PFLEGE & RESTAURIERUNG

Der Stoff aus dem die Boote sind...

Bootsbauhölzer und deren Beschaffung

von Uwe Baykowski

Holz, insbesondere gutes für den Bootsbau, ist zwar allgegenwärtig, aber in guten Qualitäten nicht überall zu bekommen. Dieser Artikel erhebt nicht den Anspruch, das Holzlexikon oder ein Branchenbuch zu ersetzen, aber es wird versucht, die wesentlichen charakteristischen Eigenschaften der Holzarten zu beschreiben und Tipps für die Bescha$ung zu geben. Der erste Teil behandelt Importhölzer, in Teil zwei folgen die europäischen Sorten.

Teil I: Außereuropäische Hölzer

Man kann eigentlich gar nicht genug Ehrfurcht vor einer Klassischen Yacht haben, wenn man sich vorstellt, wie Elefanten im vorigen Jahrhundert das Teakholz für die Decks oder Planken aus den Tropenwäldern Burmas in die Hafenstadt Rangoon schleppten, von wo es nach Europa verschifft wurde. Oder wie riesige Stämme Tabasco–Mahagoni in Mexico gefällt wurden, um daraus in Deutschland oder sonst wo auf der Welt edle Außenhautbeplankungen und Decksaufbauten herzustellen.

Aber auch den europäischen Hölzern wie der skandinavischen Föhre, der Lärche aus den Alpen und der ostholsteinischen Eiche und den vielen anderen heimischen Holzarten sollten wir Respekt zollen, sie stellen wertvolle Naturprodukte dar, die sinnvoll eingesetzt werden wollen. Bei der Instandsetzung oder Restaurierung einer Klassischen Yacht können wir nicht erwarten, für jedes zu ersetzende Bauteil ein Ersatzholz gleicher Maserung und Farbe zu erhalten, selbst Hölzer gleicher Art aus gleichem Wachstumsgebiet können unterschiedliche Farbgebungen aufweisen. Wir können jedoch versuchen, ein Holz gleicher Art mit annähernd ähnlichen Eigenschaften zu bekommen.

Da es bereits hinreichend einschlägige Literatur über Holzsorten und deren mechanische Eigenschaften für allgemeine Anwendung, nicht jedoch für den Bootsbau gibt, wollen wir an dieser Stelle Ratschläge geben, welches Holz wofür geeignet ist, wo man es bekommt und worauf man beim Kauf achten sollte.

Teakholz
Es wird hauptsächlich für Decks und Aufbauten verwendet, nicht selten wurden auch Yachten komplett aus Teak gebaut. Entgegen der landläufigen Meinung, es gäbe kein gutes Teakholz mehr am Markt, kann hier richtiggestellt werden, dass es durchaus noch Hölzer erster Qualität gibt. Die großen, guten Partien gehen jedoch meist direkt an die Mega-Yachtwerften oder andere Großabnehmer, wie z.B. Nautor in Finnland. Es handelt sich hier nicht um Hölzer aus Plantagenanbau. Diese Produkte eignen sich eher für Gartenmöbel denn für den Yachtbau. Die Plantagenhölzer wachsen durch optimale Wachstumsbedingungen sehr schnell, was an den ungewöhnlich breiten Jahresringen deutlich erkennbar ist. Diese Hölzer sind für den Yachtbau unbrauchbar.
Für jede Holzsorte gilt: Je schwieriger das Wachstumsgebiet, desto langsamer wächst der Baum und umso enger sind die Jahresringe, was das Holz härter, fester und dauerhafter macht. Allerdings auch schwerer.
Handelsformen von Teakholz – Der „Profi“ und Werftbesitzer geht zum Direktimporteur, wo er Teakholz in unterschiedlichen Abmessungen kaufen kann. Auch für den Restaurator einer klassischen Yacht kann ein Besuch bei einem Großhändler sinnvoll sein.


