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Rheinwoche 2009

Jan Kochen, der 1. Vorsitzende der Regattagemeinschaft Rhein e.V. segelt als Eigner der 30er Schäre "Bremen" selbst einen ganz besonderen Klassiker und möchte die Traditionsveranstaltung "Rheinwoche" im nächsten Jahr auch offiziell zur Klassikerwettfahrt machen. Immerhin gibt es die älteste, längste und größte Flußwettfahrt Europas (wenn nicht der Welt) seit ca. 1920 und gute Seemannschaft wird auf dem Strom allein schon aus Selbsterhaltungstrieb aufrecht erhalten, das Revier ist "nicht ohne"...

Die Rheinwoche 2009 aus Sicht eines Klassikerseglers

Sven Schulz berichtet:

In diesem Jahr hatten wir mit über 170 km von Köln nach Emmerich bei NO 4-5 ein langes und windreiches Stück Niederrhein vor uns. Der Unwägbarkeiten der Meldungen und einer kurzfristigen Absage wegen, fanden wir uns mit unserem P-Boot „Stichling“ in der Gruppe Yardstick < 110 wieder und waren dort bestens aufgehoben. Neben einigen schnellen Kunststoffbooten hatten wir alle anderen Klassiker als Gegner, außer den BM´s, die eine eigene Klasse zustande gebracht hatten: Jan Kochen, den 1. Vorsitzenden der Regattagemeinschaft Rhein mit seinem 30er Schärenkreuzer „Bremen“, Gernot mit seiner H-Jolle „Seeschwalbe“ und neben Johannes mit dem 20er Jollenkreuzer „Husky“ mirt der „Frieda“ noch einen weiteren, hölzernen 20er.

Als langsamstes Boot der Gruppe heißt das für uns: gut starten und dann den anderen das Überholen schwer machen, sonst sind wir alleine, bis die ersten der nachfolgenden Startgruppe (Piraten und Laser) von achtern aufkommen. Wir legen am Samstag in Köln-Porz also einen Traumstart hin und bleiben bis in die Innenstadt gut im Feld, bevor uns ein langsam zu Tal fahrender Koppelverband in die Außenkurve am Rheinauhafen zwingt. Dort ist es kabbelig und windstill und wir verlieren den Anschluss. Hinter dem Kölner Dom kommt an der Mülheimer Brücke wie immer frischer Nordwind und wir arbeiten uns bis zum Etappenziel Leverkusen-Hitdorf langsam wieder ans Feld heran. Auf der Nachmittagsetappe wechseln sich hackige Kreuzstrecken mit flaueren Halb- und Raumwindkursen, denn je nach geographischer Lage verstärkt oder vermindert der Strom den scheinbaren Wind. Am Zielhafen Neuss erwartet uns Segler ein zünftig mit Eis und Bierflaschen gefülltes Dinghy und ein Festzelt. In unserem Cockpit wird Gitarre gespielt. Alte Freunde und wildfremde, nette Menschen kommen an Bord, finden Platz zwischen unseren nassen Polstern, klönen und singen. Für uns springen nach berechneter Zeit ein 6. und ein 9. Platz raus, letzterer auf unserer Heimatstrecke - ein echter Patzer.

Am Sonntagmorgen starten wir vorsorglich mit unserer kleinen Kreuzfock, denn heute liegen 80 km vor uns und der Wind hat etwas zugelegt. Wir liefern uns über 20 km ein perfektes match mit der bereits gerefften „Husky“. In Krefeld Uerdingen wird es auch uns dann schließlich zu grob und, während neben uns die DLRG einen gekenterten Schwertzugvogel abbirgt, binden wir Reff 2 ein und kommen heil ins Ziel in Duisburg-Ruhrort. Nebenbei: es ist immer noch T-Shirt Wetter.

Mit den letzten Industrieanlagen lassen wir auf der Nachmittagsetappe auch groben Wellengang und Fallböen hinter uns und können unterwegs wieder ausreffen. Wir segeln jetzt durch flaches Land, der Wind ist konstant und kräftig. Das neuerdings lose gefahrene Unterliek ist unser Turbolader: sobald der Unterliekstrecker etwas gefiert und ein leichter Schrick in die Fockschot gegeben wird, fliegt der „Stichling“ regelrecht los. An der Kreuz sind wir mitunter schneller als der GFK 15er „Katrin“, dessen Crew bei kurzen Schlägen mit der Genua zu kämpfen hat. Vor der abendlichen Verleihung der Tagespreise wird in den schönen Hafen gesprungen und auf dem Steg warm (!) geduscht. Wir waren nicht die einzigen die schnell waren. Es reicht für zwei 7. Plätze. Von den Klassikern fährt heute nur Gernot mit seiner pfeilschnellen H-Jolle in die Ränge.

Pfingstmontag schließlich Wesel - Emmerich, 33 km und seglerisch die vielleicht schönste Etappe. Wir geben unserem Boot die Sporen, in unserem Elan nur etwas gebremst von einem fast-Sonnenschuss unter Spi nach dem Start (Eigentlich hatten wir den nicht setzen wollen, aber man kann ja nicht tatenlos mit ansehen wie die anderen einem wegfahren). Wir erleben die bei NO rheintypischen, laaangen Schläge auf Backbordbug. Wer hier mutwillig Höhe verschenkt wird mit einem Holeschlag 45° gegen die Strömung bestraft und kann die Regatta abhaken. Für uns passt es so gerade, in einigen Innenkurven schrammen wir dichter am Strand vorbei als ein Kielboot es riskieren könnte. Gegen H-Jolle, 30er und die modernen Boote sind wir trotzdem im Nachteil, denn die können, da sie mehr Höhe laufen, in der Strommitte bleiben und werden kräftig von Vater Rhein angeschoben. Dafür liefern wir der Spitzengruppe der Piraten, die - fünf Minuten nach uns gestartet - von achtern aufkommt ein gutes Rennen.

Aufgekratzt und mit breitem Grinsen essen 300 Segler in Emmerich zu mittag, legen Masten und diskutieren ihr Abschneiden. Wir haben unsere Edelhölzer als 4. (H-Jolle „Seeschwalbe“), 5. (30er Schäre „Bremen“) 6. (20er „Husky“), 7. (15er „Stichling“) und 10. (20er „Frieda“) ins Ziel gebracht bzw. wurden dorthin gerechnet. Jan ist mit der „Bremen“ außerdem 5. nach gesegelter Zeit und nach fast 12 Stunden nur 9 Minuten hinter dem Gewinner des Blauen Bandes. Während die große Preisverleihung läuft, schwebt der „Stichling“ in 20 m Höhe über unseren Köpfen am Kran. Dann das große Verabschieden. Alle sind wir uns einig: Die Rheinwoche 2009 war in jeder Hinsicht spitze. Vom Wetter bis zur Organisation war einfach alles perfekt. Wir sehen uns 2010 - dann hoffentlich mit Klassikerwertung und vielen anderen Freundeskreislern.

Fotos: Barbara Schulz



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