Freundeskreis Klassische Yachten

Anstriche - Arten und technische Merkmale

ROSTSCHUTZMITTEL

Dieses Thema hatte ich schon in der „Info 02“ angesprochen. Auf einem PIRATEN haben wir – in erster Linie – zwei Bereiche, die durch Korrosion angegriffen werden können und demzufolge geschützt werden müssen: Schwert- und Ruderblatt, sofern diese aus Schiffsbaustahl hergestellt worden sind. Wenn dann die Vorarbeiten einwandfrei durchgeführt wurden (=vollständiges Entfernen des groben Rostes und des feineren Flugrostes bis auf die reine Oberfläche des Metalles), können verschiedene Mittel angewendet werden, die eben nicht die Umwelt (so) belasten. Früher wurde Bleimennige benutzt, die – neben ihrer Giftigkeit! – sehr schnell trocknete und dadurch ein Verlaufen des mit einem Pinsel aufgetragenen Anstriches verhinderte (=keine glatte Oberfläche) und das Metall nur vor einer weiteren Oxidation (=Zutritt von Sauerstoff) schützte.

Die Hersteller haben aus diesem Grund Mittel entwickelt, die vorhandenen (Rest-)Rost (=Flugrost, höchstens diesen) umwandeln. Dazu wird die leicht oxidierte (Grenz-)Oberfläche von Eisen/Stahl z.B. mit einem Mittel „durchtränkt“, so dass kein Sauerstoff mehr angreifen kann (wie beispielsweise bei der Holz-Konservierung des schwedischen Schiffes WASA) oder in eine sogenannte Passiv-Schicht umgewandelt (chemisches Ergebnis=Fe2O2). Bei allen diesen Mitteln darf das Metall nicht total blank sein, sondern es müssen noch Reste von Rost vorhanden sein (z.B. eben leichter Flugrost, der sich sehr schnell wieder auf dem Metall einfindet). – Weitere Informationen und zum Test dazu: Zeitschrift PALSTEK 05/1996 und 02/1998.

Folgende Wege werden zum Schutz beschritten (leider mit unterschiedlichen Dauer-Test-Erfolgen):

- Durchtränkung = auf der Basis von Alkydharzen auf Naturgrundölen (z.B. OWATROL)

    - Verhalten: In diesem Fall dringt das Mittel in das Eisenoxid ein,
    umschliesst dieses auch fest und macht es für den
    Sauerstoff (und damit einer weiteren Oxidation)
    unangreifbar (=Hersteller-Darstellung!). Allerdings wir-
    ken diese Mittel nicht auf völlig blanken Metallen.
    - Erfolg: Ein erster Anstrich kann nach einem _ bis 1 Jahr einen
    neuen erforderlich machen, dann allerdings mit einer
    dauerhafteren Schutzwirkung, d.h. es zeigte sich in
    einem Test danach kein neuer Rostbefall.

    = auf der Basis von Epoxidharzen (z.B. BRUNOX)

    - Verhalten: siehe oben
    - Erfolg: Schon nach kurzer Zeit (=wenigen Wochen!) zeigten
    sich in einem Test braune Roststellen, die sich aber
    dann nicht weiter ausbreiteten.

    = auf der Basis von Ölen mit natürlichen Harzen (z.B. TONKINOIS)

    - Verhalten: Dieses Mittel dringt intensiv in das Material ein und
    bildet mit einem zweiten Anstrich eine hochglänzende,
    harte Abdeckschicht. – Nicht unbedingt verwendbar bei
    Teilen, die sich laufend im Wasser befinden (also nicht
    für unsere beiden Blätter).
    - Erfolg: Obwohl dieses Produkt schon viele Jahre benutzt wird,
    kommt es erst jetzt auf den Markt für „Lustboote“.
    Rostbildungen ergaben sich im Test nicht mehr.

- Penetrierung = Rost-Umwandlung (z.B. SKIPPERS CORRPASSIV oder CORREPAIR)

    - Verhalten: In diesen modernen Mitteln werden durch die Ver-
    wendung eines (edel-)metallisches Polymer namens
    „Polyanilin“ dem Metall auf auto-galvanischem Wege
    Elektronen entzogen und die Grenzschicht zudem in
    Fe2O3 umgewandelt. Dieses „Polyanilin“ muss jedoch in
    einem zweiten Arbeitsgang – nach dem Anstrich eines
    ersten Rostumwandlers – aufgetragen werden.
    - Erfolg: Es zeigten sich im Test auf Dauer keine rostigen Stellen.
    CORREPAIR besitzt den besten Langzeitschutz, man
    kommt jedoch damit nicht in alle Ecken und Winkel (wir
    PIRATEN haben aber keine solchen Stellen). – Das
    andere Produkt ist für sandgestrahlte Flächen ausgelegt
    (hätten wir auch keine Probleme). Der grosse Vorteil
    aber ist: beide können miteinander kombiniert werden!

- Versiegelung = Rostabdichtung auf der Basis von Polyurethan (z.B. BOB)

    - Verhalten: Der Rost wird komplett versiegelt und ihm wird ein Teil
    der Feuchtigkeit entzogen Das Polyurethan benutzt den
    verbleibenden Teil der Feuchtigkeit zum eigenen
    Abbinden. Es bildet sich ein Rost-Kunststoff-Gemisch.
    Ein solcher Auftrag ist sehr hoch wärmebeständig
    (bis +120°C.).
    - Erfolg: Es zeigten sich im Test auf Dauer keine rostigen Stellen
    (der Berliner Funkturm wurde übrigens damit erfolgreich
    gestrichen).

Die Produkte, die eine neue Metallschicht erzeugen (z.B. Fe2O3), haben – wegen der katalytischen Vorgänge – derart (phänomenale) Wirkungen, dass diese empfohlen werden können und deren weitere Entwicklung auf dem Markt „im Auge“ behalten werden sollte!

Anschliessend können diese Mittel mit allen anderen gängigen Lacken (1K oder 2K) überstrichen werden, wobei jedoch CORREPAIR seine 10-Jahre-Garantie (!) nur bei Weiterverwendung eigener Lacke vergibt. – Übrigens erfolgt der spätere Lackanstrich mit seiner Grundierung erst nach dem Rostschutz!

Klar dürfte natürlich jedem sein, dass Beschädigungen an irgendwelchen Stellen des Auftrages, besonders bei bis auf das Metall durchgehenden Schäden, einen Rostschutz nicht mehr gegeben sein lassen. Kommt wieder Sauerstoff an das Metall, so findet zwangsläufig eine Oxidation statt. – Weiter Informationen befinden sich in der DIN 55928.


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