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"Sidhi" - J 67 - Folke junior
Text und Fotos: Hartwig Sulkiewicz
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Die Eckernförder Zeit der J 67, ihr Umfeld und ihr Ende Ich war noch ein Schuljunge, als in meinem Segelclub Eckernförde Anfang der 60-er Jahre ein "Folke-Junior-Boot" auftauchte, wie wir die Klasse damals nannten. Es handelte sich um das Boot mit der Nummer 169, dem kurz darauf die 199 folgte. Dieser Bootstyp war bis dahin in unserem Club vollkommen unbekannt, und nicht nur ich, sondern auch viele Clubmitglieder waren von diesem kleinen geklinkerten seetüchtigen Booten mit den harmonischen Linien angetan. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden von den jungen Seglern in meinem Club fast nur die Piratenjollen gesegelt, was sich nun änderte. Das Juniorboot hielt Einzug und löste den Piraten ab. Als jugendlicher Segler träumt man natürlich von einem eigenen Boot, und für mich stand sehr schnell fest: es konnte und sollte nur ein Juniorboot sein! Doch woher nehmen und nicht stehlen? Das Geld war knapp, besonders in der damaligen Zeit. Im Herbst des Jahres 1963 bot mir ein Eckernförder Yachtmakler dann ein älteres, renovierungsbedüftiges, von der Substanz her gesundes, insbesondere aber preisgünstiges Juniorboot an. So ist das eben: wenn man kein Geld hat, muß man dieses Manko durch eigener Hände Arbeit versuchen auszugleichen. Also kratzten meine Familie und ich (ein bißchen hatte ich auch gespart) den Kaufpreis zusammen, kauften das Boot in Kolding und ließen es mit der Eisenbahn nach Eckernförde transportieren. Es war die J 67. Ich war am Ziel meiner Träume, und meine Freizeit im Winter war ausgefüllt. In der Nachbarschaft meiner Wohnung konnte ich meine neue Errungenschaft in einem Schuppen eines Bauunternehmers unterstellen und werkelte dort den ganzen Winter über. Alle Naturholzteile wurden überholt und der Innen- und Außenanstrich des Bootes aufgearbeitet. Insbesondere aber bezog ich das Deck mit neuem Leinen (Kunststoff gab es damals noch nicht) einschließlich aller damit verbundenen Nebenarbeiten. Ich lernte sehr viel bei diesen für mich doch noch ungewohnten Arbeiten und mußte auch so manches Lehrgeld bezahlen. Doch ich wollte mein Juniorboot haben! Im Frühjahr 1964 war es dann soweit: die J 67 mit dem neuen Namen "Sihdi" schwamm als schmuckes Juniorboot im Eckernförder Hafen auf. Ein wenig stolz war ich schon ob der vielen lobenden Worte, die ich von den Clubmitgliedern erhielt. Den Namen erhielt das Boot im übrigen nach einer Person aus dem Roman "In den Schluchten des Balkans" von Karl May. Diese Person hatte mir bei einer Vorstellung bei den Karl May-Festspielen in Bad Segeberg so gut gefallen, daß ich meinem Boot diesen Namen gab. Historisch interessant ist die Tatsache, daß die Auftriebskörper noch aus verzinktem Stahlblech gefertigt waren. Entsprechende Schaumstoffe waren erst in der Entwicklung. An das dumpfe Geräusch, das sie von sich gaben, wenn sie sich nach kühler Nacht in der Morgensonne ausdehnten, haben wir uns schnell gewöhnt. Nun konnte es also losgehen mit der Junior-Segelei im eigenen Boot. Die Segel waren zwar alt und noch aus Baumwolle und von der Zinkschicht auf den Drähten des Riggs war auch nicht mehr viel übrig, aber das alles tat meiner Freude keinen Abbruch. Die heute üblichen Trimmeinrichtungen wie beispielsweise Cunningham, Unterliekstrecker oder Baumniederholer gab es damals übrigens noch nicht. Der Großbaum war rund und besaß eine Rollreffeinrichtung. Schon zu Pfingsten 1964 segelte die "Sihdi" im Rahmen einer Geschwaderfahrt des Clubs in 10 Stunden nach Äresköbing, und im gleichen Jahr segelte ich mit einem Freund eine 18 Tage dauernde Sommertour nach Fredericia und in die "dänische Südsee", wie man die Gewässer südlich von Fünen nennt. In besonderer Erinnerung ist mir unser Aufenthalt in Svendborg geblieben, wo wir in dem runden Yachthafen unter der großen Sundbrücke zwischen vielen anderen Juniorbooten festmachten. Svendborg war damals eine Hochburg unserer Klasse. Im Folgejahr erhielt meine "Sihdi" dann die dringend benötigten neuen Segel von Elvström sowie ein neues Rigg. Auch wurden sozusagen als "Luxus" zwei Curryklemmen für die Fockschoten auf dem Kajütdach montiert. Und wieder ging es wieder in die "dänische Südsee", wobei dieses Mal die beiden Jugendkutter aus Flensburg und Eckernförde sowie zwei weitere Juniorboote auch aus Flensburg die "Sihdi" begleiteten, so daß eine richtige kleine Flotte die Inselwelt bevölkerte. Die größte Tour machten wir mit der J 67 im Jahre 1967. Von Eckernförde ging es durch das Smaalands-Fahrwasser nach Limhamn in Schweden. Begleitet wurden wir