Konus-Sitz der neuen V4A-Welle passt nicht zu meiner Schraube. Die Welle habe ich fertig konfektioniert kaufen können, d. h. mit Nut und Konus und der heute üblichen Konus-Steigung von 1 : 10, meine alte Schraube hat aber eine Konus-Steigung von 1 :15. Also noch mal die Welle auf die Drehbank bei einem Freund nehmen und anpassen. Auch die Passfeder wollte an die Schraubennut von 1962 angepasst werden, sie trägt ihren Namen zu recht.

Über einen e-mail Austausch als Folge des ersten Berichtes bekam ich den Hinweis, mal die Ausrichtung des Motors zu kontrollieren. Das war ein guter Tipp, denn siehe da, es musste nachgebessert werden. Die Einlaufspuren an der Welle zeigten auch, dass Motor und Welle einen erheblichen Fluchtfehler hatten. Nach erstem Einbau der neuen Welle noch ohne Gummistopfbuchse ließ sich die Flucht sehr gut am Ringspalt zwischen Welle und innerem freiem Ende des Stevenrohrs erkennen. Der Motor ließ sich dann nach Lösen der oberen Befestigungsschrauben der Schwingelemente der Motorlagerung so verschieben, dass das Ganze gut läuft.

So, nun ist alles mit neuer Welle, neuer Wellenkupplung und neuer Gummistopfbuchse wieder zusammengebaut und es kann ins Wasser gehen.

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Niko von Bosse

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