Peter Hadler ist erst spät zum Segeln gekommen. Schuld war sein Vater. Er war Lotse in Holtenau und hat ganz besonders zur Kieler Woche die Segler gehasst, wenn er mit einem Riesencontainerschiff oder einem U-Boot-Neubau von der Howaldtswerft in die Förde einlief. Peter: "Ich durfte zwar mit 15 als Decksjunge in den Schulferien auf Kümos fahren, aber segeln? Nein."
"Begonnen hat‘s in Berlin im Studium mit einer quittegelben Big Gipsy Racing von Bootsbau Gruben. 10 Jahre später Wechsel zur KDY15, dem Folke Junior, mit 10 Jahre regem Regattaleben in Dänemark. Ry Open, Aarhus, Bönnerup und „Saisons End“ auf der Alster bestimmten mein Segelleben.
Dann kam „Bella“, 6KR Seekreuzer, Mahagoni auf Eiche, den ich von Ursel und Willem in Wedel übernommen habe. Willem war 78 Jahre alt und mit Ursel ständig auf Törn gewesen. Seine Logbücher füllten einen ganzen Koffer.
Zum Glück hatte ich keine Ahnung, was ein Holzschiff aus 1964 alles an Krankheiten haben kann.
Nach der Überführung von Wedel nach Burgtiefe, dem jetzigen Heimathafen, kam der erste Schock:
Wir sitzen gemütlich im Salon, Fläschchen Wein offen, und freuen uns, dass wir noch vor dem drohenden Tief in den Hafen gekommen sind. Es schüttete jetzt wie aus Eimern und genau die brauchten wir jetzt auch, denn an unzähligen Stellen lief das Wasser von der Decke. Sehr skurril: in unserer Deckenlampe stand das Wasser wie in einem Aquarium.
Da ich handwerklich doch recht geschickt bin, beschloss ich, das Deck aufzuarbeiten, kaufte Oberfräse, Werkzeug zum Gummifugen Freikratzen, Massen von Sea Line Silkontuben usw…
Dann lernte ich, dass man früher das Teakdeck zum Verlegen quer genagelt hat, damit es schön Leiste für Leiste aneinander liegt. Einmal mit der Fräse rein und Feierabend. Die Versuche. die queren Nägel aus dem Holz zu bekommen, gab ich auf, als die erste Konservendose voller Nägel war und das Deck furchtbar zerstört aussah.
Nun musste professionelle Hilfe her, koste es was es wolle. Und so war es auch.
Zum Glück lernte ich Till Grabowski kennen, einen Bootsbauer in Bokel. Die 6 Tonnen schwere „Bella“ kam mit einem Bootstransport in Tills Halle und ich vereinbarte mit ihm, dass er mir Bilder vom Deck schicken solle, quasi als Schadensbeschreibung. Als die ersten Bilder kamen, musste ich mich erst mal hinsetzen…
Ich weiß jetzt auch, warum meine Versuche, Vorstag und Achterstag zu trimmen, immer daneben gingen: Wenn ich mehr gespannt habe, ist der Mast tiefer ins Klo gerutscht, weil die Hölzer, auf dem der Mast stand, durchgefault waren.
Das Gute, wenn man mit Profis arbeitet, ist ja: irgendwann geht es wieder bergauf und man sieht, dass es was Schönes wird. Hier ein paar Fotoimpressionen:
Jawoll! Das sieht doch schon nach etwas aus! Till ist ein Künstler!
Der Vollständigkeit halber muß ich erwähnen, dass es noch weitere Baustellen gab, und das Deck nicht der einzige Geldfresser war.
Da war noch die Sache mit dem Schiebelukaufbau, den David Lenz in Sahrensdorf mal untersucht hat.
Auch er hat mir per email diese Bilder geschickt und wieder brauchte ich dringend einen Stuhl, um mich zu setzen…
Ja, aber David hat alles wieder aufgebaut und heute sieht es wieder sehr gut aus!
Dass er auch nebenbei ein größeres Stück Totholz im Kiel erneuert hat, machte die Sache nicht billiger.
Dann war da noch die Sache mit dem Baum. So ein Holzbaum ist hohl und wenn die Bohrung des Abflusses von fleißigen Voreignern immer zugelackt wurde, bleibt da Wasser drin und feuchtes Holz fault.
Das sieht dann so aus:
Weil nun das Deck so prima aussah, kam der Stein so richtig ins Rollen: die Außenhaut der „Bella“ sah nicht mehr so schön aus und es gab wieder Handlungsbedarf. Aber zum Glück hat Till einen Bruder in Sahrensdorf auf Fehmarn, der sich hervorragend mit Oberflächenbehandlung auskennt und weiß, wie man so ein Schiff wieder schick macht. Zu meinem Glück hat er auch gesagt, dass er mal richtig Lust hätte, ein so schönes Holzschiff wie die „Bella“ zu liften. Aber auch hier gab es zu Beginn einige Überraschungen.
Das war also mein kleiner Bericht zur „Bella“. Nicht vergessen darf man die kleinen Dinge: den Mast abziehen und die Lackierung neu aufbauen (danke, Lars), Kühlaggregat erneuern, und ich habe mich auch entschieden, in diesem Winter die Sprayhood mit Kuchenbude und Segelkleid neu machen zu lassen. Das alte sieht einfach nicht mehr schick aus.
Wir freuen uns schon auf die nächste Saison und wer „Bella“ mal besuchen will: welcome in Burgtiefe Steg I (nicht zu verfehlen, es ist das einzige Holzschiff am Steg)"