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PFLEGE & RESTAURIERUNG
Backskistendeckel, Skylights und Schiebeluken
Uwe Baykowski stellt die wesentlichen Bauteile einer Yacht, ihre Beschaffenheit, Aufgaben und damit verbundene Probleme vor.
Alles, was klappt und schiebt:
“Backskistendeckel, Skylights und Schiebeluken”
Backskistendeckel
Neben anderen Leckageproblemen kämpft so mancher Eigner von klassischen Yachten mit der Dichtigkeit der Backskisten im Cockpit.
Außer Leinen, Fendern und Reserveankern wird hier auch zunehmend Elektrik und Elektronik untergebracht, die allergisch auf Seewasser reagiert, welches bei schwerem Wetter seinen Weg bis in die Tiefen einer Backskiste findet.
Die Backskistendeckel sind meist aus massivem Mahagoni gefertigt, die, auch hochglanzlackiert, im Wechsel vom Sonne, Kälte und Regen ein aktives Eigenleben entwickeln, was der Dichtigkeit abträglich sein kann. Die Deckel neigen zum Krummwerden und Reissen, auch wenn sie (oder gerade deshalb) noch so gut eingespannt sind.
Die meisten Deckel wurden von ihren Erbauern mit Messing-Klavierband an dem äußeren Rahmenholz angeschlagen. Dies ist optisch die elegantere Methode, hat jedoch den Nachteil, das sich das Messingband durch Korrosion in den Röhren und Stiften festfrisst und kaum noch bewegen lässt, was zur Folge hat, dass die Schrauben aus dem Holz reißen.
Langlebiger, aber nicht so stilvoll ist hier ein Klavierband aus rostfreiem Stahl.
Noch weniger stilvoll, aber weniger empfindlich, sind auf Deckel und Rahmen geschraubte Lukenbänder
Als Spannvorrichtung haben sich die üblichen Hebelverschlüsse bewährt.
Es gibt unterschiedliche Dichtungssysteme der Backskistendeckel, das effektivste ist das A&R Prinzip:
In die Unterseite des Deckels ist eine Nut gefräst, in die ein weiches Moosgummi geklebt ist. Die Nut ist mittig über dem Ausschnitt der Backskiste positioniert, an den ringsherum eine Messingschiene geschraubt ist, die ca.1 bis 1,5 mm nach oben übersteht.
Beim Schließen des Deckels drückt sich die Schiene in das Moosgummi und dichtet die Verbindung sehr gut ab. Der Ausschnitt wird durch einen sogenannten Wassergraben gebildet. Meist wird dieser aus Holz hergestellt, was sich in Ermangelung von sorgfältiger Beobachtung und Pflege oft als nachteilig erweist. Gerade in den Ecken, die auf Gärung zusammengefügt sind, faulen die, mit einer (meist zu kleinen) Hohlkehle versehenen, Leisten weg, und der Reparaturaufwand ist groß.
Effektiver und langlebiger ist hier eine Konstruktion aus Messing-U-Material.
Skylights
Skylights, auch Oberlichter genannt, sind meist über dem Salon positioniert; sie sollen den Innenraum erhellen und für Lüftung sorgen.
Richtig gebaut, sind sie reine Meisterwerke, die einer klassischen Yacht eine zusätzliche Wertigkeit verleihen.
Der Korpus wird mit Schwalbenschwänzen zusammen gezinkt. An dem „Firstbalken“ sind die Deckel oder Flügel angeschlagen. Hierfür werden oft kunstvoll verzierte Lukenbänder verwendet. Die Flügel sind als Rahmenverbindungen mit Schlitz und Zapfen ausgeführt, in denen die Glasscheiben in einem Falz mit Glasleisten oder Fensterkitt abgedeckt sind.
Der Firstbalken ist mit Ablaufrinnen oder Wassergraben versehen, die ein wenig über die Vorder- bzw. Rückwand des Korpus hinauskragen. An der Unterseite des Flügels sollte im Bereich der Ablaufrinne eine Tropfleiste eingearbeitet sein, damit das Wasser über der Rinne abtropfen kann. Dies kann eine eingefräste Messingschiene sein.
Ohne eine derartige Tropfleiste würde das Wasser an der Unterseite des Deckels am tiefsten Punkt des Rahmenholzes abtropfen und auf der Back oder auf den Kojen landen.
