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PFLEGE & RESTAURIERUNG
Klinkerbeplankung
Foto: B. Pfannkuche
Uwe Baykowski stellt die wesentlichen Bauteile einer Yacht, ihre Beschaffenheit, Aufgaben und damit verbundene Probleme vor.
Klinkerbeplankung
Die Klinkerbeplankung ist in den nordeuropäischen Breiten die älteste Beplankungsart.
Bereits die Wikinger haben vor 2000 Jahren diese Technik der Bootsbeplankung perfekt beherrscht.
Bei dieser Bauart werden die Planken, von unten beginnend, dachziegelartig überlappend, durch Kupfernägel miteinander verbunden.
Der wohl bekannteste Vertreter der Klinkerbeplankung im Yachtbereich ist das Folkeboot, einer der größten Kielbootklassen der Welt. Hier wird die Außenhaut heute sogar in glasfaserverstärktem Kunststoff (GfK) geklinkert.
Die Verbindung der Planken untereinander gibt dem Rumpf eine relativ hohe Festigkeit, so dass die Plankenstärke geringer sein darf als bei karweel geplankten Rümpfen.
Die geklinkerten Boote werden in der Regel in sogenannter Schalenbauweise hergestellt, das heisst, die Planken werden über Mallen (Spantschablonen) gebogen und an Kiel und den Steven bzw. Spiegel und Bodenwrangen befestigt. Erst dann werden Spanten eingebogen und mit Kupfernägeln und Klinkscheiben vernietet. (siehe unten)
Die Überlappung der Planken nennt der Fachmann Landung oder Lannung, auch Lahnung.
Sie soll ca. das 1 1/2fache der Plankenstärke betragen.
Landung mit Dichtung
An den Steven oder am Spiegel laufen die Plankenenden ineinander, so dass die Außenhaut hier glatt ist wie bei einem Karweelboot.
Im praktischen Gebrauch bietet die geklinkerte Außenhaut eher weniger Vorteile gegenüber der Karweelbeplanung:
Die vielen Ecken, Kanten und Hohlräume unter den Spanten im Bereich der Landung bieten ideale Bedingungen für Ansammlungen von Haaren, Sand, Brotkrümeln und dergleichen, die durch das Halten von Feuchtigkeit zu Fäulnis führen können.
Auch hydrodynamisch dürften die vielen Kanten an der Außenhaut eher von Nachteil sein, dennoch hat das Erscheinungsbild eines Klinkerbootes einen ganz besonderen Charme und es gibt nicht wenige Bootseigner die das charakteristische Glucksen der Wellen an den Landungen abends im Hafen zum Einschlafen brauchen.
(Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, der Autor war selbst 20 Jahre Eigner von 4 Folkebooten und hat sie sehr geschätzt.)
Dichtigkeitsprobleme
Gerade Folkeboote haben oft ein bewegtes Regattaleben hinter sich oder befinden sich noch aktiv in dieser Lebensphase. Darum kommt es nicht selten vor, dass diese Boote, wenn sie in die Jahre gekommen sind, Probleme mit der Dichtigkeit bekommen.
Auch diese so schön fest gebauten Klinkerboote können weichgesegelt werden.
Dies bedeutet, dass die Verbände sich lösen, auch die genieteten Verbindungen der Planken werden dann lose und die Boote lecken zunehmend.
Hier ist eine karweel geplankte Außenhaut im Vorteil, man kann durch Kalfaterung oder Ausleistung wieder eine Spannung bzw. Dichtigkeit in den Rumpf bekommen. Auch das Auswechseln von stramm eingepassten Planken gibt dem Rumpf die Spannung zurück.
Dies ist bei der Klinkerbeplankung nicht möglich. Würde man stramm zwischen die Planken Baumwolle treiben, würden die Planken in der Landung nur noch weiter auseinandergetrieben und die Verbindung würde noch weicher.
Früher wurde die Methode „Nachnieten“ bei leckenden Klinkerrümpfen empfohlen. In der Praxis ist dies eher unbefriedigend, weil man erstens die gesamte Inneneinrichtung demontieren muss, um an alle Nieten zu gelangen, zweitens versenkt man eher die außen liegenden Nietköpfe in dem meist weichen Nadelholz, ohne die Verbindung wirklich zu stärken.
Selbstverständlich könnte man den gesamten Rumpf neu aufplanken, um ein wieder dichtes Schiff zu erhalten, aber davon wird wohl jeder Bootseigner aus wirtschaftlichen Gründen Abstand nehmen, solange die Planken noch gesund sind.
Es gibt eine Methode ein Klinkerboot abzudichten, bei der manche die Nase rümpfen, geht doch Pragmatismus vor Idealismus. Oftmals ist diese Methode die letzte, um ein Boot über Wasser zu halten, und vor allem auch von einem Nichtfachmann einigermaßen kostengünstig selbst durchzuführen:
Das Abdichten von Klinkerbooten mit dauerelastischen Fugenmassen
Die Abdichtung erfolgt von außen. Von innen ist es ziemlich sinnlos, weil nicht alle Stellen erreichbar sind und der Wasserdruck von außen nach innen wirkt.
