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Anstriche - Arten und technische Merkmale
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GRUNDLEGENDES Um die (einigermaßen) richtige Auswahl treffen zu können, ist eben dieses Grundwissen notwendig. Eine 100%ige Sicherheit für die Wahl des Anstrichmittels gibt es nicht!! Aber wer die Voraussetzungen des Holzes kennt und wer weiß, was das eine oder andere Anstrichmittel kann, der wird unter Berücksichtigung der sonstigen Kriterien eine (seine) Wahl treffen können, die dem Optimum sehr nahe kommt. Und wenn der „Maler“ oder die „Malerin“ dann auch noch die Mittel richtig verarbeitet, dann wird das Ergebnis für längere Zeit Freude schenken! Die Auswahl der Anstrich-Möglichkeiten für die verschiedenen Zwecke ist natürlich inzwischen sehr groß geworden, so dass die Entscheidung für eine bestimmte Produktlinie/für einen bestimmten Hersteller sehr schwer fällt. Hinzu kommen außerdem noch solche Kriterien wie „Einfachheit in der Verarbeitung“, „Haltbarkeit“, „Umweltverträglichkeit“ usw. Ich gehe aber bei der Behandlung dieses Themas weniger von den Firmenbeschreibungen aus, denen man nicht so sehr trauen sollte, sondern vielmehr von den chemischen Bestandteilen der Anstrichmittel, deren Auswirkungen und deren Möglichkeiten. Dazu sollte man sich vielleicht die Datenblätter zu den einzelnen Mitteln bei den Herstellern besorgen, denn in denen müssen (?) diese genauere Angaben machen! Die DIN 55945 („Anstrichmittel“), 18363 („Anstricharbeiten“) und die neue DIN EN 971-1 („Beschichtungsstoffe“ / EN=in ganz Europa geltend) geben dazu u.a. ein paar weitere grundlegende Hinweise, was diese Mittel und deren Verarbeitung betrifft. Doch sein wir mal ehrlich: wer besorgt sich schon die vielen nötigen Unterlagen, um durch dieses ganze Sachgebiet „durchsteigen“ zu können? Zur Schaffung eines entsprechenden Basiswissens gehören verschiedene Vor-Informationen: Auftragsverfahren Anstriche werden grundsätzlich in folgende verschiedene Verfahren unterteilt, wobei die Mittel, die gestrichen werden, zumeist auch gerollt und gespritzt werden können. - Ballen = durch Einreibung; - Galvanik = durch elektrolytische Verfahren; - Pinsel = durch Streichen; - Rolle = durch Walzen; - Spritz-Pistole = durch Spritzen; - Übergiessen = durch Fluten; - Untertauchen = durch Tauchen. Oberflächeneffekte Diese hängen von der Art des Mittels ab und dem, was man erreichen will, und können sein: - matt = es entsteht eine eher stumpfe Optik; - seidenmatt = wodurch ein matter Schimmer, bzw. leichter Glanz erkennbar ist; - glänzend = die Oberfläche glänzt und reflektiert das Licht; - hochglänzend = optimalstes Ergebnis eines Anstriches. weitere Unterscheidungen Die Fachleute differenzieren noch weiter nach der - Reihenfolge des Anstrichaufbaues = z.B. Vor-Lack oder Deck-Lack / Grundierung bis hin zum Endlack; - Rohstoffbasis = z.B. Nitrozellulose-Lack oder Öl-Lack; - Trocknung = z.B. Einbrenn-Lack oder physikalisch härtender Lack. Bestandteile des Anstriches Diese sollen uns in erster Linie interessieren und auf diese gehe ich intensiver ein. Anstrichmittel bestehen also eigentlich immer aus - Bindemitteln = zur Haftung des Farbmittels und - Farbmittel = zur Farbgebung und - Lösungsmitteln = zur Verflüssigung der Bindemittel und - Verdünnungsmitteln = zur Schaffung einer genügenden Konsistenz und - Füllstoffen = zur Übernahme von verschiedenen Aufgaben und - Zusatzstoffen = zur Beeinflussung der Eigenschaften und außerdem - Spachteln und Füllern = zur Vorbereitung des Untergrundes und - Dichtstoffen = zum Verfüllen von Fugen beim Untergrund. Begriffe Damit einige Fachbegriffe auf den Behältnissen und beim Anstreichen nicht böhmische Dörfer bleiben, hier nun die Verklarungen: - Auftragsmenge = Je Anstrich ergibt sich je nach Mittel diese Menge, die sich aber wieder verringert=schrumpft, denn die Löse- und Verdünnungsmittel, die auch die Viskosität verleihen, verdunsten wieder. Beim Kauf von Lacken sollte also die Menge immer rund 20-30 % über dem notwendigen Mass liegen, um eine nötige Gesamt-Dicke des Anstriches zu erreichen. - Elastizität = Ein Stoff wird z.B. unter Biege-, Druck- oder Zugkräften verändert, geht aber in diesem Fall nach einem Wegfall dieser Kräfte in seine alte Form zurück. Diese Eigenschaft ist besonders bei Lacken für den Anstrich von Holzbooten sehr wichtig! - Festkörpergehalt = Gemeint ist damit der Gehalt an Festkörpern, der sich in seiner Menge auch nach dem Austrocknen selbst nicht verändert. Dieses können z.B. Pigmente, Füll- oder Zusatzstoffe sein. - Flammpunkt = Es handelt sich um den Temperaturpunkt, bei dem sich durch die Ver- dunstung einer Flüssigkeit derart viele Dämpfe gebildet haben, dass die Luft ein hoch-entflammbares Gemisch ergibt. So ergeben sich z.B. die folgenden Flammpunkte (=FP) nach DIN 53213: - Aceton - 19°C. - Butanon - 14°C. - Toluol + 6°C. - Styrol +31°C. - Terpentinöl +32°C. - Testbenzin +39°C. - Gefahrenklassen = Die Unterteilung erfolgt nach der Klasse A (Flammpunkt unter +101°C. und nicht in Wasser löslich) und der Klasse B - A I = Flüssigkeiten mit einem Flammpunkt unter +21°C. hochentzündlich bis leicht entzündlich; z.B. (Leicht-)Benzin, Ethylether, Toluol - A II = Flüssigkeiten mit einem Flammpunkt von +21 bis +55°C. entzündlich; z.B. Butanol, Terpentinöl, Testbenzin - A III = Flüssigkeiten mit einem Flammpunkt über +55°C. schwer entzündlich; z.B. Dekalin, Dieselöl, Heizöl, Tetralin - B = Flüssigkeiten mit einem Flammpunkt unter +22°C., die sich bei +15°C. in Wasser lösen hochentzündlich bis leicht entzündlich; z.B. Azeton, Ether, Spiritus Für die Klassen A I und A II gelten ein 1-2 %iger Lösemittelanteil in der Luft (d.h. 10 Liter verdunstete Lösemittel in 1 m3 Luft) als hochgefährlich! Am Boden wird eine solche Konzentration noch schneller erreicht! - Pigmentvolumen- konzentration = Unter diesem PVK-Wert versteht man die Grösse des Anteiles von Pigmenten in einem Beschichtungsstoff. Besitzt ein Mittel z.B. einen PVK von 65 %, so verbleibt für das Bindemittel nur noch ein Rest von 35 %. Dadurch ist dieses Mittel nur für anspruchslose Innenbereiche ge- eignet, denn die Bindemittel sind diejenigen, die für chemische, mecha- nische oder/und thermische Fähigkeiten zuständig sind. Je geringer also der PVK ist, je belastbarer ist ein Anstrich. - Plastizität = Diese ist dann gegeben, wenn sich ein Stoff z.B. unter Biege-, Druck- oder Zugkräften verändert und