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Wintertreff mit Hindernissen – ein Blick hinter die Kulissen

Von Ulrich Körner

Die Auftragslage ist klar: Nach dem heillos überfüllten Wintertreff 2010 ist eine Lösung zu suchen, die alle in irgendeiner Weise am Programm teilnehmen läßt. Also eine Art eierlegender Wollmilchsau. Schnell wird auch klar: Ein „weg“ vom Museum für Völkerkunde mit seiner zentralen Lage, dem einmaligen historischen Ambiente, den Möglichkeiten im Foyer, im Restaurant (ja, auch wenn man nach dem Bier immer anstehen muss, obwohl der Chef mal um mal versichert, er hätte alles aufgefahren, was für ihn Beine habe. Und: wer die kulinarische Logistik in der hamburgischen Geschichte wirklich in allen bunten Facetten erlebt hat, weiß was wir hier haben) und dem kleinen Italiener gegenüber, der nachts stets fragt, wo die vielen Leute plötzlich herkommen. Freund „Paul“, der eigentlich Rolf heißt, erfahrener Haudegen ehrenamtlicher Veranstaltungen warnt vor der Langeweile zu groß geratener Locations. „Denk dran, du mußt Sog erzeugen. Nur dann hat es was!“

Es kommen erste Überlegungen auf, die Vorträge auch ins Foyer zu übertragen. Und es meldet sich Karin: „das ginge mit Hilfe guter Studenten der Fachhochschule“. Erstes Durchatmen. Karin, das machen wir. Was sagt der Hausherr? Termin im Museum beim Kaffee. Foyer nein, schon aufgrund der Kabelführungen, aber ins Restaurant, das ginge wohl. Nächster Termin, es gibt heißen Kaffee und auch der Wirt gibt grünes Licht. Inzwischen ist es Sommer geworden. Mailverkehr mit Karin. Antwort: schön, aber ich bin gerade im Segelurlaub auf Nordstrand. Melde mich. Zwei Sonntage später stoßen wir in der Eisbude in Wedel aufeinander. Ja, es gibt zwei top-motivierte und gute Studenten.
Also erneutes Treffen vor Ort. Ingo – Altmeister der Technik auf allen Wintertreffs – reist aus Kiel an, dazu stoßen Schlüsselgewaltige des Museums. Was gibt es? Was wollen wir? Was fehlt? Es folgen Tage voller Mails. Full HD, SD-Technik downscaled, VGA geswitched mit Y-Weiche und ähnlichem. Ich verstehe wenig. Macht nichts.

Neue Nachricht. Es gibt die „Mesoamerikanisten-Tagung“. Noch nie gehört, obwohl das sicherlich auch spannend sein kann. Was das mit uns zu tun hat? Leider einiges, denn die haben die Räumlichkeiten am Freitag und Sonnabend den ganzen Tag lang bis abends 6 belegt. Meine Anmerkung in Richtung unserer Studenten, daß sie sich dann wohl beeilen müssen, erntet jenes müde Lächeln, das ein wirklich Wissender in solchen Situationen von sich zu geben pflegt. „Wir brauchen mindestens 4 Stunden Vorlauf“. Krisenrunde. Kaffee. Was jetzt?

Es bleibt dabei, also ist wohl Nachtschicht angesagt. Jan und ich eilen freitags nach Büroschluß ins Museum. Keiner da. Erst einmal Ruhe ausstrahlen. Kaffee. Steffen erscheint halbwegs pünktlich im Dauerregen, bepackt mit immer neuen Koffern und Kisten voller Kabel und Stecker und was weiß ich. Und verschwindet gleich wieder in Richtung Fachhochschule. „Da habe ich den Rest deponiert“: Draußen stürmt es, aber schnelle Luft bedeutet eben nicht gleichzeitig auch schnelle Straßen. Heute wohl eher das Gegenteil. Wir machen drinnen derweil den Packesel.

Yeganeh ist da. Tonmeisterin für morgen. Los geht’s – aber der Nachtwächter findet den richtigen Schlüssel nicht. Der gute Mann wird hektisch. Telefonate mit seiner Ablösung. „Nr. 5 soll passen“. Ein Ruck geht durch sein Gesicht, dafür schafft er es, den Schlüssel zum Schlüsselkasten abzubrechen. Irgendwie ist das Ding dann aber doch offen. Wie habe ich leider vergessen.