Khaya


Sipo und Sapeli

Spruce


Neubau aus Khaya / Janssen & Renkhoff


Teak


enge Jahresinge


Querbruch

Stammware – Der Kauf von Stammware ist Glücksache! Hier kann der Interessent sich einen (oder mehrere) Stämme auswählen, deren Inneres nur schwer oder gar nicht zu erkennen ist. Schräg einlaufende Risse in Faserrichtung deuten auf Drehwuchs hin, starke Rissbildungen an den Hirnenden lassen auf längere Risseinläufe schließen. Kreisrunde Löcher können Schädlingsbefall bedeuten. Sehr viel mehr ist an dem äußeren Stamm nicht erkennbar, was auf die innere Qualität des Stammes schließen ließe. Man kauft also die Katze im Sack. Der Preis für Stammware ist daher auch deutlich niedriger als für die anderen Handelsformen. Der gekaufte Stamm geht nun in die Gattersäge, wo er auf die gewünschten Stärken eingesägt werden kann. Ein weiterer Vorteil dieses Einschnitts ist, dass der Stamm jeweils so gewendet werden kann, dass vornehmlich stehende Jahresringe für Decks erzielt werden können.
Blockware – Hier sind die Stämme bereits in Bohlen gesägt, meist in 52 mm oder 65 mm Stärke oder nach Anforderung in z Stärke. Die Bohlen sind nicht besäumt. Jede einzelne Bohle kann begutachtet werden, um die Qualität des Stammes zu beurteilen.

Worauf ist zu achten?

Engringigkeit – Die Jahresringe sollen möglichst eng sein. Dies erkennt man am besten über das Hirnholz.
Geradwüchsigkeit – Die Maserung soll möglichst geradlinig oder in einer strakenden Krümmung verlaufen, wie man sie für Leibhölzer von Teakdecks nutzen kann.
Rissbildungen – Im Faserverlauf, besonders an den Hirnenden, kann starke Rissbildung
vorkommen, hier ist mit dem Händler zu verhandeln.
Wurmlöcher – Teakholz wird gern von dem „grobem Wurm“, auch Mulot genannt, befallen. Hier handelt es sich um bis zu Daumendicke große Löcher, die Kalkablagerungen an den Wandungen aufweisen.
Querbrüche – Es können Brüche quer zum Faserverlauf auftreten, die beim Fällen
des Baumes entstanden sind - bei Teakholz
jedoch relativ selten.
Astigkeit – auch bei Teakholz können störende Äste auftreten. Bei der Berechnung von Blockware ist darauf zu achten, dass per Kubikmeter bezahlt wird. Das heißt, jede Bohle wird aufgemessen und das Volumen berechnet, Fehler werden herausgerechnet. Die meisten Händler verkaufen auch einzelne Bohlen, ein ganzer Stamm ist den privaten Yachtrestaurateuren in der Regel zu viel.
Kanteln – Dies sind Kanthölzer, rundherum besäumt und winklig geschnitten mit unterschiedlichen Abmessungen. Hier ist die Qualität sehr gut erkennbar. Der Preis pro Kubikmeter ist relativ hoch.
Deckings oder Rifts – Vorgefertigte Decksstäbe ab 6 mm, die in unterschiedlichen Breiten mit und ohne Falz geliefert werden können. Wenn man keine Möglichkeit hat, selber Decksstäbe aus Bohle zu schneiden, sind diese Rifts sehr interessant, weil der Preis gut kalkulierbar ist und kein Verschnitt anfällt. Die Jahresringe dürfen nicht &acher liegen als 45°, um stehende Jahresring für ein anspruchvolles Deck zu erhalten.

Auch wenn die Holzhändler sich meist in Schweigen hüllen, wenn man fragt woher das Holz kommt, ist anzunehmen, dass gutes Teakholz nach wie vor aus dem heutigen Myanmar, dem früheren Burma, und aus Thailand kommt. Ob man sich an dem Abbau der Regenwälder durch den Kauf von Teakholz oder anderen tropischen Hölzern beteiligen will, muss jeder für sich entscheiden. Das Gewissen wird sicherlich auch nicht ruhiger, wenn man weiß, dass der mächtige Nachbar im Norden Myanmars illegalen Raubbau an den Teakholzwäldern des kleinen Landes betreibt.

Doch das kleine Land beginnt, sich zu wehren. Seitdem im Februar 2011 eine neue Regierung mit demokratischen Strukturen am Ruder ist, werden die Grenzen nach Norden besser überwacht, und die Ausfuhrbestimmungen sollen in Zukunft verschärft werden. Das Holz wird dann sicherlich nicht billiger, aber man wird es mit besserem Gewissen kaufen und verarbeiten können.

Mahagoni
Es sind mehr als 120 Mahagoniarten bekannt, von denen manche schon nicht mehr erhältlich sind. Die berühmtesten Arten dieser edlen Hölzer sind das Tabasco-Mahagoni aus Mexico und das Honduras Mahagoni aus Mittelamerika und Kuba. Viele Klassische Yachten sind mit diesen Hölzern aufgeplankt worden. Wenn man sie bearbeitet, bekommt man noch heute einen Eindruck von der außergewöhnlichen Qualität dieser Hölzer, die heute, zumindest in Europa, nicht mehr am Markt sind.

