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"Tümmler" - 20 qm Jollenkreuzer
Text, Fotos: "Yacht", 1929, Heft 50 |
Von drei Inhabern der Berliner Handelsgesellschaft erhielt der Schiffbau-Ingenieur Adolf Harms den ehrenvollen Auftrag, ein Boot zu entwerfen, welches dem berühmten Gelehrten Albert Einstein als Geschenk zu dessen fünfzigsten Geburtstag zugedacht war. Man einigte sich auf einen Jollenkreuzer mit Hilfsmotor und möglichst kleiner Segelfläche bei außerdem geforderter leichter Bedienbarkeit ohne jede Anstrengung. Aus diesen Voraussetzungen entstand der nebenstehend dargestellte Entwurf, der auf der Werft von Berkholz & Gärsch unter Aufsicht des Konstrukteurs entstand und im Sommer zur vollsten Zufriedenheit an Albert Einstein abgeliefert wurde. Verlangt wurde, dass der Motor, der mit Anlasser und Lichtmaschine versehen sein sollte, im Boot so wenig als möglich in die Erscheinung treten sollte. Aus diesem Grunde wurde vom Konstrukteur ein etwas größerer Freibord vorgeschlagen, der es gestattete, den Fußboden in der Pflicht so hoch zu legen, dass der Motor vollkommen darunter liegen konnte; gleichzeitig konnte dadurch der Kajütaufbau verhältnismäßig niedrig gehalten werden. Entgegen der ursprünglichen Einrichtung wurde der Jollenkreuzer mit einem Toilettenraum versehen, dessen Anordnung aus dem Deckblatt hervorgeht. Dafür musste allerdings ein zu Anfang vorgesehenes Büffet wegfallen; es wurde durch ein kleineres Gläserbord und ein Bord für drei Shagpfeifen ersetzt. Zu der Einrichtung, die im wesentlichen aus den Zeichnungen hervorgeht, sei bemerkt, dass die beiden Schränke unter dem Seitendeck an Backbord und Steuerbord für die Unterbringung von Tassen, Tellern usw. für 4 Personen ausgebaut wurden. Alles erforderliche Geschirr, Aufwaschschüsseln, Bürsten, Lederlappen usw. wurde mitgeliefert, damit das Boot auch wirklich vollständig gebrauchsfertig war. Der Raum unter dem Achterdeck ist verschließbar und dient als Stauraum für Fender, Eimer, Reservebenzinkanne und dergleichen mehr. 20-qm-Jollenkreuzer. Linienriss. - Deckblatt für Toilettenraum. 20-qm-Jollenkreuzer. Entworfen von Schiffbau-Ing. Adolf Harms. Bau- und Einrichtungszeichnung. Länge über Alles 7,00 m, Breite auf Planken 2,35 m, Tiefgang 0,33 m, Tiefgang mit Schwert 1,25 m, Motor: 2 Zyl. F.-Z. 5/6 PS, Licht, Starter. In der Kajüte ist an Backbord eine Anrichte eingebaut, in welcher ein Spirituskocher mit Zinkblechwanne so angeordnet ist, dass er nach Verschieben der oberen Platte der Anrichte zum Vorschein kommt und gebrauchsfähig ist und im Nichtgebrauchsfalle gar nicht zu sehen ist. Der Motor, ein 2-Zylinder-Zweitakt-5/6-PS-F.Z., wurde so einmontiert, dass er vollkommen feuersicher ist, was dadurch erreicht wurde, dass er ringsum abgeschottet wurde. Die Schottwände wurden mit Asbest und Blech verkleidet, so dass der Benzintank, der an Backbord daneben angeordnet wurde, vollkommen davon getrennt ist. Die Lichtmaschine und der Anlassmotor befinden sich mit in dem Motorenraum. Der Motor ist sehr leicht nach Entfernen der Bodenbretter, die von unten auch feuersicher sind, zugänglich. Der Hebel für die umsteuerbare Schraube, die in Segelstellung gestellt werden kann, ist abnehmbar, so dass er beim Segeln vollkommen verschwindet, der erforderliche Schlitz wird durch eine Messingplatte geschlossen. Die Bodenbretter sind so ausgeführt, dass der Motor bei Regenwetter nicht nass werden kann. Der Motor hat sich bei der Überführung von Osten nach dem Westen sehr gut bewährt, er lief wie eine Nähmaschine. Die Kajüte enthält zwei bequeme Schlafplätze mit blauen Bezügen, die in der Farbe zum Mahagoni der Inneneinrichtung sehr gut passen. 20-qm-Jollenkreuzer. Segelriss. Großsegel 16,05 qm, Baumfock 3,95 qm, Trysegel 8,25 qm. Das Kajütdach besteht aus zwei Lagen Holz, mit dazwischen gelegter wasserdichter Leinewand. Die untere Lage ist Ahorn, das im Verein mit den dreifach verleimten Mahagoni-Decksbalken eine gute Farbenzusammenstellung ergibt. Die obere Lage ist Mahagoni-Natur. An Backbord ist ein geräumiger Kleiderschrank vorhanden, neben dem sich im Aufbau ein kleiner Schrank befindet, der zur Aufnahme von abnehmbaren elektrischen Positionslampen dient. Das Boot hat sich bei jedem Wind von etwa 0 bis 10 m/Sek. unter Vollzeug gut bewährt und läuft trotz seines, für die Segel großen Gewichtes auch bei Flaute ausgezeichnet. Es war ein besonderer Wunsch von Professor Albert Einstein, dass Hochtakelung genommen wurde. Um das Legen des Mastes zu erleichtern, sind einmal die Mastbacken so hoch angebracht, dass der Baum an diesen drehbar befestigt werden konnte und außerdem wurde hierdurch erreicht, dass das in den Mastbacken befindliche untere Ende des Mastes etwa 1,15 m lang werden und am untersten Ende ein dem Gewicht des Mastes entsprechendes Bleigewicht angebracht werden konnte. So wurde erzielt, dass der Mast sehr leicht gelegt werden kann. Prof. Albert Einstein mit seinem Boot "Tümmler" kurz vor dem Stapellauf." Nachtrag: Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933, Albert Einstein befand sich in Amerika, wurde sein Boot, sein kompletter Besitz von den Nazis beschlagnahmt. Der Verbleib des Bootes lässt sich noch bis Ende der 30er nachverfolgen, danach bleibt es verschollen. |
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