Alles klar. Einstweilen würden wir jetzt nur stören. Jan und ich laufen hinaus in den Regen. Seit einer Stunde sollen wir uns in anderer Runde über Faßbier und Eisbein hermachen. Zum Glück ist Randale in der Schanze, da bleibt wenigstens kein Personal für Radarfallen. Wir erscheinen gerade eben zum wichtigsten Teil, dem des Hereintragens der dampfenden Teller. „Kennt ihr die Uhr noch nicht?“ Selten so gelacht. Das Eisbein will nicht recht schmecken. Liegt es am bleifreien Flaschenbier? Nein, die Gedanken sind woanders. Das eigene Bett liegt im fußläufigen Beritt. Nichts da: zurück ins Museum.

Der Hörsaal ist hell erleuchtet, die Scheinwerfer strahlen mit den Beiden um die Wette. „Meister, all engines running!“. Bild ist da, Ton läuft – auch Wunsch auch mit ordentlich Power, wie Yeganeh vorführt - Videokamera läuft, Laptop-Bild kommt hell und sauber vom Beamer. Es ist nachts um 1. Draußen ist Sturm, milde Luft und trocken. Ich gehe beruhigt zur S-Bahn. Die Technik liegt jetzt bei den beiden in guten Händen. Ich kann eh nicht helfen. Sie bauen die Anlage so weit wieder ab, daß morgen die Mesoamerikanisten ihr Programm durchziehen können.

Sonnabend. Die Tagung vor uns macht es wie weiland Kuhlenkampf. Sie überzieht. Endlich öffnen sich erste Türen. Mit der Saalcrew stürzen auch unsere Techniker hinein. Ingo hatte eine Woche vorher die Vorträge des Abends schon einmal haben wollen, wenigstens in einer lauffähigen Demo-Version. Hat nur nichts bekommen. Offenbar rücken einige Menschen so gar nichts raus. Dafür gibt es neue Botschaften: Gleich der erste Vortrag von Franco Pace läuft entgegen aller Ansage auf einem alten Apple. Schön. Nur leider versteht sich der Apple mit dem Beamer nicht. Oder umgekehrt. Neue Kabel, andere Stecker, Gebrauchsanweisungen. Neue Leitungen quer durch den Saal ins Restaurant.

„Ingo, es geht nicht mehr anders. Wir machen jetzt die Türen auf“. „Neiiin. Ja. Dann macht doch“. Wie immer ist der Saal im Nu berstend voll. Fragendes Gesicht des Nachtwächters: wo schickt ihr die anderen Menschen hin? Aber es geht natürlich. Segler sind bekanntlich äußerst flexibel. Das Restaurant ist voll. Wilfried will jetzt wirklich anfangen. „Ingo, was ist?“. „Äh, ja. Frage: Kennt sich jemand mit einem alten Apple aus?“. Erweiterter Krisenstab, diesmal ohne Kaffee. Plötzlich ist das Bild da, im Hörsaal und im Restaurant. Ton läuft. Ruhe kehrt ein. Wilfried legt los. Ingo und Steffen brauchen heute nicht mehr in die Sauna.

Nach 10 Minuten neue Nachricht: Im Restaurant ist der Ton weg. Yeganeh springt auf, doch leider wird Fehlersuche oftmals zur Glückssache. Im Restaurant bleibt es stumm. Es ist Musik engagiert, eigentlich für die Pausen vorgesehen. Spontan füllt der Piano-Mann die plötzlich entstandene Lücke. So wandelt sich das Restaurant zurück zu alten Stummfilmzeiten.

Nur wenige gehen vorzeitig ob des fehlenden Tones. Vielen anderen geht es wie mir. Es gefällt trotzdem und die Bilder sind auch so ein Genuß. Irgendwann ist es wieder 1 Uhr nachts. Draußen regnet es noch immer. Der Saal ist jetzt aufgeräumt und leer. Nur Steffen und Yeganeh verstauen die letzte Technik. Was jetzt? Noch zum Italiener? Nein, nach Hause. Für 10 Uhr hat Manfred zum Frühstück geladen.

Fotos: Steffen Milbich, pep

PS: Auch das ist "Freundeskreis": Die Kostenübernahme der Aktion Außenübertragung hatte bereits vor einem Jahr - gleich nach Geburt der Idee - ein FKY-Mitglied versprochen! Und eingelöst, auch wenn er in diesem Jahr gar nicht vor Ort sein konnte.



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