Der Oberbegriff für die mittelamerikanischen Mahagonisorten ist Swietenia, zu der auch Tabasco und Honduras Mahagoni gehören. Sie wird auch das „echte“ Mahagoni genannt.

Eine Sorte dieser Gattung, Swietenia macrophylla, ist auch am europäischen Markt erhältlich. Sie ähnelt in ihren Eigenschaften dem Honduras- oder Tabasco-Mahagoni. Das Holz hat eine hohe Dichte, eine sehr dunkle Färbung und ist sehr feinporig. Es ist zudem sehr gleichmäßig gewachsen und lässt sich deshalb sehr gut bearbeiten. Ein Kollege sagte einmal: „Das lässt sich hobeln wie Marzipan!“.
Nach der Bearbeitung dunkelt es im Freien noch nach und - vor der Lackierung einmal gebeizt - behält es sehr lange seine Färbung.

Es wird leider nicht als Stamm- oder Blockware importiert, sondern als Schnittware unterschiedlicher Stärken und Breiten bis zu fünf Metern Länge. Man hat somit auf die Maserung keinen Ein&uss und muss zum Teil recht „blumige“ Stücke in Kauf nehmen.

Gleichwohl eignet es sich sehr gut zum Ersatz von kleinen naturlackierten Außenhautteilen oder wegen seines guten „Stehvermögens“ für Bauteile wie Luken, Türen, Setzbordleisten und Cockpitausbauten. Der Preis für Swietenia ist wegen der guten Qualität und der geringen Einfuhrmengen relativ hoch. Es ist FSC zertifiziert, was für eine nachhaltige Forstwirtschaft bürgen soll.

Afrikanische Mahagoniarten

Sipo – Sipo Mahagoni ist ein unkompliziertes, günstiges Holz, welches nahezu für alle Zwecke eingesetzt werden kann . Es ist als Stamm- oder Blockware in großen Abmessungen bis zu zehn Metern Länge und mehr erhältlich. Werften lassen sich die Stämme nach ihren Bedürfnissen einschneiden. Sipo hat eine eher rötliche Färbung, bleicht jedoch auch gebeizt relativ schnell wieder aus. Die Maserung ist unstrukturiert, meist &aderig, aber nicht hässlich. Es lässt sich gut hobeln und arbeitet nicht zu stark. Wegen der unkomplizierten Längen und Breiten kann man es gut für große Bauteile wie Kajütaufbauseiten oder Außenhautbeplankungen in großen Längen
einsetzen.
Bei der Auswahl des Holzes ist neben Längsrissen im Besonderen auf Querrisse zu achten, die vom Fällen des Baumes stammen. Es handelt sich hier um sogenannte Fällrisse. Sie sind an der Oberfläche der gesägten, rauhen Bohle nur schwer erkennbar, selbst am gehobelten Werkstück kann man sie noch übersehen. Erst wenn die erste Lackschicht aufgetragen wird, mögen sie sichtbar werden, und dann ist es zu spät! Die Brüche sind sehr kurzfaserig, die Festigkeit des Holzes in Faserrichtung ist gleich Null. Also vor dem Ansetzen der Säge: „Augen auf!“

Sapeli – ist wesentlich schwerer als seine übrigen afrikanischen Artgenossen. Es hat eine sehr schöne strukturierte, streifige Maserung, weshalb es gerne für Innenausbauten verwendet wird. Auch für lackierte Leibhölzer und Mittelfische auf Stabdecks ist es gut geeignet.
Die Verarbeitung dieses Holzes ist jedoch etwas problematischer: Es ist ein wenig spröde und wechselt seine Faserrichtung innerhalb weniger Zentimeter Breite, was immer wieder zu Ausreißungen an der Oberfläche beim Hobeln führt. Auch Pfropfen reißen beim Abstechen mit dem Stecheisen immer wieder in falsche Richtung und damit zu tief aus. Dennoch ist Sapeli auch bei Tischlern wegen seiner attraktiven Erscheinung sehr beliebt und deshalb auch bei den meisten Holzhändlern fern von Meer und Seen erhältlich. Beim Kauf ist auch hier auf Querbrüche und Längsrisse zu achten.

Khaya – ist ein wunderbar leichtes, dauerhaftes Holz mit einer schönen bräunlichen Färbung. Botanisch ist es mit der Swietenia verwandt. Die Maserung ist meist fladerig, aber gleichmäßig. Es lässt sich sehr gut bearbeiten und eignet sich gut für Leibhölzer, Mittelfisch und Außenhautbeplankungen. Moderne Holzyachten werden gern formverleimt aus Khaya–Furnieren hergestellt, die hochfeste und leichte Rümpfe mit einem schönen Erscheinungsbild der Außenhaut ermöglichen.