nach dem Wegfall dieser Kräfte seine neue Form beibehält. Das bedeutet aber auch, dass er sich nach einem erneuten Kräfteeinfluss nicht unbedingt wieder verändern kann! - Schicht-/Filmdicke = Gemeint ist die Dicke, die sich nach einem einzelnen Anstrich ergibt. Durch einen nachfolgenden Schleifvorgang reduziert sich aber diese Stärke wieder. So entsteht z.B. pro Anstrich im Durchschnitt eine Dicke von 120-150 (, von der durch das Schleifen wieder rund 50 ( abge- tragen werden, so dass 70-100 ( übrig bleiben. Will man nun eine Gesamtdicke von rund 1 mm (=1.000 () erreichen, so müssten demzufolge 10-13 Schichten aufgetragen werden. Dennoch empfehle ich unbedingt, dass eher dünner, denn dicker gestrichen werden sollte, auch wenn dadurch mehr Anstriche und somit mehr Arbeit notwendig werden. - Schleif-/Stapeltrocken = Es muss unterschieden werden in Schleiftrocken, d.h. dass der Anstrich so trocken ist, dass er wieder geschliffen werden kann. Damit ist aber die Ausdünstung der Löse-/Verdünnungsmittel noch nicht vollständig erfolgt! Demzufolge bezeichnet Stapeltrocken den Zustand eines An- striches, wenn dieser vollkommen frei von Löse-/Verdünnungsmitteln ist. - Thixotropie = Es handelt sich dabei um bestimmte Arten von Flüssigkeiten, die im Ruhezustand gel-artig sind, aber durch z.B. Rühren, Schütteln oder Streichen flüssiger werden und sich danach jedoch wieder in ihre Gel- Form zurück verwandeln. Derartige thixotrope Lacke werden besonders im Korrosionsschutz eingesetzt und können mit einem einzigen Anstrich sehr dick aufgetragen werden (z.B. 300 (), was an dem hohen Füllstoffanteil dieser Lacke liegt (siehe auch DIN 55928). - Topfzeit = Diese betrifft (eigentlich) nur diejenigen Mittel, die unter Hinzugabe eines Härters entstehen (=2K-Lacke). Gemeint ist die Dauer vom Zusammenmischen bis zum Zeitpunkt, wo das Mittel nicht mehr verarbeitbar ist (Reaktionsdauer). Auch bei 1K-Produkten gibt es einen Verarbeitungszeitraum; danach hat das Mittel seine Fähigkeit eingebüsst. Hierbei wird aber nicht von einer Topfzeit gesprochen. - Verdunstungszahl = Nach DIN 53170 wird bei der Verdunstungszahl (=VD) unterschieden in - leicht flüchtig VD < 10 z.B. Aceton, Methanol, Toluol; - mittel flüchtig VD 10-35 z.B. Ethanol, Styrol, Xylol; - schwer flüchtig VD 35-50 z.B. Ethylglykol, Terpentin; - sehr schwer flüchtig VD > 50 z.B. Testbenzin, Wasser. Bei Anstrichmitteln hängt von diesen Werten z.B. die Schnelligkeit des Durchtrocknens ab, was durch die vollständige Verdunstung der Löse- und Verdünnungsmittel geschieht. - Viskosität = Gemeint ist damit die Flüssig-, bzw. Zähigkeit eines Mittels. Dabei wird differenziert in - hochviskos: zähflüssig z.B. einige Abbeizer, Kleber - mittelviskos: dickflüssig z.B. kalte Lacke und Öle - niedrigviskos: dünnflüssig z.B. Lösemittel, Wasser Die DIN 53211 gibt dazu genauere Hinweise, wie mittels eines Auslauf- bechers diese Viskosität gemessen wird. Wichtig für Lacke ist, dass die Viskosität stimmt, denn ein zu zähflüssiger Lack verhindert einen gleichmässigen Verlauf des Anstriches/Ergebnisses (=keine glatte Oberfläche). |
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- Bindemittel |
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