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PFLEGE & RESTAURIERUNG Projekt "Froya II" von Harald Rönn
Im September 2009 rief mich mein alter Freund Andreas Dierberger aus Brasilien an und sagte: "Ich habe eine traumhaft schöne Segelyacht im Hafen von Rio de Janeiro gesehen und gekauft. Komm mit an Bord und lass uns sie gemeinsam restaurieren!". Nun mussten wir uns auf die Suche nach einer vertrauenswürdigen Werft in Brasilien machen, die sich vor allem in Holzarbeiten und im traditionellen Bootsbau auskennt. Viel Auswahl gab es nicht und unsere Entscheidung fiel auf die Werft Kalmar, die seit etwa 30 Jahren im Süden Brasiliens, am Itajai-Strom, arbeitet. Kalmar wurde von einem Schweden gegründet, der leider frühzeitig starb. Seine Tochter Lorena, lediglich 25 Jahre alt, hatte die Firma kürzlich übernommen und die Restaurierung der Froya II war ihr erstes großes Projekt. Die nächste Herausforderung war, das vom letzten Eigner vernachlässigte und vom tropischen Wetter stark mitgenommene Boot von Rio de Janeiro nach Santos und dann nach Itajai zu bringen. Die Kosten und die Risiken des Transportes einer knapp 15 Meter langen und knapp 19 Tonnen schweren Yacht wären über 1.100 Kilometer mit teilweise recht schlechten Straßen zu riskant und auch sehr teuer geworden. Also bot sich nur der 500 Seemeilen lange Weg über das Wasser an - meist nur unter Segeln. Nun stand die 2. Etappe nach Itajai an. Wieder hat Andreas das Ruder in die Hand genommen und führte Froya II unter geflickten Segeln und widrigen Bedingungen in 48 Stunden nach Itajai. Dort angekommen, wurde die Yacht mit Hilfe eines Kranes in die unmittelbar am Itajai-Strom liegende Werft gehievt. Die erste große Etappe hatten wir nun hinter uns und Froya II war nach etlichen Jahren wieder im Trockenen. Erst als das Boot auseinander genommen wurde, konnten die Mitarbeitern der Werft und wir sehen, wie sehr die Yacht mitgenommen war und dass weitgehende Arbeiten anstehen würden. Somit entschieden wir uns für Firnis im Interieur anstatt Lack, was der Yacht einen rassigen, edlen Charakter gibt. Nach der Demontage des gesamten Decks, wurden die Deckträger analysiert. Auch sie waren teilweise morsch. Ein neues Deck kann nur auf gesunden Trägern gebaut werden, da ein späteres Ersetzen der Träger unmöglich ist. Der Rumpf wurde hochgehievt, um das Ersetzen der Kielbolzen zu ermöglichen. Der gesamte Rumpfsektor der Ruderaufhängung wurde ebenfalls erneuert. Im Laufe des gesamten Restaurierungprozesses kamen immer neue Probleme auf und unsere Entscheidung hieß immer: alles richtig und originaltreu machen! Also wurden auch die Aufbauten, d.h. Kabine und Cockpit neu gefertigt, dazu das gesamte Deck aus importierten Burmateak. Der alte 70 PS starke Westerbeke wurde nicht restauriert, sondern ein nagelneuer 110 PS Yanmar turbodiesel fiel zur Wahl. Mit neuen Wanten und neuen, leicht cremefarbigen Segeln wurde die schöne Yacht ausgestattet. Sicherlich war es bislang die größte Restaurierung, die sich die Werft bis dato zugetraut hatte. Nach etlichen Reisen nach Itajai und fast täglichen E-mails und Telefonaten war die Froya II im Oktober reif für ihre neue Taufe. Hierzu war wieder der Riesenkran nötig. Der erste längere Törn, den wir uns vorgenommen haben, führte nach Búzios - ungefähr 300 Seemeilen nördlich von Rio de Janeiro. In der Bucht von Búzios fand nämlich Ende November eine Klassik-Regatta statt - eine Regatta, an der immerhin auch ehemalige brasilianische Gold-Olympiasegler wie Torben Grael und Alex Welter teilnahmen. Prompt wurde Froya II zur schönsten klassischen Yacht in Brasilien gewählt und sowohl in der lokalen als auch internationalen Presse erwähnt. In unserer Klasse errang sie auf Anhieb den zweiten Platz. Aufgrund Zeitmangels wird Froya eigentlich zu wenig gesegelt. Nichtsdestotrotz haben wir bereits an einigen Klassik-Regatten in Angra dos Reis, Ilha Bela, Parati, Rio und Buzios teilgenommen. In der Zwischenzeit organisieren wir Segeltörns mit Freunden - vor allem zwischen Santos und Rio, für uns der schönste Teil der gesamten südamerikanischen Küste. Dieses Stück Küste ist geprägt von 360 malerischen, mit Tropenwald bedeckten und Palmen umsäumten Buchten mit weissen Stränden, die man nur über Wasser erreichen kann. |
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