Das „Sherryfass“: Die Holzbootregatta des UYCTs 2013.
Autor Prof. Rudolf Simek in Aktion...
Am Samstag, dem 24. August 2013, begrüßte der Traunsee die Teilnehmer der jährlichen Holzbootregatta mit strahlendem Spätsommerwetter, der Niederwind blies unüblicherweise schon um 9 Uhr früh, und nur der grottenschlechte Wetterbericht für den späteren Samstag und den Sonntag hätten die Stimmung trüben können.
Jedenfalls waren schon um 12 Uhr mittags 14 Holzyachten im Wasser und (fast) alle Crews bei der Steuermannsbesprechung anwesend, sodass die Wettfahrtleitung (Thomas Palme und Rosie Simek) pünktlich um 13.05 die erste Wettfahrt auf dem langen, als „Fischerzeichenbahn“ bezeichneten Traditionskurs gestartet werden konnte. Dabei kam nach langen Jahren die neurestaurierte Startkanone des UYCTs zum Einsatz, gestartet wurde zuschauerfreundlich direkt vor dem Clubhaus zwischen Schwimmfloss und Clubbarkasse unweit von Schloss Ort.
Diese erste Wettfahrt wurde gleichzeitig als „Geschwaderfahrt“ des Drachengeschwaders Traunsee ausgetragen, sodass unter Berücksichtigung eines Kunststoffdrachens insgesamt sieben Drachen unter den 15 Schiffen am Start waren, dazu noch vier klassische 5,5er, ein Europadreissiger, ein 15er Jollenkreuzer, eine 15er Rennjolle und eine Olympia-Jolle, und nicht zuletzt das älteste Schiff der Flotte, die 1895 nach einem Herreshoff-Riss erbaute „Anny ex Peter“.
Wie die folgenden Starts verlief auch der erste ohne jeglichen Rückruf, auf Grund des inzwischen auf 3-4 Beaufort aufgefrischten Niederwinds konnten die schnellsten Yachten die komplexe Kursführung der 8 sm langen Bahn in unter eineinhalb Stunden absolvieren. Die „Line honours“ holte sich in dieser ersten Wettfahrt der Europadreissiger „Kismet“ von Franz Eisl, obwohl er erst knapp vor dem Start segelfertig geworden war, knapp gefolgt von dem nur 10 sek zurückliegenden 15er „Wildfang III“ von Artur Vlasaty und 20 sek vor Dolly Thausing auf dem 5,5er „Windspiel XIX“. Der Pechvogel der ersten Wettfahrt war Prof. Zeilinger auf dem Drachen „Forty-two“, bei dem wegen Materialermüdung das Großfall brach, das aber noch vor dem Start der zweiten Wettfahrt neu eingespleißt werden konnte. Auch Stefan Holzingers 15er Jollenkreuzer „Sunrise“ musste aufgeben, nahm aber an den weiteren Wettfahrten nicht mehr teil.
Sieger nach berechneter Zeit war die nicht nur schöne, sondern bei diesem Wind auch extrem schnelle 15qm-Rennjolle „Wildfang III“ von Artur Vlasaty, zweiter auf Grund ihres Handycaps die „Anny ex Peter“ von Ingo Hopfgartner, dritter der 5,5er „Windspiel XIX“ von Dolly Thausing.
Direkt nach dem Zieldurchgang des Letzten wurde eine weitere Wettfahrt gestartet, mit dem relativ kurzen traditionellen Kurs über die sogenannte „Orter-Bucht-Bahn“, die mit nur 4,5 sm zweimal um das Orter Dreieck (Gmunden Steinhaus Orter Boje) führt, und zwar gegenläufig. Wieder war Franz Eisls „Kismet“ mit knapp unter 1 Stunde die erste über die Linie, gefolgt vom 15er „Wildfang III“ und, 5 Minuten zurück, Helmut Bürgers elegantem 5,5er „Belle III“; nach berechneter Zeit siegte wieder „Wildfang“ vor „Anny ex Peter“, dritter wurde die „Kismet“. An Bord des Drachens „Forty-two“ war auch in der zweiten Wettfahrt das Material immer noch müde, sodass das Großfall wiederum brach, was diesmal die endgültige Aufgabe bedeutete.
