![]() |
||||||
![]() ![]() |
![]() |
|
Aus der "Yacht" 1954, 19: "25 qm - Jollenkreuzer auf der Tagesordnung" |
|||
![]() |
||||||
Tatsächlich besteht inoffiziell die Klasse der 25er Jollenkreuzer bereits, wenn auch nur als Stahl-Einheitsklasse. Für den Fall, daß der Seglertag den interessierten Seglern, die wohl vor allem an der Unterelbe, der Weser, dem Niederrhein und ähnlichen Revieren zu suchen sind, die allgemeine 25 m2-Jollenkreuzerklasse nicht bewilligt, beantragt der Övelgönner SC von 1901, seine stählernen Blitzboote, die sonst eine Sondergruppe der neuen 25 m2-Klasse werden sollen, zur Einheitsklasse oder Bezirksklasse zu erklären. Die Blitzboote geben das typische Beispiel für eine Klasse, die sich ausschließlich aus einem praktischen Bedürfnis und aus den Gegebenheiten heraus von selbst entwickelt hat. Daß gerade solche Klassen, wenn es sich zudem um Einheitsboote handelt, ein langes Leben haben, beweisen die Vertenskreuzer, die aus einem für die Ostseegewässer bewährten Typ heraus entwickelt wurden und dadurch so brauchbar sind, daß sie noch immer neue Freunde finden und übrigens was für die Lebendigkeit der Klasse spricht auch zum Gegenstand eines Antrages an den Konstanzer Seglertag geworden sind. Über die Entstehung der Blitzboote, die bei den großen Elberegatten in Scharen auftreten und auch auf Weser und Rhein vertreten sind, berichtet der Vorsitzende des Övelgönner SC von 1901, Willy Beckmann: „Bereits vor dem letzten Weltkriege erwogen einige Kameraden im Klub den Selbstbau eines neuen Bootes, um endlich einmal von den uns auf Grund unseres Geldbeutels anhaftenden Booten aus 3. bis 12. Hand loszukommen. Wir sind keine ausgesprochenen Regattasegler, mehr Fahrtensegler, lehnen aber eine schöne, frische Wettfahrt nicht ab. Es wurden drei Forderungen gestellt: 1. Es sollte ein Wanderfahrzeug für eine kleine Familie sein. 2. Es sollte handig sein und wenig Tiefgang haben, um unsere Gewässer auf Elbe und Watt auskosten zu können. 3. Es sollte einigermaßen schnell sein, und man sollte damit auch mal eine Regatta zu gleichen Bedingungen mitfahren. Ein Kielboot schied daher aus. Unser Konstrukteur, der Klubkamerad Paul Böhling, hatte uns bereits mehrere 20er Jollenkreuzer in Stahl vorgebaut, die uns aber etwas zu klein erschienen. Der 30er war uns zu groß, daher einigten wir uns auf 25 m2. Vor allem aber sollte es ein Stahlbau werden, wir hatten es satt, immer nur das Ösfaß und die Pütz zu schwingen. So entstand in schöner Zusammenarbeit aller Beteiligten auf dem Brett des Konstrukteurs dieser Entwurf des 25 m2-Jollenkreuzers in Stahlbau. Als Unterscheidungszeichen wählten wir einen Blitz, um damit die Beziehung zum Stahlbau und der Schweißung auszudrücken. Mit 8 Booten wurde die erste Selbstbau-Serie aufgelegt. Die meisten Beteiligten brachten nicht einmal die handwerklichen Voraussetzungen mit, nur zwei Schiffbauer waren dabei. 1947 kamen die ersten Boote dieser Klasse zu Wasser. Schnell fanden sie Verbreitung. Heute sind von dem für diese bisher noch inoffizielle Klasse federführenden SC Oe 50 Einheiten registriert, etwa 25 weitere sind noch im Bau." Der Linienriß lehnt sich an die bewährten Linien des vorher entwickelten stählernen 20ers an, der aus mehreren Typen für die oft rauhe Elbe entwickelt wurde. Der Segelriß zeigt bewußt keine Extreme, entsprechend der Zweckbestimmung des Bootes als handiges Wanderboot, das auch viel Einhand gesegelt wird. Das Boot liegt auch bei starkem Wind ohne Vorsegel gut auf Ruder. Es segelt ganz vorzüglich, ist vollkommen ausgeglichen und wendig wie eine Jolle. Im Seegang benimmt es sich prächtig und verliert kaum an Fahrt. Das Vorschiff ist wasserdicht abgeschottet und nur von Deck aus begehbar. Die Einsteigklappe hat Gummidichtung und ist wasserdicht. Im Vorschiff ist nur ein Fußboden vorgesehen, es dient als Segel- und Taulast und bietet bei Verwendung einer Luftmatratze Schlafplätze für zwei Kinder oder ein bis zwei Erwachsene. Auch das Achterschiff ist bis Spant 3 wasserdicht abgeschottet. Hier wurden vielfach Seitenborder fest eingebaut, deren Welle mit Schraube durch eine verschließbare Öffnung im Spiegel eingeführt wird, so daß die Schraube beim Segeln nicht behindert. Außerdem ist noch viel Platz für Lampen, Petroleum, Werkzeug usw. vorhanden. Die Einrichtung in der recht geräumigen Kajüte ist freigestellt. Der weit nach vorn gesetzte Schwertkasten, der nicht stört, dient auch zur Aufnahme des Klapptisches. Das Hauptgewicht ist auf Wohnlichkeit gelegt. Stauraum ist reichlich auch in der sehr geräumigen Plicht vorhanden. Der Rumpf wird als Einheitsrumpf nach den Aufmaßen des Konstrukteurs gebaut. Als Mindeststärken sind für Bodengang, Kimmgang und Schergang der Außenhaut und für das Deck 2 mm vorgesehen, für den Spiegel und Schwertkasten 2,5 mm, für Schotten 1,5 mm, für den Vorsteven 3 mm, für Spanten und Balken 20 x 20 x 3 mm, für den Kiel 50 x 50 x 5 mm. Die Spantentfernung beträgt 310 mm. Bauteile mit gleichem Widerstandsmoment sind zugelassen. Die sehr ausführlichen Bauzeichnungen geben Gewähr für eine einheitliche Bauweise. Die Eigner der Blitzboote sind mit ihren Booten sehr zufrieden und loben die vorzüglichen Eigenschaften, besonders die Wohnlichkeit, die Handigkeit und die relative Schnelligkeit. Dabei wird gesagt, daß man die Boote etwa durch Lattenrigg und Gewichtsersparnisse noch schneller machen könnte, wenn man wollte, aber man will gar nicht und freut sich, daß durch den Einheitsbau gleiche Voraussetzungen bei Regatten gewährleistet sind. |
||||||
![]() |
||||||
|