PFLEGE & RESTAURIERUNG

Austausch der Kielbolzen bei einem Holzfolke

Das Boot mit der Segelnummer „F G 87“ hatte ich 1999 in einem sehr guten Zustand gebraucht gekauft und bis jetzt auch mit viel Freude und Vertrauen gesegelt.

Den Austausch hatte ich seit 2 Jahren immer wieder vor mir hergeschoben, da mir der Mut und auch die Erfahrungen fehlten.
In der Fachliteratur war wenig darüber zu finden und Freunde rieten mir davon ab.

Ausschlaggebend waren dann folgende Faktoren:

1. Seit dem Winterlager 2007/08 fehlten unterhalb des Mastes 2 Bolzen.
Diese Bolzen konnte ich einfach herausziehen; sie waren nach ca. 60 mm total verrottet.
Neue Bolzen konnten wegen des Kiels nicht gesetzt werden.
Ein befreundeter Bootsbauer hatte mir dann einen Mastfuß konstruiert, welcher von den beiden Bodenwrangen gehalten wurde.

2. In der Saison 2009 verstärkte sich dann der Rost im Bilgenwasser zusehend und das Boot zog im Bugbereich immer mehr Wasser.

3. Das Boot ist inzwischen 42 Jahre alt und vom Vorbesitzer hatte ich keine Information wie alt die jetzigen Bolzen sind.


Somit beschloss ich den Austausch im Winterlager 2009/10 in Angriff zu nehmen.
Im Spätsommer fing ich dann an nach einer geeigneten Werft und nach den richtigen Materialien für die neuen Bolzen zu suchen.
Eisen verzinkt, A4 oder sogar A5 standen zur Auswahl und marterten mir den Kopf.
Eisen verzinkt ist die preiswerteste Variante und hatte ja 42 Jahre gehalten.
A5 war die teuerste und hätte mich und das Boot vermutlich um Jahre überlebt.
Wie gut das es ja das Internet gibt………
Letztendlich habe ich mich für A4 entschieden.

Die Werft war schnell gefunden, da am Winterliegeplatz die Bootswerft Dick direkt vor der Tür lag und Herr Dick sich für diese Arbeit interessierte.
Auch wollte ich aus Kostengründen diverse Arbeiten unter Anleitung selbst durchführen.

Mit den Arbeiten wurde dann Ende September begonnen und ca. 4 Wochen später beendet.
Nachfolgende Bilder zeigen die Abschnitte des Austausches.

Da der Kiel nicht von alleine abfiel, und beim Eintreiben der Keile das Totholz anfing zu reißen, entschieden wir uns zum Absägen der Bolzen zwischen Totholz und Kiel.
Das Ausschlagen der Bolzen aus dem Kiel war einfach;
die Bolzen im Bereich der Bodenwrangen und Totholz bereiteten größere Schwierigkeiten, da durch den Rost die Bolzen sehr festsaßen.
Es konnten aber alle Bolzen ohne größere Schäden herausgetrieben werden.
Es wurde lediglich eine Bodenwrange (Deckshaus) beschädigt und kann später leicht repariert oder ausgetauscht werden, da sie 2 geteilt ist.

Die Bolzenreste ( 9,5 mm) unterhalb des Mastes konnte ich ohne größere Probleme von Innen heraus treiben oder aber mit einer kräftigen Zange von Außen ziehen.
Hierbei machte auch der Rost die größeren Probleme.

Bis auf die beiden Ersten 19,5 mm, waren die Bolzen in einem recht guten Zustand.
Zwischen Totholz und Kiel waren Hohlräume, in denen rostiges Wasser stand;
von hier und den Bolzen kam vermutlich das rostige Wasser in der Bilge.

Der Kiel wurde dann zur Firma „DOGAN“ zwecks Konservierung gebracht (100 Meter von der Werft).
Sandstrahlen, 2 x Zinkanstrich, Spachteln und Schleifen, 2 x Spezialanstrich, 1 x Prima für das Antifouling.

Das Totholz war überwiegend in einem sehr guten Zustand und musste nur um 30 mm abgehobelt und erneuert werden.

Der A4 Stahl M 20 wurde bei „RICHTER“ gekauft und bei „TOOLSPEED“ mit entsprechendem Gewinde versehen.

Der Zusammenbau fand dann in der letzten Septemberwoche statt und ging ohne Probleme von statten.
Die fehlenden 10 mm Bolzen unter dem Mast wurden von mir vor dem Zusammenbau ersetzt.
Zwischen Totholz und dem Kiel wurde nach dem Primern des Totholzes eine Schicht SIKKA gegossen.
Die Muttern in den Taschen des Kieles wurden mit LOCKTITE gesichert und über den Bodenwrangen nur handfest angezogen.
Das Festanziehen der Muttern soll erst nach dem Durchtrocknen des SIKKA geschehen.


Fazit:
Ich selbst bin froh diese Arbeiten durchgeführt zu haben und würde sie immer wieder durchführen.
Bei diesen Arbeiten habe ich sehr viel über den Zustand des Bootes erfahren und auch über das Handwerkliche.
Das Boot kann wieder mit dem Heißstropp gekrant werden.


Anlage:
Datenblatt 1.4529 (pdf)
Zeichnung Folkeboot (pdf)


In Heikendorf haben sich um den Winterliegeplatz der Firma „Marckmann“ folgende Firmen angesiedelt, die maßgeblich an den Arbeiten beteiligt waren.

Dick Bootswerft
TOOLSPEED Maschinen,Werkzeuge, Materialien und Metallverarbeitung
DOOGAN Konservierung


Weitere Firmen für Bootselektrik/ Elektronik, schweißen von ALU und Edelstähle, Reparaturen von Bootsmotoren, sowie Segelmacherei sind im näheren Umkreis zu finden.

Jochen Hobrecht


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