PFLEGE & RESTAURIERUNG

Leckstellen an Vollholzbooten beseitigen

Wie man's in den 50er Jahren machte - zusammengetragen aus Artikeln der "Yacht"


Auch bei gut gehaltenen Booten wird meistens noch die Ausbesserung mehr oder weniger tiefer Kratzer notwendig, die zuweilen bis auf das rohe Holz durchgehen. Unter Umständen müssen Plankengänge nachgedichtet, Druckstellen und Löcher ausgefüllt weiden.

Den größten Ärger bereiten dem Eigner Leckstellen, die mehr als die normalen 2 oder 3 Liter Leckwasser täglich ins Boot dringen lassen. Wenn das Boot auf Land steht, ist es endlich auch möglich, selbst die verstecktesten Leckstellen zu finden. Notfalls muss man - möglichst bald nachdem das Boot aus dem Wasser heraus ist - Wasser in die Bilge füllen, um die Undichtigkeiten zu finden. Leckstellen, die durch eine Beschädigung des Bootsrumpfes, etwa durch Rammen oder Festkommen entstanden sind, wird man mit Baumwolle dichten, über die noch Ölkitt gestrichen wird, damit die aufgeplatzte Naht glatt abschließt und - bei farbiglackierten Booten - die betreffende Stelle nicht mehr zu sehen ist. Für naturlackierte Boote aus Eiche färbt man den Ölkitt durch Zusatz von etwas Terra Siena naturell, um ihn der Holztönung anzupassen. Sind die Plankennähte nur infolge zu großer Trockenheit während des Winterlagers so weit aufgegangen (und muss befürchtet werden, dass sie sich im Wasser nicht sofort schließen und das Boot, wenn es ins Wasser kommt, absäuft), dann werden sie nur mit dem weißen oder gefärbten Ölkitt verschlossen. Wenn die Planken dann im Wasser quellen, drücken sie den Kitt wieder heraus. Liegen diese Kittstellen unter Wasser, dann ist es empfehlenswert, das Boot nach einiger Zeit noch einmal aufzuslippen, den herausgequollenen Kitt abzuschleifen und die betreffenden Stellen mit Unterwasser-Kupferbronze oder Patentfarbe nachzustreichen, damit der Schiffsboden wieder vollständig glatt wird. Einfacher ist es, die Nähte durch Überkleben mit wasserfestem Klebeband (Tesadur) zu schließen, das nachher wieder abgenommen wird.

Der Ölkitt hat die Eigenschaft, dass er vollständig hart und brüchig wird, bei Druck aufplatzt und herausbricht. Es gibt Stellen an älteren Booten, die ständig arbeiten, weil die Festigkeit der Verbände an dieser Stelle nicht mehr ausreicht. Es hat nicht viel Sinn, diese Stellen auszukitten oder mit Baumwolle zu dichten und darüber zu kitten, weil der Kitt nach dem Hartwerden doch wieder herausfällt. Das einzige Richtige in einem solchen Fall ist es, neue Spanten, Decksbalken oder sonstige gerade erforderlichen Versteifungen anzubringen. Inzwischen sind aber Dichtungsmittel entwickelt worden, die die Eigenschaft haben, elastisch zu bleiben und mit dem Holz zu arbeiten. Ein solcher Bootskitt ist „Seelastik", der in Tuben geliefert wird und nicht wie gewöhnlicher Kitt hart wird und nicht herausfällt. Man kann damit Oberlichter, Kajütdächer, Decksfugen. Bullaugen, Löcher in den Planken, Mastdurchführungen, Einbettungen und Rohrabschlüsse abdichten. Besonders breite und tiefe Fugen müssen zur Unterstützung von ,Seelastik" mit Baumwolle vorgefüllt werden. Für Fugen, die größer sind als 7x7 mm, eignet sich dieser Bootskitt nicht. Nach 24 Stunden kann die Kittstelle mit jeder Farbe überzogen werden. Für Naturholzboote lässt sich der Kitt an sichtbaren Stellen nicht verwenden, da er nur in weiß und schwarz geliefert wird und sich die gekitteten Stellen von der naturfarbenen Umgebung abheben. Trotzdem wird man während der Saison, auch bei Naturholz-Booten diesen elastischen Bootskitt benutzen, um rasch lästige Leckstellen zu dichten, die grundlegend nur durch eine Reparatur zu beseitigen sind.

