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PFLEGE & RESTAURIERUNG Die NOORDEWIND Wie ein Phönix aus der Asche
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Im Jahr 2000 hörte ich, jemand möchte ein Holzboot verschenken. Das Boot lag kieloben in einer Scheune und hatte mehrere faustgroße Löcher im Rumpf, obwohl das Unterwasserschiff mal mit einer Glasfasermatte verstärkt worden war. Wie sich später herausstellte, war das Boot nach den Abmessungen eine 16m2 BM Bj 1936. Allerdings war der Rumpf nicht als Eigenbau aus schmalen Leisten zusammengenagelt. Das Boot wurde von Fa. G. BAAY Bootbouwerij in Loosdrecht gebaut und hieß "NOORDEWIND". Die Mahagoniplanken waren in traditioneller Karweelbauweise auf schmale Eichenspanten genietet und mit Bronzeschrauben an den Hauptspanten verschraubt. Das Deck aus 3,5 cm breiten Mahagonileisten war aufgenagelt. Alle Fugen auf Deck und im Rumpf waren mit Baumwollfäden kalfatert und zusätzlich verkittet. Mit Fotos von diesem "Wrack" fragte ich einen Schreiner (der eine 0-Jolle restauriert hatte) um Rat. Nach meiner Schilderung und nachdem er die Fotos gesehen, hatte sagte er: |
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NOORDEWIND Phönix
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Die einzelnen Arbeitsschritte waren dann: 1. Zur Bestandsaufnahme wurde das schadhafte Deck komplett demontiert und die rostigen Nägel entfernt. Das war aufwändiger als gedacht, denn die Leisten waren senkrecht, waagerecht und schräg auf die Deckbalken genagelt.
2. Der Innenkiel aus Mahagoni musste ebenfalls erneuert werden. Unter die noch vorhandenen Bodenwrangen wurden in drei Lagen Leisten eingeschoben und mit Epoxit verklebt. 3. Nun wurden die teilweise schadhaften Bodenwrangen demontiert. Das war schwierig, denn alle Planken waren mit Bronzeschrauben an den Wrangen befestigt und mussten mühsam mit einem Eisensägeblatt gelöst werden. 4. Die neuen Wrangen wurden zugeschnitten und seitlich mit den senkrechten Hauptspanten durch Sperrholz - Aufdoppelungen verklebt und verschraubt. 5. Danach wurde das Unterwasserschiff von seinem "Totenkleid", dem GfK - Überzug, befreit. Das ging am besten mit einer Heißluftpistole und einem Spachtel. 6. Jetzt begann die zeitraubende Schleifarbeit des Innenrumpfes. Der gesamte Bootsrumpf mit allen Spanten wurde mit Excenterschleifer, Ziehklingen und anderen Werkzeugen restlos bis auf das Holz abgeschliffen und gesäubert.
7. Als nächstes wurde der Rumpf zur Aussteifung mit einem Sperrholzdeck versehen. 8. So ausgesteift konnte das Boot gedreht und die schadhaften Planken erneuert werden.
