13 Oldtimer bei Rheingau Classics auf dem Wasser
Mit seinen roten Segeln sorgte ein Zwei-Mast-Kutter für den Farbtupfer bei den Rheingau Classics des Segelclubs Rheingau. (Foto: DigiAtel/Heibel)
Mit seinen roten Segeln sorgte ein Zwei-Mast-Kutter für den Farbtupfer bei den Rheingau Classics des Segelclubs Rheingau. (Foto: DigiAtel/Heibel)
Weil eine Regatta coronabedingt ausfallen musste, unternahmen die 13 Segelschiffe, die in Walluf in See stachen, eine gemeinsame Ausfahrt.
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Im in der Sonne glitzernden Wasser ziehen die 13 Segelboote stolz an den Spaziergängern und Fahrradfahrern am Rheinufer vorbei. Vor allem die roten Segel eines Zwei-Mast-Kutters stechen im Gefolge der weißen Boote hervor, die sich am Samstagmittag auf den Weg von Walluf nach Rüdesheim gemacht haben. Was für manche auf den ersten Blick vielleicht wie „normale“ Segelschiffe aussieht, sind tatsächlich historische Holzschiffe, die zu den dritten Rheingau Classics des Segelclubs Rheingau Walluf ihren Weg in den Rheingau gefunden haben. 20er-Jollenkreuzer, H-Jollen, Finn Dinghy und Piraten nennen sich die mindestens 25 Jahren alten historischen Boote, die sowohl beim Betrachten als auch Mitsegeln zu einer kleinen Zeitreise einladen.
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„Es fühlt sich an wie vor 70 Jahren“, meint Volker Christmann, passionierter Segler und seit 1950 Mitglied des Segelclubs. Er lebe mittlerweile auf den Azoren, komme aber jedes Jahr für die Rheingau Classics zurück an den Rhein. Der Grund: „Es geht um Romantik, um den Geist der 50er Jahre“, beschreibt der gebürtige Wiesbadener, was auch in diesem Jahr wieder nicht nur Segler aus dem Rheingau, sondern auch aus Frankfurt, Ludwigshafen und Stuttgart angelockt hat. Denn was die Teilnehmer der Rheingau Classics miteinander verbindet, ist die Leidenschaft zu alten Holzbooten, schwimmende Oldtimer sozusagen, deren Pflege mit jeder Menge Arbeit verbunden ist. „Man kann sagen, auf eine Segelstunde kommen zwei Pflegestunden“, erklärt Christmann, der im Segelsport für die weltweit größte Bibliothek zu Segelschiffen bekannt ist.
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Das älteste Boot, das am Wochenende bei der Geschwaderfahrt, also der gemeinsamen Ausfahrt, auf dem Rhein unterwegs war, wurde 1947 erbaut. Dass in diesem Jahr coronabedingt keine Regatta gesegelt werden konnte, habe die Freude am Segeln nicht gemindert, resümiert Christmann nach der rund 30 Kilometer langen Fahrt. Stattdessen habe man mit vier Windstärken, die es am Rhein am Samstagmittag zeitlich passend zum Start der Ausfahrt gegeben habe, ideale Bedingungen gehabt. Auch ein Boot, das kenterte, habe ohne Probleme gerettet werden können und gab zur Teilnehmerehrung am Sonntagmorgen noch Anlass zum Schmunzeln. Denn obwohl es in diesem Jahr keine Regatta und damit auch keine Rangfolge der schnellsten Schiffe gab, hat Christmann auch dieses Mal für alle Teilnehmer Teile aus seiner Sammlung herausgesucht, die nicht nur einen historischen Wert haben, sondern auf jeden Segler perfekt zugeschnitten waren. So gab es für die gekenterten Segler Rettungsring und Rettungswesten von 1945. Für das kleinste unter den mitgesegelten Booten übergab Christmann den Seglern einen hölzernen Reisesekretär. Ein Neuling auf dem Wasser erhielt das Buch „Unterricht im Segeln“ aus dem Jahr 1915. Auf diese Weise gab es diesmal 13 Gewinner, die nicht nur mit dem eigenen Boot, sondern auch mit vollen Händen nach Hause gingen.
Marie Huhn