von einem kleinen Spitzgatter und einer weiteren kleinen Yacht aus unserem Club, die als einzigste der kleinen Flotte einen Motor hatte und uns bei totaler Flaute ab und zu schleppte. Es war ein herrlicher Törn über 3 1/2 Wochen, der uns alle Facetten der Fahrtensegelei bot. Wir erlebten sehr stürmische Etmale, bei denen das Juniorboot seine Seetüchtigkeit unter Beweis stellte, wurden dafür aber auch durch herrliche Segeltage entschädigt. Nach insgesamt 390 Seemeilen machten wir wieder an der Clubbrücke in Eckernförde fest. Neben diesen Langfahrten war die "Sihdi" aber auch häufig auf der Schlei anzutreffen, oder ich erlebte mit ihr herrliche Segelstunden auf der Eckernförder Bucht. Ich hatte oben erwähnt, daß das Juniorboot viele Freunde in meinem Club fand, und so wuchs die kleine Flotte schnell an. Von 1960 bis 1970 waren insgesamt 9 verschiedene Boote der Klasse in Eckernförde beheimatet, wenn auch nicht gleichzeitig. Es waren dieses die Boote mit den Nummern 40, 54, 67, 70, 131, 169, 190, 199 und 271 - eine Anzahl, die für die damalige Größe des Clubs auch im Vergleich mit anderen Vereinen beachtlich war. In den Folgejahren gab es immer mal wieder vereinzelt Juniorboote in Eckernförde, doch mit dem Verkauf der 304 Ende 1998 ist zur Zeit nur meine 412 dort registriert. Und wie kann es anders sein - wenn mehrere Segler mit Booten der gleichen Klasse zusammentreffen, wollen sie Regatten segeln. Dieses begann 1963, und anfangs starteten die Juniorboote bei uns in Eckernförde sozusagen noch als "Anhängsel" der internen Piratenregatten. Doch 1964 stiftete ein Clubmitglied einen wertvollen Zinnkrug als Wanderpokal, um den wir in je 3 Frühjahrs- und Herbstregatten, die zusammen gewertet wurden, heiß kämpften. 1968 war ich dann am Ziel - nach dreimaligem Gewinn gehörte der "Pott" mir, und er ist für mich auch heute noch einer der ideel wertvollsten Preise meiner seglerischen Laufbahn. Aber auch bei den anderen clubinternen Regatten, so unter anderem bei der Damenregatta, bei der die holde Weiblichkeit die Pinne führt, oder der Nachtregatta von Eckernförde nach Schleimünde, war meine J 67 recht erfolgreich. Ferner brachte ich von der "Speckregatta" auf der Schlei vor Arnis - der Name rührt daher, daß es dort nur Naturalien als Preise gibt - so manche Wurst oder ähnliches mit nach Hause. Wir segelten dort in der "Kleinen Kielbootklasse". Für eine eigene Klasse gab es nicht genügend Juniorboote. Aus dem gleichen Grund fanden auch keine überregionalen Regatten statt, zumal das Transportproblem hinzukam. Eigene Autos oder Trailer hatten wir zu der damaligen Zeit noch nicht. Aber auch bei den internen Regatten mit bis zu 6 teilnehmenden Booten hatten wir sehr viel Spaß. Kontakte nach Dänemark gab es leider außer anläßlich des Kaufes von Booten nicht. Bezüglich des Verbleibs der damals in Eckernförde beheimateten Boote weiß ich nur, daß die Nummern 169 und 271 noch heute auf der Alster in Hamburg segeln. Über den Verbleib der anderen ist mir nichts bekannt. Vielleicht kann ja an dieser Stelle jemand helfen. 1969 wurden dann zum letzten Mal Junior-Regatten in Eckernförde als Klassenwettfahrt gestartet. Die jungen Segler stiegen auf größere Boote um oder verließen berufs- oder ausbildungsbedingt die schöne Ostseestadt. |
Fotos von Juniorbooten aus unserem Archiv: Sycorax, Marisol, Windspiel, Liberacion |
Womit wir zum dem Schicksal der J 67 zurückkommen. 1970 verkaufte ich sie an ein Ehepaar aus Bremen, da mir durch Familiengründung und auswärtiges Studium die Zeit fehlte, und ich das Boot, an dem sehr viele und schöne Erinnerungen hingen, nicht verkommen lassen wollte. Nach dem Kauf machte die beiden gleich eine Sommertour in die "dänische Südsee" und wollten schließlich von Söby aus nach Kiel segeln. Ihr Urlaub neigte sich dem Ende entgegen, und trotz vieler Warnungen verließen sie bei Südwest-Wind um Beaufort 7 (13,9 - 17,1 m/s ) den schützenden Hafen. Das gestrandete Boot fanden Spaziergänger dann an der südlichen Küste von Ärö, die Leichen der beiden wurden wenig später angespült. Ein wahrlich tragisches Ende, das mich sehr bewegte. Doch lassen wir meinen Artikel nicht so traurig enden. Nach einigen seglerischen Um-, aber keineswegs Irrwegen bin ich 1994 wieder zu unserer Juniorklasse zurückgekehrt. Und wie sich die Zeiten doch ändern - meine J 67 in der Jugend hieß nach einer Figur aus einem Jugendroman "Sihdi"; meine jetzige J GER 412 trägt den Namen "Maltorle" - eine von meiner Frau ausgedachte Silbenkombination der Vornamen meiner drei Söhne Malte, Torge und Ole. "Maltorle" läuft nach dem Gewinn der dänischen Meisterschaft 2000 in Hafen von Nyborg ein |
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