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Die Möglichkeiten des Dendrologen

Der Fall:
Gekauft wurde die Yacht als dänischer Seefahrtskreuzer, angeblich 1937 auf einer "Asmuss-Werft an der Eider" gebaut.
1937? Um der Wahrheit näher zu kommen, muss man sich von Voreigner zu Voreigner rückwärts "hangeln“. Der letzte Eigner, der ausfindig gemacht werden konnte, gab an, das Schiff 1950 im dänischen Haderslev von einem deutschen Makler gekauft zu haben. Von diesem Makler gab es allerdings keine Spur mehr. Was tun?

Der charakteristische Löffelbug sowie Länge, Breite, Tiefgang sprechen eher für einen 45er Nationalen Kreuzer als für einen „dänischen Seefahrtskreuzer“. 45er Nationale Kreuzer wurden ab 1912 gebaut, nach Aufkommen anderer Klassen in den 30er Jahren dann nur noch vereinzelt.

Im letzten Winter musste das Kielschwein des Bootes ausgetauscht werden. Die Frage war: Ist es möglich, mit Hilfe des Kielschweins das ungefähre Alter des Holzes zu bestimmen?

Gesucht wurde also ein Dendrologe, der sich in Altersbestimmung von Holz auskennt. Der braucht dazu ein etwas besseres Foto. In unserem Fall zeigt es im Detail die rechte Hälfte von der Stammmitte bis ganz nach Außen.

Das Ergebnis:
„Die Jahrringe auf der rechten Seite laufen von 1831-1881. Es ist alles Kernholz. Für das auf jeden Fall fehlende Splintholz sind 20 Jahre aufzuschlagen. Das Holz sollte damit um/nach 1901 geschlagen sein. Es ist natürlich nicht ersichtlich wieviel tatsächlich durch die Bearbeitung verlohren gegangen ist und wie lange der Schiffbauer es abgelagert hat (Faustregel ca.1 Jahr pro cm Dicke). 1937 ist dafür aber schon sehr weit weg. Ich würde eher auf etwa 1910-20 tippen, denn viel Verschnitt hat der Bootsbauer natürlich auch vermieden, zumal die Restücke wegen der Splintkanten zu nichts anderem taugen.  Das Holz selber stammt aus Schleswig-Hollstein (t-Wert 7,2). Der Test gegen Dänemark, Hamburg, Brandenburg, Polen usw. bringt nichts annähernd Vergleichbares. Nach dem Kielschwein sollte es sich also eher um einen frühen Vertreter seiner Klasse handeln.“



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