Da um 16 Uhr der Niederwind immer noch konstant und gleich stark durchhielt und auch von der avisierten Wetterverschlechterung nichts zu sehen war, startete die Wettfahrtleitung sofort eine dritte Wettfahrt, wieder um die gleiche „Orter-Bucht-Bahn“. Dass der Wind dabei eher zu- als abnahm, zeigte die Siegeszeit von Dolly Thausings „Windspiel XIX“, die den Kurs in nur 58 Minuten absolvierte und damit als Erster über die Linie ging, innerhalb von einer Minute gefolgt von „Wildfang III“ und der „Kismet“.
Die Kürze der Bahn begünstigte allerdings auch die höheren Yardstickwerte, sodass nach den extrem knapp beieinander liegenden berechneten Zeiten wieder Artur Vlasaty mit dem 15er „Wildfang III“ siegte, gefolgt von dem alten A&R-Drachen „Woge VI“ von Rafael Brunner und dem Drachen „Kunjang II“ von Florian Praxmarer.
Damit waren schon am Samstag schon um 17.45 Uhr die ausgeschriebenen drei Wettfahrten absolviert, und man konnte sich guten Gewissens dem weniger anstrengenden Teil des Programms widmen, das um 19.30 mit einem Sherry als Aperitif auf Einladung des letzten Gewinners des Sherryfasses, Günter Barzal vom Drachen „Nina III“, begann und mit der Siegerehrung der Geschwaderfahrt der Traunseedrachen fortgesetzt wurde, welche von Christoph Schmied vom SCA durchgeführt wurde. Da dafür nur die erste Wettfahrt gewertet wurde, lag bei den Drachen der von Rafael Brunner gesteuerte Drachen „Woge VI“ auf dem ersten Platz, den zweiten Platz holte sich der letzte Gewinner, Günther Barzal auf „Nina III“, den dritten Florian Praxmarer auf „Kunjang II“. Den begehrten Zaunerstollen als Preis für den letztplatzierten Drachen holte sich bereits zum wiederholten Male Anton Zeilinger auf „Forty-Two“.
Damit konnte man zum traditionellen Dinner der Holzbootregatta schreiten, diesmal viergängig und professionell von unserem Clubwirt Wolfgang Hauer zubereitet. Auch am Abend strafte das Traunseewetter den Wetterbericht Lügen, sodass man den Abend bis gegen Mitternacht auf der Terasse ausklingen lassen konnte.
Umso grimmiger präsentierte sich der Sonntag morgen; obwohl die Wettfahrtleitung nicht ausgeschlossen hatte, auch am Sonntag noch eine vierte Wettfahrt zu segeln, waren diese Pläne wegen Regen bei völliger Flaute zum Scheitern verurteilt. Lieber ließ man die 14 Holzschiffe, deren kumuliertes Alter weit über 900 Jahre beträgt, unter der Persenning und widmete sich dem Freibier und Brezeln sowie den üblichen Seglergeschichten, die gerade bei Besitzern von Traditionsschiffen viel Interessantes zu Tage fördern. Da sich auch am späten Vormittag keine Wetterbesserung abzeichnete, erfolgte um 12 Uhr Mittags die Siegerehrung, bei der auf Grund von drei ersten Plätzen Artur Vlasaty und Judith Franzmair das begehrte Sherryfass an den UYC Stammverein entführen konnten natürlich mit der Auflage, es 2014 wieder wohlgefüllt mit Sherry zurückzubringen. Zweite wurde die bestgekleidete Crew von allen, nämlich die um Ingo Hopfgartner auf der wunderschön restaurierten alten „Anny ex Peter“, und dritte und somit beste Traunseer - die Familiencrew um Florian Praxmarer auf dem Drachen „Kunjang II“.
Besonders erfreulich war diesmal die Teilnahme von vier Teilnehmern von anderen Gewässern, vom UYC Wörthersee, vom UYC Stammverein und vom Wiener Yacht Club, auch wenn es schade ist, dass am Traunsee eine ganze Reihe von noch vorhandenen hölzernen Yachten nicht teilnehmen konnte, die meisten mangels einer geeigneten Crew für diese Schiffe. Es bleibt dennoch zu hoffen, dass im kommenden Jahr, wenn das Sherryfass gemäß einer Absprache über die alternierende Abhaltung der Regattaserie zwischen UYCTs und SCA in Altmünster abgehalten werden soll, mindestens ebensoviele Schiffe teilnehmen werden wie heuer.
Rudy Simek
Fotos: http://www.uyct.at/bildergalerie/bilder-2013.html