Diese Maßnahme sollte im Frühjahr durchgeführt werden, wenn Plankenholz trockener ist als im Herbst.
Für die Abdichtung der Landungen eignet sich am besten ein MS Polymer Produkt mit einer Haftgrundierung (Primer). Es gibt mittlerweile derartig viele Produkte auf dem Markt, dass es fast unfair wäre, nur eins zu nennen. Man sollte jedenfalls nur Produkte einsetzen, die für den maritimen Bereich angepriesen werden, und auf keinen Fall auf einen Primer verzichten. Silikonhaltige Fugenmasse darf nicht verwendet werden, weil darauf keine Farbe hält!
Für die Ausfugung müssen die Landungen müssen entsprechend vorbereitet werden:
Im schlimmeren Fällen kann man schon einen dünnen Japanspachtel zwischen die Planken schieben. Hier empfiehlt es sich, mit einem Kratzwerkzeug, dies kann ein umgebogener Schraubenzieher sein, der entsprechend V-förmig zugeschliffen ist, eine feine v-förmige Nut zwischen die Planken zu ziehen. Alte Farbreste müssen vorher aus Gründen der Anhaftung restlos entfernt werden, so dass im Idealfall rohes Holz zum Vorschein kommt. Die Fuge kann nun ausgespritzt werden. Profis verwenden eine Kartuschenpistole mit Druckluft, hier kann ein konstanter Druck erzeugt werden, der eine gleichmäßige Verfugung gewährleistet. Der geschickte Laie ist mit einer Handdruckpistole jedoch genauso gut beraten, und der Druck, mit dem die Fugenmasse eingespritzt wird, kann ohnehin nicht groß sein, weil bei zu hohem Druck die Masse sonst wo hinspritzt und ein schmieriges Desaster unvermeidlich wird.
Natürlich ist jedoch darauf zu achten, dass die Fuge vollgefüllt ist.
Viel wichtiger ist die genaue Dosierung der Füllmenge: Zu wenig ist eben nicht ausreichend, zu viel wird man nachher beim Verstreichen nicht los.
Am besten arbeitet man zu zweit: Einer füllt die Fuge, der zweite streicht nach. Dafür eignet sich der Zeigefinger, weil man sofort fühlt, wo zuwenig oder zuviel Fugenmasse ist und der „Einspritzer“ entsprechend „gesteuert“ werden kann. Die Hände sollten vorher mit einem „flüssigen Handschuh“ eingecremt werden.
Das Ziel ist es, die Fuge zu füllen und mit einem Radius zwischen oberer und unterer Planke abzuschließen, ohne seitliche Ränder übrig zu lassen.
Mit ein wenig Übung und Geschick ist dies durchaus zu erreichen.
Diese Art der „Gummikalfaterung“ ist inzwischen salonfähig geworden und kann auch an den Steven und am Kiel in der Sponung eingesetzt werden. Es bleibt jedoch vorher zu beurteilen, ob die Planken noch festsitzen oder ob nicht doch lieber mehr Spannung durch eine echte Kalfaterung erzielt werden soll. Auf jeden Fall muss geprüft werden, ob die Planken noch gut verschraubt sind! Nur zuschmieren mit Gummi ist sinnlos.
Das Auswechseln von Planken an geklinkerten Booten:
Auch beim Auswechseln von Planken ist die Klinkerbeplankung im Nachteil. Soll zum Beispiel der Kielgang erneuert werden, muss die darüber liegende Planke mit ausgewechselt werden, weil die zu erneuernde Kielplanke unmöglich unter die darüber liegende Planke eingepasst werden kann.
Soll nur ein Plankengang in voller Länge gewechselt werden, muss er in der Länge geteilt werden, weil er sich nicht von unten in den Falz des Übergangs in den karweelen Bereich schieben lässt, sondern nur von der Mitte aus. Für die Verbindung in Längsrichtung hat dann ein vernietetes Laschbrett oder eine Schäftung zu sorgen.
Um eine Planke ausbauen zu können, müssen beide angrenzenden Nietreihen entfernt werden.
Dies kann von innen geschehen, indem die Nietköpfe entweder mit der Flex abgeschliffen werden (unfallträchtig) oder mit einem nicht mehr so guten, aber doch scharfen Stecheisen weggestemmt werden. Danach sind die Nieten mit einem Splintentreiber nach außen durchzuschlagen. Wenn die Nieten (auch Bootsnägel genannt) verpfropft oder verkittet sind, sind sie in der verbleibenden Planke freizulegen. Um das umgebende Holz beim Herausschlagen nicht zu gefährden, fertigt man sich einen Hirnholzklotz mit einer dem Nietkopf entsprechenden Bohrung und hält diesen mit einem größeren Hammer von außen gegen den austretenden Nietkopf. So reißt das Plankenholz an dieser Stelle nicht aus.
Sämtliche Verschraubungen, etwa in Bodenwrangen, sind zu entfernen.
Wenn die Planken des Bootes nicht verklebt sind, hat man gute Chancen, die Planke im Stück herauszulösen und als Schablone für die neue zu verwenden.