Übliches aufklappbares Oberlicht in Ansicht und Querschnitt.
Die Abtropfleiste zwingt den durch das Scharnier eingesickerten Wassertropfen, an ihr selbst abzutropfen und in die Wasserrinne zu fallen.
Die Flügel sind an drei übrigen Seiten mit Randleisten versehen, die ihrerseits in den umlaufenden Wassergraben des Korpus greifen.
Eine derartige Konstruktion ist theoretisch wasserdicht, im Einsatz bei schwerem Wetter jedoch nur in den seltensten Fällen. Aus diesem Grund wird für jedes Skylight ein Persenning angefertigt, das über so genannte Schalkleisten , die am Korpus befestigt sind, gespannt wird.
Diese Persenning dient neben der Dichtigkeit auch noch als Schutz der Lackierung vor Umwelteinflüssen.
Gegen Seeschlag oder andere mechanische Beschädigungen wird ein „Grill“ aus Messing auf die Rahmen der Flügel geschraubt.
Bei größeren Yachten ist der Korpus von innen über Hebelverschlüsse zu trennen. Das heißt, das ganze Skylight kann sozusagen von innen „abgeworfen“ werden Dies ist als Notausgang bei Sinkgefahr gedacht, wenn der Niedergang als Ausgang blockiert sein sollte.
Bei den Aufstellern der Flügel haben sich die Konstrukteure ausgelassen - von den aufwändigsten, stufenlos verstellbaren Rohrkonstruktionen bis hin zu einfachen Holzknebeln.
Schiebeluken
Bei der Konstruktion der Schiebeluken ist das Grundprinzip immer gleich:
Eine meist konvex geformte Kappe lässt sich auf einem Schienensystem nach vorn und achtern verschieben.
Die Variationen dieses Systems sind vielfältig, aber alle mit der gleichen Zielsetzung, das Konstrukt so wasserdicht wie möglich zu gestalten.
Die meisten Seekreuzer lassen ihr Schiebeluk in eine so genannte Garage laufen, es handelt sich um eine „Kiste“, die über dem vorderen Teil der Laufleisten fest auf dem Kajütdach montiert ist.
Schiebekappe mit Tunnel
Vorschiffsluke
Seeschlag oder grünes Wasser kann nun nicht mehr unter dem Lukendeckel ins Schiff laufen.
Die Garagen enden achtern meistens mit dem Wellenbrecher, an dem dann auch noch eine Sprayhood montiert ist.
Diese Version ist natürlich nicht sehr elegant, jedoch sind die praktischen Vorteile, besonders bei schwerem Wetter, nicht wegzudiskutieren.
Manche Yachten verzichten aus Gründen der Ästhetik auf eine Garage, wie z. B. „Indigo“ von Johann Ancker. Für Schwerwetter kann das kleine Deckshaus mit dem Schiebeluk mit einer Persenning bezogen werden. Hierfür sind am Aufbau Hohlkehlleisten vorhanden, in die das Persenning mit seinem angenähten Liektau eingezogen werden kann.
Die Lukendeckel wie auch die Garagendächer werden aus Vollholz verleimt oder aus Sperrholz gefertigt.
Der Vorteil von formverleimtem Sperrholz ist eine hohe Festigkeit bei geringem Gewicht, Rissbildung im Deckel kommt hier nicht vor. Allerdings lässt sich Sperrholz nicht unendlich abziehen, um eine überalterte Lackschicht zu entfernen. Die Furnier-Deckschicht ist bei gutem Sperrholz maximal 1,2 mm dick. Danach landet man auf der Leimschicht, die sehr unschön aussieht.
Die Vollholzdeckel werden aus Leisten entsprechender Breite und Dicke verleimt. Durch das Arbeiten des Holzes können sich die Leimnähte öffnen und die Luken variieren je nach Witterung in der Breite, was ein Klemmen des Deckels zur Folge haben kann.
Bei den meisten Booten sieht die Konstruktion folgendermaßen aus:
Parallel zum Ausschnitt des Kajütdaches sind die beiden Laufleisten an die Rundung des Daches angepasst und verschraubt, wobei die oberen Kanten unbedingt eine plane Ebene bilden müssen. Auf die Vorkante des Ausschnitts ist ein „Wellenbrecher“ geschraubt, deren Enden in die Laufleisten eingegratet (halber Schwalbenschwanz) sind.