Kambala – wird auch Iroko genannt. Der Engländer nennt es treffend „Cheap Teak“. Es kann in gewaltigen Abmessungen geliefert werden. Es hat eine etwas gelblichere Färbung als das Teakholz, ist etwas spröder und neigt zum Splittern. Es ist sehr hart und dauerhaft, durch Wechselwuchs beim Hobeln jedoch auch widerspänig. Es steckt oft unter Spannung, was sich beim Auftrennen unangenehm bemerkbar macht. Bei der Bearbeitung reizt der Staub die Haut und die Atemwege. Es eignet sich wegen seiner guten Leimfähigkeit hervorragend für verleimte Kielbalken, Steven, Tothölzer und Decks- und Außenhautplanken auf größeren hölzernen Schi$en. Es wird als Block- und Stammware importiert und kann im Sägewerk nach Anforderung eingeschnitten werden.

Cedrela ordorata – wird auch Cedro genannt. Dieses ausgesprochen leichte (Zigarrenkisten)Holz stammt aus Mittel- bis Südamerika und gehört zu den Mahagonigewächsen. Es eignet sich gut für hölzerne Dinghis, Rennruderboote, Riemen,
Duchten etc. Es ist jedoch nicht für Bauteile geeignet, die ständig der Feuchtigkeit oder dem Wechsel nass - trocken ausgesetzt sind. Es ist recht weich, lässt sich demzufolge sehr leicht bearbeiten. Es kommt als Schnittware in den Handel.

Nordamerikanische Hölzer

Sitka Spruce – Diese grandiose Fichtenart stammt ursprünglich aus Alaska und wurde später an der Pazifikküste Nordamerikas angepflanzt. Die Stämme können bei einem Durchmesser von vier Metern bis zu 90 Metern Länge erreichen. Gut gepflegte Stämme sind nahezu astfrei. Das Holz hat eine weißlich gelbe Färbung, weshalb es auch Silberspruce genannt wird. Es ist sehr engringig und feinporig. Das Holz ist sehr dauerhaft bei einem ausgesprochen vorteilhaften Gewichts–Festigkeitsverhältnis mit hoher Elastizität. Aufgrund dieser Eigenschaften eignet sich Spruce sehr gut für den Bau von Masten und Spieren. Bei der Auswahl sollte man auf Rissbildungen und Harzgallen achten.

Oregon Pine – Die Herkunft ist nicht schwer zu erraten. Sie ist sozusagen die harzigere Schwester der Spruce. Durch den höheren Harzanteil ist sie schwerer und vielleicht auch dauerhafter. Je nach Wachstumsbedingungen können wir auch bei diesem Holz sehr feinjährige und engringige Hölzer erhalten. Es wird auch für Masten und Bäume verwendet. Sehr gerne wird es auch für lackierte Decks auf Schärenkreuzern und ähnlichen Booten eingesetzt. Traditionsschiffe und Großsegler schätzen Oregon Pine auch als unbehandelte Decksplanken. Der Preis für Oregon Pine ist wesentlich günstiger als für Spruce.

Adressen
Eine gute Adresse im Norden Deutschlands ist der Holzimporteur WOB Freudenberg in Hamburg, der Holzhandlungen und Werften in ganz Deutschland und Europa mit den im Artikel genannten Hölzern beliefert. Hier wird man von den Herren Paulsen und Wagner, selber Segler klassischer Yachten, sehr kompetent beraten und bedient. Ein modernes Sägewerk kann ganze Stämme nach Wunsch einschneiden.

Sipo ist ist weit verbreitet und bei den meisten Holzhändlern, z.B. bei Michelsen in Lübeck oder Dethlefsen in Flensburg, gut zu bekommen. Da Sipo auch gern von Tischlern verarbeitet wird, verkaufen die wohl auch mal eine einzelne Bohle. Der Großhändler verkauft nur ungern einzelne Bohlen.

Einzelne Bohlen Teak bekommt man z.B. bei Sommerfeld und Thiele in Mölln, Khaya ist als Stamm- und Blockware lieferbar. Im Berliner Raum ist Holz Lehmann eine Adresse.

Simmerding verkauft Teak, Mahagoniarten (und Sperrholz) auch im Zuschnitt.

Anmerkung: Diese Adressenangaben ersetzen kein Branchenbuch, sie spiegeln lediglich Gewohnheiten des Autors.



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