|
|
|
|
|
PFLEGE & RESTAURIERUNG
Restaurierungsbericht 5.5er "Fram II"
Text + Fotos: Rouven Rademacher und Maria Bröcker
Auf der Suche nach einem geeigneten Restaurierungsprojekt stießen wir im Internet auf Fram II in Rungsted bei Kopenhagen.
Die 5.5mR-Yacht Fram II wurde 1956 von Sigurd Herbern gezeichnet, 1957 in Son (Norwegen) von Asbjörn Johnsen gebaut und schließlich seiner königl. Hoheit Kronprinz Harald zum 21. Geburtstag geschenkt. Über den weiteren Werdegang wissen wir leider nicht viel, aber das Norsk Sjöfartsmuseum in Oslo konnte uns zumindest zwei Zeitungsartikel und Kopien der alten Zeichnungen zusenden.
Fram II war zwar in desolatem Zustand, aber aufgrund des berühmten Voreigners und der schönen Linien unbedingt erhaltungswürdig.
Fram II ist ein Leistenbau. Der Rumpf besteht aus 12mm Gabun-Mahagonileisten, die von gebogenen 20x22mm starken Eichespanten mit einem Abstand von 150mm in Form gehalten werden. Als sicherlich eines der ersten Boote seiner Zeit wurde der Rumpf von einem norwegischem Kunststoffexperten schon beim Bau mit einer Lage Glas beschichetet.
Wir begannen unser Projekt, indem wir das babyblau bemalte, sicherlich nicht mehr originale Sperrholzdeck entfernten. Danach schraubten wir nacheinander die Decksbalken heraus, machten sie wieder schön und gerade (wenn möglich) und ersetzten ca. ein Drittel durch neue laminierte (ein altes Mahagoni-Treppengeländer musste dran glauben).
Maria began dann mit dem Abziehen des Lacköls (bzw. des gräulich braunen Schmierfilmes, zu dem es geworden war) im Bereich hinter dem Cockpit.
Währenddessen entfernte Rouven das Laminat an den Stellen, wo es sich gelöst hatte (Bug, Heck und Wanten). Es zeigte sich, dass Vorsteven, Spiegel und Leistenenden wie vermutet relativ rott waren. Rouven erneuerte zuerst den Vorsteven bis zur Wasserlinie. Dann schäftete er neue Leistenenden an. (Fram II ist wohl mal irgendwo raufgebrummt. Der damalige Eigner sägte kurzerhand die Bugspitze ab und setzte einen Holzklotz als Bugspitze ein, darüber dann einen Bugbeschlag, fertig!).
Auch am Heck mussten einige Leistenenden erneuert werden. Als Rouven dann den Spiegel abnahm, kam oh Wunder der alte Spiegel mit dem alten Achterstagsbeschlag zum Vorschein. Dieser war allerdings morsch und gebrochen, so daß wir den auch entfernen mussten. Rouven fertigte einen soliden Spiegelrahmen und einen neuen Spiegel an.
Inzwischen hatte Maria die Schleiferei hinter dem Cockpit beendet und wir konnten endlich beizen und lackieren. Wir trafen mit der Beize recht genau den Ton des Cockpitbereichs, so dass sich nun ein einheitliches Bild bietet. Der Bereich vor dem Cockpit sah noch recht gut aus und musste nur kurz angeschliffen und mit Benaröl behandelt werden. Ebenso schliff Maria den Balkweger und behandelte diesen mit Öl. Dieser war im Bereich der Wanten gebrochen. Um die Stelle ein wenig zu entlasten, brachte Rouven vor und hinter den Wanten Kniee an, durch die er ein Rohr steckte, um das die Wanten herumgeleitet werden. Außerdem lamellierten wir an dieser Stelle zwei Rundspanten ein.
Desweiteren schliff und lackierte Maria vorne und hinten die Bogenwrangen, von denen Rouven die beiden vordersten ersetzt hatte.
Rouvens Vater nahm dann noch das Kielschwein heraus, da es schon sehr an Festigkeit verloren hatte, und baute aus einem schönen Stück Eiche ein neues.
Außerdem kümmerte er sich um die Kielbolzen und überhaupt um alle Metallteile, die Fram II besitzt.
Dann war es soweit, dass wir endlich ein neues Deck bauen konnten. Rouven paste zuerst eine 6mm dicke Sperrholz- Schicht an, lackierte diese von unten weiß.
Dann verleimten, verschraubten und strakten wir diese erste Schicht. Danach sägten wir geeignete Mahagonifurniere für Fisch, Laibung und Cockpitumrandung und klebten sie auf. Es folgte die zweite Decksschicht, die wir mit Epoxid unter Vakuum aufklebten. Schließlich schliffen, spachtelten und primerten wir Rumpf und Deck und lackierten das Deck weiß (wie es ursprünglich auch war). Der Rumpf wurde bei Knierim Yachtbau lackiert, nachdem wir sämtliche Vorarbeit mit Freundes- und Familienhilfe erledigt hatten.
Wir entschlossen uns dann wegen der besseren Bedienbarkeit moderne Beschläge anzubauen, da das Schiff zwar angeschaut, aber schließlich auch mit Freunden gesegelt werden soll. (Mit anderen Worten: Maria weigert sich den Spi aus der Hand zu fahren, wenn da keine Harken-Blöcke dran sind
) Aus Sicherheitsgründen haben wir auch das alte Rigg (schon Aluminium!) nicht aufgestellt, sondern ein etwas neueres, welches wir von einem moderneren 5.5er aus der Schweiz bekamen.
Wie durch ein Wunder paste das Rigg nach kleinen Modifikationen perfekt, so daß es auch gleich auf Tour gehen konnte.
Im Winter hatten wir dann Zeit noch ein paar Dinge zu verbessern, so wurde ein neuer Bugbeschlag angefertigt, die Schiene der Selbstwendefock bekam zwei neue Haltebügel aus Edelstahl, die Bodenbretter haben wir überarbeitet und den Wasserpass haben wir in rot lackiert, um bei den norwegischen Farben zu bleiben.
|
|