PFLEGE & RESTAURIERUNG

Kreuzeryacht "Socorro"

Über 50 Jahre schon wird die "Socorro" von ihrer Eignerfamilie gesegelt. Die Küste Norwegens war ebenso Ziel ausgedehnter Touren wie der Südatlantik. So war auch der Pflegeaufwand über die Jahre hoch, 2007 musste die Yacht gar ganzjährig pausieren. Christiane und Jochen Lührs erhielten in diesem Jahr in Laboe in Anerkennung ihres ausdauernden Einsatzes für die "Socorro" die Plakette "segeln, lieben, bewahren" überreicht.

1951 lief bei der Werft Henry W. Reese an der Alster die hölzerne Kutteryacht „Socorro“ vom Stapel. Keine berühmte Werft und auch kein bekannter Konstrukteur waren beteiligt. Aber – und das macht sie zu einer Besonderheit - die „Socorro“ befindet sich bis heute im Besitz derselben Familie.

1950 gab Albrecht Sommer den Auftrag an die Werft am Goldbekkanal, aus dem Rumpf eines Altenwerder Fischkutters ein hochseetaugliches „Utknieperschiff“, damals auch „Ausweichkreuzer“ genannt, zu bauen, welches drei Familien als Fluchtfahrzeug über den Atlantik dienen sollte. Daher auch der Name: „Socorro“ bedeutet auf Spanisch „Hilfe, Beistand“. Für die heutige Generation sicher schwer verständlich, aber 1950 löste die Koreakrise bei vielen gerade Davongekommenen die Furcht vor einem Neubeginn eines Krieges aus. Etliche dieser Utknieperschiffe entstanden um die Zeit an der deutschen Küste, und einige segeln noch heute.
Ab 1951 segelte das Schiff dann mit der Familie Sommer auf der Elbe. Während der Woche lag „Socorro“ auf Reede in Oevelgönne. Fester Liegeplatz war seit 1952 der alte Yachthafen in Waltershof, 1963 erfolgte der Wechsel zum neuen Yachthafen in Wedel. Die ersten Sommerreisen führten nach Dänemark und später Schweden und wurden meistens in Travemünde beendet. An Bord lernte Fräulein Helga Sommer Ludwig Lührs kennen, einen Geschäftsfreund ihres Vaters und häufigen Mitsegler. Die beiden heirateten, und 1959 heuerte das erste von vier Enkelkindern auf der „Socorro“ an.

Nach dem Tode von Albrecht Sommer 1970 und seiner Frau Hilda 1971 übernahm die Familie Lührs den Betrieb und die Verantwortung für das Schiff. Es folgte 1971 die Umtakelung zur Ketsch in Faaborg, Süd-Fünen. Um die Segeleigenschaften zu verbessern, wurde der Mast gekürzt und ein Besanmast ergänzt. Ein Klüverbaum ermöglichte ein größeres Vorsegel. Nun folgten bald größere Fahrten: Norwegen und unvergessen Loch Ness und die Westküste Schottlands auf den Spuren einer Fahrt Albrecht Sommers mit dem „Grampus“ im Jahr 1921.

Von 1973 bis 1984 war „Socorro“ im Düsternbrooker Yachthafen in Kiel beheimatet, zum Wohnsitz der Familie günstig gelegen. Danach erfolgte der Wechsel zu Matthiessen & Paulsen in Arnis, Schlei, noch heute unser guter Liegeplatz.

1982 übernahm Sohn Jochen das Ruder. Ostküste Schweden und der Englische Kanal bis zu den Scillys standen vorerst auf dem Programm. Unter seiner Regie wurden dann die Fahrten immer weiter. So ging es 1984 für 9 Monate in die Karibik und zurück, 1987 folgte eine längere Sommerreise, bei der die „junge Crew“ das Schiff an Norwegens Westküste brachte, wo die Eltern Lührs einige Wochen verbrachten. Die junge Crew segelte dann über die Orkneys und Shetlandinseln wieder zurück nach Arnis. 1988 führte die Hochzeitsreise von Jochen und Christiane Lührs in dreieinhalb Monaten durch den Englischen Kanal nach Portugal und über die Azoren wieder zurück.

