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PFLEGE & RESTAURIERUNG Restaurierungsbericht Hansa Jolle Penelope Im Januar 2009
Ich wusste nichts über diese Jollen, nichts über die Werft, in der sie gefertigt worden. Ich konnte den Zustand des Bootes nicht einschätzen und hatte überhaupt keine Ahnung vom Bootsbau. Ich sah nur, dass man nicht gleich damit lossegeln konnte. Ein bisschen Arbeit musste ich wohl reinstecken.
Wo fange ich bloß an? Das Jahr 1999 ging dahin: mit Bücher lesen, Kontakt zur Klassenvereinigung aufnehmen, mit Voreignern und anderen Eignern von Hansa Jollen ins Gespräch kommen. Bald wurde mir klar: 1. Dass ich ein ganz besonderes Schiff besitze die wohl älteste, bekannteste Hansa Jolle, die zu dem noch fast komplett ist. 2. Dass ich die Nummer 2, eine der beiden „Prototypen“ die im Frühjahr 1948 an den NRV geliefert wurden, erhalten wollte. 3. Dass ich sie so originalgetreu wie möglich wieder zum Segeln bringen möchte.
Im Jahr 2000 habe ich zuerst das Restaurierungsseminar des FKY in Strande bei Uwe gebucht. Hier habe ich viel über die Beurteilung einer Bootssubstanz gelernt. Im Anschluss habe ich mich gleich an die Arbeit gemacht und den Zustand von Penelope - so lautet ihr erster Name - aufgenommen. An Uwe schrieb ich danach folgenden Brief mit der Bitte, mir bei der Einschätzung zu helfen. |
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Das Ergebnis war, dass diese Jolle am ehesten in die Kategorie „hoffnungsloser Fall“ gehört. NEIN, das wollte ich nicht wahrhaben. Da muss doch noch was möglich sein. Drei Abweichungen sollte es geben: 1. Alle verzinkten Schrauben, Nägel und Nieten aus Eisen werden durch Bronze oder Kupfer ersetzt.
2. Die verzinkten Eisenbolzen im Kiel sollten durch VA Nachbauten ersetzt werden.
3. Die vielen sich ergebenden Plankenstöße sollten jetzt nicht mehr mit Laschen, sondern mit Schäftungen verbunden werden.
Eine Schwierigkeit ergab sich noch: An meinem Wohnort Hannover habe ich keine geeignete Halle zum Bauen gefunden. Also mussten meine Eltern auf ihre Doppelgarage verzichten. Ungünstig war nur, dass diese 140 km entfernt ist. Das hieß, dass ich nur am Wochenende arbeiten konnte. Da ich vollberufstätig bin, eine Frau und zwei Kinder habe, musste ein Wochenende im Monat reichen.
Nebenbei wurden alle Beschläge aufgearbeitet oder nachgebaut.
Das war die erste Bauetappe, die bis 2003 gedauert hat. Nun sollte es mit den Spanten weitergehen. Das Schlimme war nur, dass sich jeglicher Verband aus dem Schiff verabschiedet hatte. Das Boot wackelte wie ein Lämmerschwanz und vom Kielsprung war nichts mehr zu sehen. So kann es nicht weiter gehen, aus diesem Bretterhaufen kann so keine Hansa Jolle mehr werden. Ist Penelope doch ein Fall für die Säge? Verzweiflung machte sich bei mir breit.
Dann überlegte ich, dass die Wrangen ja nach Muster gebaut wurden und in ihrem Bereich die Rumpfform stimmen müsste. Also können die ersten drei Plankengänge schon mal angeschraubt werden. Somit hätten die Spanten beim Einbiegen im Kielbereich ein Widerlager. So müsste im oberen Rumpfbereich die Form nur noch durch Gurte gehalten werden. Prima, fehlt also nur noch das Eichenholz.
Beim Aufplanken war es mir wichtig, soviel altes Holz wie möglich zu erhalten. Im Überwasserbereich war dies auch machbar. „Die Nähte werden nach dem Verfahren von A&R auf das peinlichste gedichtet.“ Ein Zitat der Werft gefunden in der Beschreibung der Bauausführung der Hansa Jollen. Ich wollte mein Bestes versuchen. Das hieß Nähte aushobeln, Dichtungsmasse Bleiweiß auftragen, Baumwollfaden einlegen und zusammenfügen. Immer in der noch unbestätigten Hoffnung, dass der Rumpf dicht zieht. Eiche soll ja um 5 % und das Bleicarbonat um 2 % quellen. Bis Ende 2007 ist der Rumpf hoch geplankt und wie bei Jollen üblich innen lackiert.
2008 wurde das Deck aufgearbeitet, wobei fast alle Decksbalken und auch eine große Zahl der Decksplanken gerettet werden konnten. Das Deck hat wieder eine Leinenbespannung bekommen und wurde mit Lack wasserdicht versiegelt. Die Aufbautenseiten mussten dagegen komplett ersetzt werden. Auch das Kajütdach, welches schon einmal mit Sperrholz - in den 80zigern - erneuert wurde, bekam wieder sein Eichenleistendach zurück.
Das Totholz wurde neu gebaut und mit dem Ballastkiel zusammen unter das Schiff gebolzt. Im Hochsommer war das für mich eine sehr schweißtreibende Arbeit.
Schön vorsichtig und mit Gefühl.
Die Inneneinbauten sind nun auch „schon“ eingepasst. Die ursprünglichen Bodenbretter sind nicht mehr vorhanden und werden zurzeit nachgebaut.
Was ist 2009 noch zu tun? Ich muss diverse Abdeckleisten anbringen, Beschläge montieren und als krönenden Abschluss die Außenhaut glätten und lackieren. Penelope bekommt von mir den ältesten bekannten Farbton aus dem Ende der 50ziger Jahre ein dunkles Blau. Rückblickend kann ich nur sagen: „Gut, dass ich das alles vorher nicht gewusst habe!“ Gerald Meyer |
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