Als wirksame "Erste Hilfe" bei nicht zu großen Lecks in der Außenhaut des Überwasserschiffes und in Decks zum Beispiel bei Sperrholzbooten, bei denen die Bordwand durchstoßen wurde, hat sich Leukoplast bewährt, das man auch zum Kleben gerissener Segel verwenden kann. Oft sitzen solche Flicken nachher noch die ganzen restlichen Wochen der Saison auf der Außenhaut oder auf den Segeln. Leukoplast, das ursprünglich für Wundverbände verwandt wurde, ist inzwischen weiter entwickelt worden und hat Gesellschaft von einer ganzen Reihe ähnlicher selbsiklebender Erzeugnisse mit noch besseren Eigenschaften bekommen. „Tesadur G l" ist ein Klebeband, das aus einem durch Imprägnierung wasserfest und witterungsbeständig gemachten Baumwollgewebe besteht und in zwölf Farben, darunter weiß, und in verschiedenen Breiten geliefert wird. Es klebt auf trockenen, glatten, fettfreien Flächen und auf Stoffen, und man kann es zum Überkleben von Leckstellen im Überwasserschiff und auf Deck und zum Kleben zerrissener Segel benutzen. Außerdem zum Umwickeln von Wantenspannern. Zum Ausbessern von Segeln dürfte sich am besten „Tesaband I", ein feinfädiges Gewebeband, eignen, das in rohweiß geliefert wird.

Auf keinen Fall darf, auch bei keinen noch so weit klaffenden Rissen in der Außenhaut, flüssiges Holz verwendet werden. Das flüssige Holz hat nach dem Erhärten vollständig die Eigenschaften von Holz, gibt also nicht mehr nach. Die Planken haben daher, wenn sie im Wasser quellen, keinen Platz mehr, um seitlich auszuweichen, werden nach außen getrieben, und die Außenhaut bekommt unschöne Wölbungen.

Die Anwendung von flüssigem Holz beschränkt sich auf alle die Teile und Stellen, wo keine Bewegung des Holzes durch den Einfluss des Wassers (Quellen oder Zusammenziehen) zu befürchten sind, also z. B. schadhafte, ausgebrochene oder abgesplitterte Stellen an den Aufbauten (an einem Lukendeckel dürften nur die abgestoßenen Außenkanten, nicht aber große Nähte zwischen den einzelnen nebeneinanderliegenden Planken vollständig mit flüssigem Holz ausgebessert werden), an der Reling, an der Scheuerleiste, an Teilen der Inneneinrichtung, Windrisse an Mast und Spieren usw. Benutzt werden kann flüssiges Holz natürlich wieder, um tiefe Schrammen und Druckstellen in den Planken selbst, ausgeweitete Schraubenlöcher usw. auszufüllen. Es gibt verschiedene Herstellungsmarken von flüssigem Holz. Zum Teil muss eine Verdünnung zum Anfeuchten des Holzes benutzt werden, ehe das flüssige Holz in die auszufüllenden Stellen hineingedrückt werden kann. Auf jeden Fall muss die Stelle, die mit flüssigem Holz ausgefüllt werden soll, zunächst bis zum rohen Holz gereinigt werden, notfalls mit Hilfe von Schleifpapier. Voraussetzung ist weiter, dass sie von Färb- und Ölresten völlig frei ist. Erst dann wird die innige Verbindung des Naturholzes mit dem flüssigen Holz erreicht. Man muss flüssiges Holz stets etwas höher auftragen, als es erforderlich erscheint, da das flüssige Holz mindestens 10 bis 15 v. H. Trockenschwund hat und daher nachsinkt. Etwa noch überstehende Stellen lassen sich dann wie Naturholz abschleifen. Auch tiefe Schrammen in der Außenhaut farbiger Boote wird man besser mit flüssigem Holz als mit Spachtel ausfüllen, weil Spachtel wieder herausgestoßen werden kann, während flüssiges Holz eine vollständige Verbindung mit dem anderen Holz eingeht.

Da es flüssiges Holz für alle häufig vorkommenden Holzarten gibt, muss man darauf achten, dass man die passende Art verwendet und nicht etwa Mahagoni mit flüssigem Eiche-Holz behandelt. Kleinere, flache Druckstellen füllt man besser nach und nach mit Lackschichten aus. Das ist eine langwierige Arbeit, die aber dadurch belohnt wird, dass die Naturholzmaserung vollständig erhalten bleibt.



Einsetzen, neuer Planken im Unterwasserschiff. Diese Arbeit setzt, wenn der Eigner sie selbst ausführen will, handwerkliches Geschick und das Vorhandensein des richtigen Werkzeugs voraus. Beim Annieten der neuen Planken an die Spanten muss ein Mann außen mit dem Hammer die Nieten festhalten.

Ein eiserner Kielbolzen, der vierzig Jahre in einem Boot gesessen hat. Äußerlich ist der Bolzen gut erhalten. Der Bolzenkopf, der immer gut unter Farbe gehalten wurde, hat sich nicht im geringsten verändert, aber von dem Teil, der sich im Hol? befand, ist nicht mehr viel über geblieben. Der Bolzen ist bis auf ein kleines, in eine nadelscbarfe Spitze auslautendes Stück durch Korrosion vollkommen -zerfressen. Ebenso werden eiserne Nieten durch Korrosion vollständig aufgelöst. Schuld haben kann u. a. der Unterwasseranstrich mit Kupferbronze, der Bronzepropeller des Hilfsmotors und vielleicht auch, dass nicht das richtige Eisen verwandt wurde. Wer den Bleikiel seines älteren Bootes nicht unterwegs verlieren will, muss nacheinander die eisernen Kielbolzen kontrollieren und notfalls erneuern lassen.





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