Auf die oberen, ausgefälzten Kanten ist je eine Messingschiene geschraubt, die außen ca. 5-7 mm übersteht.
Der Deckel des Schiebeluks entspricht in seiner Breite den äußeren Kanten der Laufleisten.
Unter eine Distanzleiste ist wiederum eine Messingschiene geschraubt, die unter die Schiene der Laufleiste greift. Der Deckel lässt sich somit nicht anheben, aber nach vorn und hinten verschieben. Der Deckel ist mit einer Blende vorn und achtern versehen, so dass eine „Kappe“ entsteht. (Foto „Skjold“)
Diese einfache Version einer Schiebekappe ist jedoch nicht seeschlagsicher, ohne Sprayhood und Garage muß hier bei hartem Wetter mit Wassereinbrüchen gerechnet werden.
Die Version kann durch breitere Seitenschürzen , die bis knapp über Deck reichen, verbessert werden. Die Messing- (oder Niro-) Schienen sind hier in die Seitenschürzen eingefräst.
Eine sehr kräftige Ausführung der Schiebeeinheit ist auf dem 12er „Thea“ zu finden.
Die Schienenmimik ist wie oben beschrieben konstruiert. Die Seitenwände der Lukengarage sind bis nach achtern gezogen und bieten somit einen seitlichen Schutz gegen Seeschlag.
Der 12er „Vanity“ wartet mit der ausgeklügelsten Version auf:
Zwei gewaltige Mahagoniprofile bieten die seitliche Begrenzung der Schiebeeinheit, in die auf den Innenseiten eine Nut mit einem Messing-U-Profil von ca. 8 mm Weite eingearbeitet ist. Das Schiebeluk selber ist beidseitig mit einer entsprechend starken Führungsschiene versehen, die in den Nuten läuft. Darunter befindet sich ein Wassergraben mit einer zusätzlichen Hohlkehle zum schnellen Abtransport des Spritz- oder Regenwassers.
Eines haben diese Konstruktionen wohl alle gemeinsan:
Sie bestehen aus beweglichen Teilen und können daher, wenn Wasser über Deck kommt, nicht 100%ig wasserdicht sein.
Niedergänge
Als Niedergang wird der Durchstieg vom Cockpit oder von Deck ins Schiffsinnere bezeichnet.
Das Cockpit wird vom Aufbau meist durch Steckschotten getrennt, die oft zweiteilig ausgeführt sind, um sie irgendwo verstauen zu können oder um den Niedergang je nach Bedarf verkleinern oder ganz öffnen zu können.
Die Steckschotten werden in der Regel als Rahmenkonstruktionen mit Füllung aus Teak oder Mahagoni gefertigt. Sie laufen vertikal in einer Nut, die in gut dimensionierte Rahmenhölzer am Kajütaufbau gefräst ist.
Die Steckschotten sollen einen Verschlusszustand herstellen, d. heißt im nautischen Sinne nicht, dass sie abschließbar sein sollen, sondern noch relativ dicht sein sollen, wenn das Schiff hart überholt und grünes Wasser ins Cockpit steigt oder gar durchkentert.
Natürlich kann man auch ein Schloss in das Steckschott einarbeiten, um das Schiff abschließen zu können.
Auf kleinen Deckshäusern, z.B. vor dem Mast auf dem Vorschiff, führen die Niedergänge oft ins damals so genannte Mannschaftslogis. Hier sind oft kleine Türchen zu finden, seitlich angeschlagen, nach außen öffnend. Das ist nett anzusehen, birgt aber einen großen, vielleicht gefährlichen Nachteil: Bei starkem Wasserdruck, etwa bei Untergang, lassen sich diese Türen möglicherweise nicht von innen öffnen…
„Thea“, 12 mR
„Vanitiy“, 12 mR
„Vanitiy“, 12 mR
„Indigo“, 10 mR
„Antuka“, 7 KR
„Kleine Brise“, 5 KR
Fotos: Ulf Sommerwerck (Titel), Heiner Kreuz, Uwe Baykowski
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