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Dipl.-lng. A. Pyszka. Meersburg, 1952: "Als nach dem Kriege die YACHT ihre Auferstehung feierte und Klasings 'Kleine Wassersport-Bücherei' erschien, konnten wir Segler wenigstens theoretisch wieder segeln. Das war schon allerhand! Wir zählten die Groschen, die uns nach dem Währungstohuwabohu geblieben waren und hofften mit allem seglerischen Optimismus darauf, daß vielleicht doch wieder einmal gesegelt werden 'darf'. Da sah ich in der Wassersportbücherei Henry Rasmussens Zeichnungen der Hansa-Jolle und wußte sofort, daß das für mich das Boot für den Bodensee Ist. an den mich ein gütiges Geschick nach mancherlei Irrfahrten zurückgeführt hat. Und da sich der Preis In erschwinglichen Grenzen hielt, war mein neues Boot bald bei mir am See. Die Hansa-Jolle hat meine Erwartungen in jeder Beziehung erfüllt. Kein Wunder, hatte sich doch schon die .Viska', die erste der Hansa-Jollen, auf Einhandfahrtcn, wie aus der nebenstehenden Karte sehr schön zu ersehen ist, und wie es Jetzt wieder die Reise zweier Jungmannen des Weser-Jacht-Klubs von Kiel nach Dänemark und über die Nordsee zurück nach Bremen-Vegesack bewiesen hat, auf vielen Langfahrten bestens bewährt. Am Bodensee, dem Dorado der alten Nationalen Kreuzer, der alten Segellängen- und Meter-Jachten, mußten die Hansa-Jollen natürlich auffallen, da es sich um ein für den Bodensee in jeder Beziehung ungewöhnliches Boot handelt: Spiegelheck, kurzer Ueberhang vorn, relativ kleine Segelfläche, wenn man die am Bodensee besonders beliebten Nationalen Kreuzer damit vergleicht. Aber alle, die das Boot gesegelt haben, bei leichtem Wind und in Gewitterstürmen, sind von den guten Eigenschaften des Bootes überzeugt. So kamen schnell vier weitere Hansas an den See und die Regatten mit diesen Einheitsbooten, die nicht nur nach derselben Konstruktion, sondern auch auf derselben Werft erbaut wurden, waren ebenso interessant, wie die der Drachen, Stare, Piraten und der alten Nationalen Kreuzer und Internationalen Rennjachten. Die Geschwindigkeit ist wie die einer gut gesegelten Piraten-Jolle, aber bei Seegang hat es die Hansa-Jolle mit manch größerer Jacht aufgenommen. Ein 45er Nationaler Kreuzer wollte kürzlich bei Windstarke 7-8 des Seegangs wegen die Heimfahrt über den See nicht mehr wagen. Erst als der 70jährige Eigner am Ruder einer der Hansa-Jollen ihm den Weg zeigte, wurde die Fahrt gewagt. Und eine Nationale 30qm Binnenjacht mußte im sicheren Hafen bleiben. Dreimal habe ich selbst mit meiner Hansa-Jolle 'Hansa' einen Gewittersturm durchgesegelt, und wer den See kennt, weiß, was das heißt. Dabei hat man zusätzlich noch das sichere Gefühl, daß kommen mag, was will. Das Boot vollzusegeln ist kaum möglich, es sei denn, es wird von mehreren Brechern überrollt. Trotz des Ballastkieles schwimmt aber das vollgeschlagene Boot auf seinem abgeschotteten Luftraum oder seinen Luftkästen. Als ich in einen üblichen Kenterversuch machte, mußte ich mich mit meinen 75 kg Lebendgewicht an den Mast hängen, damit das Boot klein beigab, und dann freute ich mich, daß es sich mit stehenden nassen Segeln allein wieder aufrichtet, so daß man vor der Fock ans nächste Ufer segeln kann. Die kleine Kajüte hat auch große Vorteile. Geht man an Bord, dann ist der ganze Kram an Decken, Mänteln. Persennings, Proviant usw. schnell in der Kajüte verstaut, und das Cockpit bleibt klar. In wenigen Minuten kann die Fahrt beginnen. Aufgeräumt ist nachher schnell, und ich selbst habe trotz meiner 60 Jahre schon mehrfach 814 Tage an Bord gut gelebt und gut geschlafen. Ein weiterer Vorteil ist der geringe Tiefgang von nur 5O cm ohne Schwert. Sitzt man einmal auf dem Dreck, wie mir dies in einer Gewitternacht schon passiert ist, dann steigt man eben aus, schiebt das Boot in tieferes Wasser, setzt das Großsegel wieder und versucht es noch einmal mit der richtigen Hafeneinfahrt. Kurz und gut, alles hat mir gefallen! Aber die Hansa-Jolle ist keine Jolle. Sie hat zwar noch die harten Bewegungen einer Jolle, die das Jollen-segeln so besonders reizvoll machen, aber außerdem durch den Ballastkiel nicht nur die größere Stabilität, sondern auch die 'Lebendige Kraft' einer Kieljacht, die im Seegang besonders wertvoll ist. Bestände der Unterschied von der Jolle nur in der Kajüte, dann wäre die Hansa-Jolle eben eine Kajüt-Jolle. Für mich aber ist die Hansa-Jolle eine kleine Kielschwertjacht. Als ich vor 32 Jahren meine ersten Entwürfe aus meiner Sturm- und Drangperiode in der YACHT veröffentlichte (1919 Heft 10 und folgende), habe ich lange nach dem Namen für meine Kinder gesucht. Ich nannte sie 'Jollenkreuzer'. Und heute weiß jeder Segler, was ein Jollenkreuzer will und kann. Der Name war gut, und der Name Kielschwertjacht oder 'Jollenjacht' wäre besser, weil die Hansa-Jolle eben einen besonders gut gelungenen Uebergang von der Jolle zur Jacht darstellt. Doch dies sei nur am Rande bemerkt. |
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