Wenn sie jedoch verklebt sind, bekommt man sie nur in Stücken heraus, indem Teilstücke zwischen den Spanten mit der Stichsäge herausgeschnitten und die Reste anschließend vorsichtig mit dem guten Stecheisen von den verbleibenden Planken abgestochen werden.
Hat man keine brauchbare Planke als Schablone erhalten, muss wie beim Abmallen von karweelen Planken ein Rhe gefertigt und die Planke abgemallt werden. (s. "Karweelbeplankung")
Hierbei ist zu beachten, das die Breite der Landung an der Oberseite nicht vergessen wird!
Ist die Planke ausgeschnitten und von Dicke gehobelt, geht´s ans Einpassen. Wenn die darüber liegende Planke fehlt, ist dies nicht so schwierig. An der Unterseite muss sie nicht geschmiegt werden, die geschmiegte Landung für die Bootsform ist immer an die Oberkante der unteren Planke gehobelt. Jedoch muss die obere Landung außen mit der entsprechenden Schmiege versehen werden.
Mit einem Simshobel der an einer Anschlagleiste parallel geführt wird, müssen die gefälzten Einläufe im Stevenbereich mit drehender Schmiege und spitzem Auslauf angehobelt werden.
Dies ist eine anspruchsvolle Angelegenheit, die einiges Geschick erfordert.
Wenn die Planke nach mehrfachem Einpassen gut sitzt, ist es sinnvoll, sie zumindest von der Innenseite vor dem Einbau zu konservieren.
Die Planke kann nun eingesetzt, vernietet und verschraubt werden.
Plankenrisse
Unbedingt ist darauf zu achten, dass der Rumpf eines Klinkerbootes nicht zu stark austrocknet. Weil die Planken in ihrer Breite miteinander verbunden sind, können sie nicht ungehindert schrumpfen wie bei einem Karweelboot, sie sind sozusagen gesperrt. Dadurch erhöht sich die Gefahr der Bildung von Längsrissen. Die Bohrungen der Nietreihen können hier wie ein Reißverschluss wirken!
Traditionell werden solche Risse mit einer weichen Dichtungsmasse auf Talg- oder Wachsbasis gefüllt. Wird ein Riss mit härtendem Spachtel gefüllt, kann dieser bei Aufquellen der Planke wie ein Keil wirken und lässt den Riss nur länger werden.
Sind Planken derartig stark gerissen, so dass sie auch nicht mehr ausgeleistet werden können oder starke Fäulnis aufweisen, müssen sie erneuert werden.
Das Vernieten von Planken und Spanten
Die Nietverbindung wurde auch bereits von dem Wikingern eingesetzt, nur mussten diese sich noch mit Eisen zufrieden geben, während wir heutzutage Nietverbindungen aus Kupfer vorziehen, weil diese annähernd korrosionsfrei sind.
Die Verbindung besteht aus einem Nagel und einer gelochten Scheibe, Klinkscheibe oder Gatchen genannt. Die Scheibe soll stramm auf den Nagel passen.
Als Werkzeug benötigt man einen nicht zu großen Niethammer, eine Nietenflöte zum Aufziehen der Gatchen, eine Beißzange sowie einen Splintentreiber passender Größe und einen Gegenhalter, der schwerer ist als der Niethammer.
Ist die Planke positioniert, können die Nietlöcher gebohrt werden. Die geschieht sinnvollerweise von innen, weil die alten Löcher in Planken und Spanten verwendet werden sollen. Die Bohrungen sollen so dimensioniert sein, dass der Nagel stramm sitzt, Planke und Spant aber nicht spaltet.
Außen werden die Bohrungen nach Bedarf mit Pfropfenlöchern versehen oder - wie in den meisten Fällen - nur versenkt und anschließend verkittet.
Die Nägel werden nun von außen durchgeschlagen und mit dem Splintentreiber oder Senkdorn kräftig nachgesetzt. Sehr sinnvoll ist es, Senkung und Bohrung mit verdünntem Lack oder Öl zu konservieren, weil sich sonst sehr schnell schwarze Stellen im Plankenholz um die Bohrung bilden können.
Von innen wird nun mit der Nietenflöte des Gatchen aufgezogen, wobei von außen der Gegenhalter verhindert, dass der Nagel dabei wieder zurückgeschlagen wird.
Mit der Beißzange wird der überstehende Nagel kurz über dem Gatchen abgekniffen und das Vernieten kann beginnen, nicht ohne von außen gegenzuhalten.
Mit leichten, aber bestimmten Schlägen aus dem Handgelenk wird der überstehende Nagel nun zu einem Kopf geschlagen, wobei der Gegenhalter außen immer wieder zurückfedert und somit die Verbindung zusammenzieht.
Das konisch geformte Gatchen soll seine Hütchenform in etwa behalten, das heißt, es soll nicht platt geschlagen werden. So soll erreicht werden, dass die Verbindung immer auf Spannung bleibt.
Das Vernieten erfordert Fingerspitzengefühl und Übung.
Aber dafür bietet das eigene Boot unter Umständen ja reichlich Gelegenheit ...
Quelle der Zeichnung "Nieten": Behrens: “Pflege von Holzbooten”, DK 1997
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