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9. Mit einer Handkreissäge wurden alle Fugen der Planken 3mm breit und 10mm tief aufgeschnitten. Diese Fugen wurden dann mit einer konischen Leiste und Epoxit geschlossen. 10. Das Unterwasserschiff mit den neu eingepassten Planken wurde plan gehobelt und geglättet. Dann wurde der gesamte schon sehr verblichene Bootsrumpf abgeschliffen. Danach wurde mehrfach mit Epoxit beschichtet und nach jedem Auftrag wieder geschliffen. 11. Beim nächsten Arbeitsschritt half dann ein Bootsbauer. Der Rumpf wurde mit einer Glasmatte überzogen und so zusätzlich verstärkt. Danach wurde wieder geschliffen und mehrere Lagen Epoxit aufgetragen. 12. Nun musste der Rumpf wieder gedreht werden. Das Sperrholzdeck wurde entfernt und der Rumpf innen und alle Holzteile 3x mit Epoxit versiegelt. |
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13. Das Sperrholzdeck wurde nun endgültig verschraubt und verklebt. 14. Laibhölzer, Fische aus 3mm Mahagonifurnier wurden vorbereitet und das Deck daraus und aus 3mm Lärchenleisten (mit stehenden Jahresringen!) in "Staboptik" beplankt. 15. Die teilweise offenen Fugen wurden zugespachtelt. Danach Grob- und zuletzt Feinschliff. |
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17. Der übrige Rumpf wurde dann mit sechs Schichten Polyurethan Lack versiegelt. 18. Die neue halbrunde Scheuerleiste wurde angeschraubt und geklebt. Die Schraubenlöcher wurden mit Pfropfen verschlossen. 19. Die Cockpitbretter wurden montiert, die Bodenbretter neu eingepasst und befestigt. Der neu gefertigte Mast Fuß wurde eingesetzt und abgedichtet. 20. Das Deck wurde dann nass in nass 15mal mit Owatrol D1 gestrichen und vollkommen gesättigt. 21. Nachdem das Holzöl abgetrocknet war, wurde das Deck nass geschliffen und danach mit Owatrol D2 als Endlack lackiert. |
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23. Nun wurden die teilweise noch vorhanden Bronzebeschläge montiert, der Mast gestellt und probeweise aufgeriggt. |
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Im Herbst 2004 machten wir mit der NOORDEWIND PHÖNIX unsere Jungfernfahrt und bei raumem Wind auch Gleitfahrt. Und natürlich ist das Boot vollkommen dicht und die Bilge trocken. |
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Die NOORDEWIND wurde zuletzt am Niederrhein in Deutschland gesegelt. War aber wohl 20 Jahre nicht mehr im Wasser. Der Voreigner erzählte das Boot hätte zuletzt vor einer Disco als Blickfang gestanden und es solle Baujahr 1936 sein. Also fuhr ich zunächst mit Ton nach Loosdrecht. Hier trafen wir den Rentner Pieter Wingelaar, der seit 1949 bei Fa. Baay gearbeitet hatte. Er sagte, nach den Fotos zu urteilen, sei das Boot zwischen 1936 und 1938 gebaut worden. Zu dieser Zeit wurden die Boote noch mit langem Kiel und angehängtem Ruder gebaut. Die NOORDEWIND wurde zunächst auch mit Langkiel gebaut. Aber nach Änderung der Klassenvorschrift 1939 wurde der Langkiel gegen einen kurzen Kiel ausgetauscht und das Ruder verändert. Auf der Messe "Klassieke Schepen" in Enkhuizen gab es die nächste Überraschung: Dort war die restaurierte Ileor Baunummer 147 Bj.1934 mit langem Kiel ausgestellt. Es hätte ein Schwesterschiff der NOORDEWIND sein können, allerdings in Leistenbauweise und nicht wie die NOORDEWIND in Karweelbauweise gefertigt. Die Klassenvereinigung feierte 2006 ihr 75-jähriges Jubiläum. Der Technische Obmann Herr Ziebe van der Zee hat meine Recherchen zum Baujahr bestätigt und meine Frage nach einer Segelnummer sehr freundlich beantwortet. Der "NOORDEWIND PHÖNIX" wurde die Segelnummer 236 (von einem Boot, das nicht mehr existiert) zugeteilt. Aus dem Jubiläums-Jahrbuch erfahre ich, dass es im Jahr 2006 schon die Baunurnmer 4451 flir die Holzboote in Leistenbauweise gibt. Die Holz-Neubauten der BM in Leistenbauweise werden jetzt wie moderne Einzelbauten mit Epoxitharz verklebt und erfordern ca.850 Stunden und kosten dann ca. 35.000,- Euro (eine neue Regatta- BM komplett ausgerüstet). Dieter Friedrichs Ringstr.16, 53881 Euskirchen
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