1990 zog mit Inka Lührs die nächste, mittlerweile vierte, Generation an Bord. Der geklinkerte Moses, der mit der „Socorro“ zusammen gebaut worden war, ist noch erhalten, wurde jedoch durch einen Opti ersetzt. Umfangreiche Restaurierungsarbeiten dienten als Vorbereitung für eine dreijährige Reise von 1994 bis 1997, die die junge Familie nach Süd-, Mittel- und Nordamerika führte, unterwegs eifrig von der Familie und Freunden besucht.

Nach ihrer Rückkehr war die „Socorro“ vom Alter und der Belastung der Reise stark mitgenommen, „a tired old Lady“, die dann bei M&P in Arnis generalüberholt wurde. Die Planken unterhalb der Wasserlinie, mehrere Bodenwrangen und einige Spanten wurden ersetzt, Hydraulikanlage, Bugstrahlruder und warmes Wasser installiert.
In den folgenden Jahren waren die Reisen wieder auf 3 Wochen beschränkt, Sommerziel waren die Südküste Norwegens und Schweden. Feste Termine waren immer auch die Klassiker Woche in Flensburg und die Veteranen-Regatta in Laboe, wo „Socorro“ einige Jahre als Start- und Zielschiff fungierte.




Erhaltungsarbeiten 2007-2008

Januar 2007 bis April 2008 erfolgte die Erneuerung des Teakdecks bei der Yachtwerft David Heede auf der Rader Insel. Folgende Arbeiten wurden dabei ausgeführt:

Demontage aller Beschläge auf und unter Deck
Demontage des Decks und Vorderkante Aufbau
Demontage aller Laibhölzer
Demontage Schanzkleid
Demontage Poop, Luken, Backskisten

Aufarbeiten (abziehen, schleifen, ausbessern, neu lackieren/malen) aller Decksbalken
Aufarbeiten Bordinnenwand und Bilgen
Aufarbeiten Vorpiek, Segelkoje, Kleiderschränke
Aufarbeiten Pantry (neue Einrichtung hinter den alten Fronten)

Aufarbeiten (abziehen usw.) sämtlicher demontierbarer Schränke

Austausch zwei Bodenwrangen im Vorschiff
Austausch einiger Spantknie in der Segelkoje
Austausch Bugholz
Austausch einiger Teildecksbalken
Austausch Hauptdecksbalken beim Großmast
Austausch der Decksbalken Achterdeck
Austausch Decksknie im Vorschiff

Neubau Deck mit Laibhölzern
Neubau Vorderkante Aufbau
Neubau Poop
Neubau Backstufen





Montage Schanzkleid
Montage aller Beschläge an und unter Deck, sämtliche Beschläge überholt: je nach Material poliert, neu verchromt, neu verzinkt, neu gemalt

Alles Mahagoni an Deck abgezogen und neu lackiert
Alle demontierbaren Einrichtungsteile aufgearbeitet und neu lackiert
Inneneinrichtung teilweise neu lackiert

Aufbau Deck vorher:

Teak 14 mm
Zwischenlage Teerpappe
Kiefer 18 mm Gesamt 32 mm

Aufbau Kajütsdach bisher:

Teak 14 mm
Sperrholz 10 mm Gesamt 24 mm
Styropor 10 mm
Unterseite Resopal

Aufbau NEU:
Teak 14 mm
Sperrholz 10 mm
Mahagoni 7 mm Gesamt 31 mm
Unterseite als Stäbe in Originalbreite gelegt und weiß („off-white“) lackiert


Eigenleistung: 1500 Stunden plus Fahrzeit plus ....
Fremdleistung : 2500 Stunden

Jochen Lührs


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